Wie etablieren sich Herbst-Erdbeeren am Markt?

Eva Würtenberger
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Mit zunehmender Fokussierung der Erdbeerproduzenten auf einen Anbau von remontierenden Sorten auf Stellagen im Hochtunnel streckt sich das Saisonfenster deutscher Erdbeeren immer weiter in den Herbst hinein. Wie werden die steigenden Mengen an Herbst-Erdbeeren von den Verbrauchern aufgenommen?

Welchen Umfang der Stellagenanbau mittlerweile in Deutschland hat, lässt sich anhand von Flächenzahlen nicht belegen. Die Zahlen seitens Destatis weisen nur die geschützte Anbaufläche aus und unterscheiden hier weder nach Gewächshaus- oder Tunnelfläche noch nach Kulturform oder Erdbeersorte. Aber immerhin weisen die Zahlen eine Vervierfachung des geschützten Erdbeeranbaus zwischen 2013 und 2023 aus. Knapp 30 % aller in Deutschland produzierten Erdbeeren stammten demnach 2023 aus geschützter Produktion – im Jahr 2013 waren es gerade einmal 5 %.

Wie groß ist das Angebot an Herbst-Erdbeeren?
Wie stark sich die Angebotskurve nach hinten verschoben hat, das zeigen zumindest ansatzweise die Absatzzahlen der Erzeugermärkte, die die AMI in der Marktstatistik erfasst. Eine gewisse Unschärfe gibt es zum Erntestart der remontierenden Erdbeeren im Sommer, da sich dann Terminkulturen bzw. Spätsorten und im Herbst zugleich Gewächshaus-Erdbeeren parallel am Markt befinden. Der Blick zurück ins Jahr 2013 zeigt, dass ab Spätsommer (August) bis zum Jahresende die deutschen Erzeugermärkte gerade einmal 6,4 % ihrer Gesamtjahresmenge an Erdbeeren verkauften. Zehn Jahre später lag der Mengenanteil im selben Zeitraum bei 14,3 %.

Handelsbeziehungen wurden seitdem erweitert. Dies lässt sich durch stärkere Werbetätigkeit belegen. Von Seiten der Verbraucher gibt es Zuspruch – auch wenn der Kundenkreis bei weitem nicht die Größenordnung hat wie im Frühjahr/Sommer. Nichtsdestotrotz nehmen Käuferreichweite wie auch Einkaufsmengen an Erdbeeren im Herbst zu – vorausgesetzt, das Wetter stimmt. Und das war 2023 der Fall.

Investitionskosten müssen eingespielt werden
Die Saison 2024 hingegen lief für remontierende Erdbeeren nicht so glatt. Zunächst prägte die Nachfragesituation das ferienbedingte Sommerloch, im Anschluss die Wetterbedingungen den Markt. Insbesondere der Temperaturrückgang in der zweiten Septemberwoche hat die Nachfrage ausgebremst, wie die Kurve der Käuferreichweite des CPS GfK Haushaltspanels zeigt. Denn immer noch entspricht der Anteil der kaufenden Haushalte im Herbst nur einem Bruchteil der Frühjahrs-/Sommerwerte. Ein leichtes Wachstum ist dennoch zu erkennen. In den Jahren 2021 bis 2023 wurden zum Beispiel im September und Oktober durchschnittlich 3,6 kg bzw. 2,8 kg deutsche Erdbeeren je 100 Haushalte gekauft; 2,9 bzw. 1,8 kg waren es durchschnittlich in den Jahren 2018 bis 2020.

Bei weiteren Investitionsvorhaben sollten die Betriebe allerdings darauf achten, dass die hohen Investitionskosten auch eingespielt werden müssen. Nicht jeder Kunde ist bereit, im Herbst Geld für den Erdbeerkauf in die Hand zu nehmen. Und auch der Saisoncharakter fließt in die Kaufentscheidung ein, zumal im Spätsommer und Herbst andere Obstarten wie zunächst Steinobst oder Melonen und später Trauben oder Kernobst im Mittelpunkt stehen.

Südeuropa startet immer früher
Ein weiterer Faktor, der hierbei berücksichtigt werden muss: Der Saisonstart bei den in Südeuropa angebauten Erdbeeren rückt immer weiter in den Herbst hinein. Griechenland macht seit Jahren den Anfang und liefert ab Mitte November erste Erdbeeren an den deutschen LEH – daran wird sich auch 2024 nichts ändern. Griechenland war und ist innerhalb Europas das Land mit dem stärksten Flächenwachstum der vergangenen Jahre.

Die griechische Anbauhochburg liegt im Nordwesten der Peleponnes zwischen Patras und dem südlich gelegeneren Nea Manolada. Ein Flächenplus um 46 % in den Jahren 2018 bis 2023 spricht für sich. Die Expansionsfreude hält in Griechenland bis heute an. Für die Saison 2024/25 dürfte sich die Anbaufläche Schätzungen zufolge auf 2.200 ha belaufen – darauf deuten die Jungpflanzenverkäufe der Vormonate hin. Nicht nur bestehende Betriebe erweitern ihre Flächen; von der Erfolgsgeschichte getrieben, steigen immer noch neue Betriebe in die Erdbeerproduktion ein. Jedoch dürfte die Wachstumskurve nicht mehr das Ausmaß der Vorjahre haben.

Verschiebung zugunsten deutscher Produzenten?
Das exportorientierte Griechenland steigerte in dieser Zeit die Exporte in Richtung seines zweitwichtigsten Absatzmarktes Deutschland von 6.600 auf 18.150 t. Damit rückte es auf Platz 2 der wichtigsten Erdbeerlieferanten in Deutschland. Allerdings profitierten die Griechen dabei von den Ertragsausfällen der Spanier in den zurückliegenden Frühjahren. Diese Wetterextreme auf der Iberischen Halbinsel während der Haupternte – mal Hitze (2023), mal Kühle und Regen (2022) – ließen nun auch die Spanier umdenken. Sie machen es den Griechen nach und wollen durch Pflanzung von Frühsorten den Markt nicht erst im Dezember, sondern ebenfalls bereits im November bedienen können. Das könnte eine schwächere Präsenz der Spanier in der Spätphase zur Folge haben. Eine solche Entwicklung wäre von Seiten der deutschen Produktion wünschenswert, nachdem es in frühen Erntejahren immer wieder zu einer starken Kollision mit Import-Erdbeeren aus den Niederlanden und Spanien gegeben hat.

Schutzfunktion wichtiger Produktionsfaktor
Nach den Unwettern der Saison 2024 rückt für die deutschen Produzenten die Qualitäts- und Ertragssicherung durch die geschützte Produktion an vorderste Stelle. Die Folientunnel dürften damit 2025 verstärkt zur Qualitätssicherung eingesetzt werden. Die extreme Verfrühung hingegen dürfte nach den negativen Erfahrungen der Vorjahre (auch durch die Angebotsüberschneidungen mit Importen) in den Hintergrund treten.

Über den Autor

Eva Würtenberger, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH, Dreizehnmorgenweg 10, 53175 Bonn, Tel.: 0228 33805-253, E-Mail: Eva.Wuertenberger@AMI-informiert.de

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