In mehrjährigen Versuchen konnten die unterschiedliche Wirksamkeit von Fungiziden, deren unterschiedliche Regenfestigkeit sowie der Einfluss der Anwendungshäufigkeit während des Blattfalls gezeigt werden.
Trotz dieser Erkenntnisse erweist sich eine effektive Bekämpfung in der Praxis aber häufig als schwierig. Zu Infektionen kann es nur kommen, wenn Sporen auf frische Wunden gelangen. Das Ausscheiden und Verteilen von Sporen ist an Feuchtigkeit bzw. an Niederschläge gebunden. Als Sporenlager sind auf den Krebswunden die weißen bis cremefarbenen Sporodochien zu finden, die Konidien enthalten. Auf den Krebswunden sind außerdem die roten Perithecien mit den Askosporen zu sehen, die wie Eier der Obstbaumspinnmilbe aussehen (Abb. 1). Die Askosporen können einige Zentimeter hoch ausgeschleudert und dadurch auch mit dem Wind verbreitet werden. Wie bei allen anderen Pilzen ist auch beim Obstbaumkrebs das Angebot an Sporen entscheidend für den Infektionsdruck und das Entstehen neuer Infektionen. Eine Anfrage der Firma Menno Chemie warf die Frage auf, ob durch eine Spritzung mit dem Produkt Menno Florades die vorhandenen Sporenlager zerstört und dadurch zumindest vorübergehend der Infektionsdruck während des Blattfalls verringert werden könnte.
Die wirksamsten Produkte gegen Obstbaumkrebs (Neonectria galligena) mit einer aktuellen Zulassung sind die organischen Fungizide Cercobin fl. und Malvin WG sowie die anorganischen kupferhaltigen Produkte.
Die sichere und hohe Wirkung von Heißwasserbehandlungen frisch geernteter Äpfel gegen Befall durch pilzliche Lagerfäulen und Lagerschorf ist seit vielen Jahren bekannt.
Der wichtigste Erreger für Fruchtfäulen in Himbeeren ist der Grauschimmelpilz (Botrytis cinerea) (s. Foto). Zur Bekämpfung werden derzeit drei bis vier vorbeugende Behandlungen während der Blüte empfohlen.
Global zählen Vertreter der Dithiocarbamate seit den 1930er Jahren zu den wichtigsten Fungiziden. Im Obstbau waren in der Vergangenheit diverse Dithiocarbamate zugelassen, darunter Dithane Ultra WG (Mancozeb), Polyram WG (Metiram), Pomarsol (Thiram), Ferbam 80 (Ferbam), Antracol WG (Propineb) sowie Mischpräparate.
Hinrich H. F. Holthusen, Peter Tenbrink, Petia Vladimirova
Durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Kombination mit anbau- und kulturtechnischen Praktiken ist die Erzeugung gesunder, qualitativ hochwertiger Früchte mit entsprechendem wirtschaftlichem Erfolg möglich.
In einzelnen Betrieben an der Niederelbe ist seit einigen Jahren eine Zunahme der Fäulnisverluste bei Äpfeln während und nach der Lagerung festzustellen.
Ab dem Spätsommer bis zur Ernte kann es bei Schorfbefall (Venturia inaequalis) nach länger anhaltender Blatt- bzw. Fruchtnässe zu Lagerschorfinfektionen auf Äpfeln kommen.