Sonderkulturen unter Druck
Parlamentarischer Abend fordert verlässliche Rahmenbedingungen
Pflanzenschutz, Bürokratie und Produktionskosten – nur einige Punkte, die den Sonderkulturbereich dieser Tage intensiv beschäftigen. Unter dem Motto „Querbeet – ein erfrischender Abend mit hiesigem Obst, Gemüse, Pilzen und Kartoffeln“ fand am 14. Oktober 2025 nun der erste Parlamentarische Abend der Sonderkulturen in Berlin statt. Zahlreiche Vertreter des Berufsstandes nutzten die Gelegenheit, sich mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages sowie Vertretern von Behörden, Verbänden und Mitgliedsunternehmen über die aktuellen Herausforderungen und politischen Handlungsbedarfe auszutauschen. Eingeladen hatten die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e.V. (BVEO), die Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft e.V. (UNIKA) sowie der Deutsche Kartoffelhandelsverband e.V. (DKHV).
Als Hauptrednerin war die Parlamentarische Staatssekretärin Silvia Breher vor Ort und hob in ihrem Grußwort die Bedeutung der deutschen Erzeugung von Sonderkulturen hervor. Man habe zahlreiche Vorzeigeunternehmen im Land, welche die Verbraucherinnen und Verbraucher mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen. Ihre wertvolle Arbeit mit verlässlichen Rahmenbedingungen zu ermöglichen, sei ein Anliegen des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Für einen konstruktiven Austausch steht das Ministerium und seine Referate jederzeit bereit.
In seiner Eröffnungsansprache betonte Olaf Feuerborn, Vorstandsvorsitzender der UNIKA, dass die Branche einen gut gefüllten Werkzeugkasten brauche, um zukunftsfest zu sein. „Pflanzenschutzmittel sind zur Risikoabsicherung in der Produktion unverzichtbar. Es ist zwingend notwendig, ihre Zulassungsverfahren schlank, unbürokratisch und reaktionsschnell auszugestalten“, so Feuerborn. Man begrüße es daher sehr, dass das Ziel von verbesserten Zulassungsverfahren im Koalitionsvertrag aufgenommen wurde und wolle den von der Regierung eingeschlagenen Weg konstruktiv begleiten.
Auf die Gefahr von ausufernder Regulierung wies Thomas Herkenrath, Präsident des DKHV, in seiner Rede hin. „Für viele europäische Unternehmen wird es zunehmend schwieriger im Welthandel konkurrenzfähig zu sein. Insbesondere die hohen Produktionskosten, getrieben durch zu viel Bürokratie, Überregulierung, Dokumentationspflichten und Zertifizierungswahn setzen der Wirtschaft immer mehr zu“, mahnte Herkenrath. Der vielversprochene Bürokratieabbau – zusammen mit einer Deregulierung und Harmonisierung der Zertifizierungssysteme – müsse nun schnellstens politisch umgesetzt werden, so die Forderung des DKHV-Präsidenten.
Der Vorsitzende der BVEO, Johannes Bliestle, forderte von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen ein, um der Branche eine langfristige Planung zu ermöglichen und ihre eigene Entwicklung vorantreiben zu können. Nur dann könne die „heimische Erzeugung eine Versicherung gegen Krisen, Lieferengpässe und politische Turbulenzen“ sein. Deutliche Worte fand Bliestle auch für die Wettbewerbsungleichheit auf dem europäischen Binnenmarkt: „Ein freier Markt braucht faire und gleiche Bedingungen. Wenn ein Betrieb in Spanien oder Polen mit einem Arbeitskostenniveau produzieren kann, das oft nur ein Drittel bis die Hälfte dessen beträgt, was wir hier an Kosten haben – dann ist klar, dass wir im Wettbewerb unter Druck geraten“, so der BVEO-Vorsitzende.
News & Infos
Mehr Hautkrebsfälle durch UV-Strahlung – Sonnenschutz ist unerlässlich
Angesichts deutschlandweit steigender Hautkrebserkrankungen ist es unerlässlich, dass sowohl Betriebe als auch Beschäftigte in der Grünen Branche angemessene Maßnahmen zum Sonnenschutz ergreifen.
Änderung des Düngegesetzes vom Bundestag beschlossen
Der Deutsche Bundestag hat die vom BMEL vorgelegten Änderungen des Düngegesetzes beschlossen. die von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir erarbeiteten Novelle soll landwirtschaftlichen Betriebe künftig mehr Planungssicherheit bieten und gleichzeitig den Umweltschutz verbessern.
Neue Kampagne von ALDI SÜD: Der Discounter macht Nachhaltigkeit zur „normalsten Sache der Welt“
ALDI SÜD verkündete just, dass der Konzern sein Angebot an nachhaltigeren Lebensmitteln (d.h. Bio-Produkte, regionales Obst und Gemüse oder Fleisch aus den höheren Haltungsformen) stetig ausbauen will. Wie der Discounter auf diese Weise Nachhaltigkeit zur „normalsten Sache der Welt“ machen will, zeigt Aldi Süd jetzt in seiner neuen Marketingkampagne, die am 21. Mai startet.
CO2-Fußabdruck von Bodenseeäpfeln
Im Sommer 2023 wurden im Rahmen der Initiative „FAIRDI – natürlich vom Bodensee“ CO2-Fußabdrücke für Äpfel von 22 Obstbaubetrieben sowie für typische Bodenseeäpfel ermittelt, um Optimierungspotentiale für einen ressourcenschonenden Apfelanbau zu identifizieren.
Erweiterung der Mautpflicht ab Juli 2024
Am 24.11.2023 wurde das „Dritte Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschriften“ (3. MautÄndG) im Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 315 verkündet. Die Regelungen des Gesetzes treten 2024 in verschiedenen Stufen in Kraft.
Polnische Landwirte protestieren gegen europäische Umweltvorschriften
Letzte Woche gingen Tausende von Landwirten in der polnischen Hauptstadt Warschau auf die Straße, um gegen die Umweltpolitik der Europäischen Union (EU) zu protestieren, berichtet Vilt.be.
EU-weit mehr als 300 Fälle von zu hohen PSM-Rückständen in Obst und Gemüse
In der Saison 2023/2024 wurden bei stichprobenartigen Rückstandsuntersuchungen bis April 2024 in 361 Fällen zu hohe Pflanzenschutzmittelrückstände in Obst und Gemüse festgestellt, wie der spanische Infodienst Hortoinfo.es in einem Bericht mitteilte.
“Zukunftsprogramm Landwirtschaft” in der Kritik
Unwissenschaftlich, unausgegoren und untauglich - mit diesen klaren Worten kommentiert der Industrieverband Agrar e.V. (IVA) die “Diskussionsgrundlage für die Erarbeitung eines Zukunftsprogramms Pflanzenschutz”.
Schimmel an Erdbeeren aus dem Mittelmeerraum - ein Problem?
Das NDR-Verbrauchermagazin "Markt" hat Stichproben von frühen Erdbeeren aus dem Mittelmeerraum bei Edeka, Lidl, Rewe und einem örtlichen Gemüsehändler gekauft. Die Erdbeeren kamen aus Spanien, Griechenland und Italien.
Pachtpreise weiter gestiegen
Im Jahr 2023 hat das jährliche Pachtentgelt je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche bundesweit durchschnittlich 357 Euro betragen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2023 mitteilt, entsprach dies einem Anstieg von 9 % gegenüber 2020 (329 Euro).
Genomsequenz der Schattenmorelle entschlüsselt
Ein Forschungsteam unter Federführung des JKI-Instituts für Züchtungsforschung an Obst untersucht mit neuartigen Technologien das komplexe Erbgut der bedeutenden Sauerkirschsorte und zieht Rückschlüsse auf Entstehung der Obstart.
Neu als Berufskrankheit anerkannt: Parkinson-Syndrom durch chemische Pflanzenschutzmittel
Der Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten (ÄSVB) – ein weisungsunabhängiges Gremium, das beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) angegliedert ist – hat empfohlen, das Parkinson-Syndrom durch chemische Pflanzenschutzmittel als neue Berufskrankheit in die Berufskrankheiten-Verordnung aufzunehmen.