Trotz zahlreicher Herausforderungen: Französische Apfelbranche blickt nach vorn

Fachgruppe OBSTBAU
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Die französische Apfelbranche ist gut aufgestellt, um den hohen Anforderungen der Verbraucher bzgl. Nachhaltigkeit und Qualität gerecht zu werden, ist sich Daniel Sauvaitre, Präsident des französischen Apfel- und Birnenverbands ANPP (Association Nationale Pommes Poires), sicher – und dass trotz erheblicher Herausforderungen.

Eine der großen Herausforderungen für Apfelerzeuger seien die Klimawandel-bedingten zunehmenden Hitzetage in unserem Nachbarland, wie Daniel Sauvaitre, der selber Obstproduzent ist, erklärte. „Wir sind es nicht gewohnt, schon im Juni mit so hohen Temperaturen konfrontiert zu sein.“ Aber die französischen Apfelanlagen hatten dieses Jahr eine gute Blüte und einen guten Fruchtansatz, das Potenzial scheint also normal zu sein. Erwartet wird daher eine Ernte in der Größenordnung von 2024.

Innovationsbereitschaft Voraussetzung
Mindestens ebenso herausfordernd für französischen Apfelerzeuger sei die zurückgehende Pflanzenschutzmittelverfügbarkeit. „Vor zehn Jahren hatten wir Produkte, auf die wir uns verlassen konnten – gegen Schädlinge, Pilze, Krankheiten“, verdeutlichte der ANPP-Präsident. „Heute sind viele davon verboten.“ Das bedeute viel Stress für die Produktion, zwinge uns aber auch zu Innovationen. Daniel Sauvaitre nannte in diesem Zusammenhang die Einführung der „integrierten Obstproduktion“ in den 1990er-Jahren, den Wandel zu Agroökologie und öko-verantwortlichen Obstanlagen bis hin zum heute zunehmend verbreiteten „regenerativen Anbau“.

„Regenerativer Anbau ist ein schöner Begriff“, kritisierte er, „aber eigentlich nichts Neues. Wir experimentieren seit Jahrzehnten und werden unsere Produktionsmethoden immer weiter verbessern. Als Obstproduzenten kümmern wir uns um den Boden, damit er gesund ist, mit gutem Humusgehalt und ausgewogenem Nährstoffprofil. Obsterzeuger, die nicht regenerativ wirtschaften, deren Boden immer schlechter wird, arbeiten in letzter Konsequenz nicht wirtschaftlich.“

Hindernisse bei Pflanzenschutz und Wasserversorgung
Insbesondere durch die sinkende Verfügbarkeit wirksamer Pflanzenschutzmittel werde es immer schwieriger, eine gute Ernte zu erzielen. Beispielsweise war 2025 die Blutlaus ein großes Problem im französischen Apfelanbau. In den meisten Ländern ist es einfach, den Schädling loszuwerden – in Frankreich jedoch nicht. Denn es gibt zwar Wirkstoffe, die die französischen Apfelproduzenten einsetzen dürfen - aber sie sind nicht sehr wirksam. Dadurch sieht Daniel Sauvaitre zunehmend Wettbewerbsnachteile für sich und seine Berufskollegen.

Ein ähnliches Problem bestehe beim Thema Wasser. „Mit steigenden Sommertemperaturen wird die Apfelbranche mehr Wasser brauchen als früher – aber das ist ein politisch aufgeheiztes Thema“, so der Verbandsvertreter. „Weil die Wasserverfügbarkeit in Frankreich stark schwankt, würden wir Produzenten gerne mehr Wasser speichern. Aber es ist in unserem Land praktisch unmöglich, über den Ausbau von Wasserspeicherkapazitäten zu sprechen“, beklagte er.

Saisonarbeitskräfte gesucht
Auch die Suche nach ausreichend Arbeitskräften werde zu einer immer größeren Herausforderung. „Wir brauchen Arbeitskräfte aus anderen europäischen Ländern und aus Nordafrika – aber das wird immer schwieriger. Es gibt mittlerweile einen weltweiten Wettbewerb um Saisonarbeitskräfte und letztlich darum, frisches und bezahlbares Obst im Supermarktregal halten zu können.“

Export wichtiges Standbein

Diese Herausforderungen treffen auf eine Branche, die sich zugleich mit den Folgen globaler politischer Instabilität und gestörter Handelswege auseinandersetzen müsse, wie Daniel Sauvaitre betonte. Asien zu erreichen sei schwieriger geworden, da die Containerschiffe immer häufiger Südafrika umfahren, um Probleme im Roten Meer zu vermeiden. Doch trotz aller Schwierigkeiten sei der Export nach Südostasien lukrativ, z.B. in Länder wie Vietnam, das sich zum wichtigsten Markt für französische Äpfel in der Region entwickelt habe.

Die französischen Apfelexporte liegen relativ stabil bei durchschnittlich 300.000  t pro Jahr. Der wichtigste Abnehmer für französisches Obst ist nach wie vor Großbritannien – auch nach dem Brexit. Aber auch im Export nach Lateinamerika seien Zuwächse zu verzeichnen: „Wir haben 25 Jahre lang darauf gewartet, den mexikanischen Markt zu erschließen, und Präsident Trump hat uns dabei geholfen“, erläuterte Daniel Sauvaitre. „Wegen der Handelsprobleme mit den USA hat sich Mexiko nämlich inzwischen entschieden, seine Importquellen zu diversifizieren – das hat uns die Tür geöffnet. Wir hoffen nun, bereits in der nächsten Saison dorthin exportieren zu können.“ Als weitere interessante Exportdestinationen in Südamerika nannte er Kolumbien und Brasilien.

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Quelle: ANPP

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