Projekt FUBIOO: Modell- und Demonstrationsvorhaben nimmt Fahrt auf

Erster Hoftag am LfULG in Dresden-Pillnitz zeigt innovative Maßnahmen zur Nützlingsförderung im Obstbau

Dr. Annette Herz, Dr. Tim Mark Ziesche, Dr. Roman Häuser, Dr. Astrid Eben
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Erster Hoftag am LfULG in Dresden-Pillnitz zeigt innovative Maßnahmen zur Nützlingsförderung im Obstbau

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert seit 2023 ein Modell- und Demonstrationsvorhaben, in dem es um die Entwicklung von Maßnahmen zur Stärkung der funktionellen Biodiversität für eine nachhaltige Produktion im Obstanbau geht (Projekt „FUBIOO“).

Durch die Anwendung und Weitervermittlung von Wissen aus Vorgängerprojekten sollen Methoden der Nützlingsförderung in der Obstbaupraxis etabliert werden. Am Ende des Projektes soll dann ein Maßnahmenpaket für einen umweltschonenden Pflanzenschutz zur Verfügung stehen, das die nachhaltige Produktion von Obst weiter stärkt.

Das Projekt
Gemäß des Slogans ‘Vielfalt gibt Pflanzen Schutz’ stehen nutzbare Ökosystemleistungen von Tieren und Pflanzen im Zentrum des bis Ende 2026 laufenden Vorhabens, bei dem aber auch Praxistauglichkeit, Effizienz und ökonomische Aspekte bei der Bewertung der durchgeführten Maßnahmen mit bewertet werden sollen. So werden in den teilnehmenden Betrieben ökologische Klein- und Großstrukturen für Nützlinge betriebs- und nützlingsgerecht angelegt, sodass eine dauerhafte Ansiedlung von unterschiedlichen Nützlingen in den entsprechenden Obstanlagen stattfinden kann. Ziel ist es, dass diese Nützlinge bei der Regulierung typischer Schaderreger so effizient arbeiten, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz entsprechend reduziert werden kann.

An dem Vorhaben beteiligen sich 20 Betriebe aus vier obstbaulich geprägten Regionen Deutschlands, dem Alten Land im Norden, der Bodenseeregion im Süden, der Raum Dresden im Osten und Betrieben aus dem Rheinland und Rheinhessen im Westen. Die Betreuung erfolgt entsprechend über das ESTEBURG Obstbauzentrum Jork, das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf, das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sowie das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Klein-Altendorf.

Öffentlichkeitsarbeit
Am 22. Mai diesen Jahres fand beim Verbundpartner Ost (LfULG) in Dresden-Pillnitz anlässlich des Internationalen Tages der biologischen Vielfalt ein „Hoftag der funktionellen Biodiversität im Obstbau“ statt. Mithilfe von Vorträgen im Versuchsfeld und einem Besuch eines teilnehmenden Obstbaubetriebes sollte einem interessierten öffentlichen Publikum der betriebliche und betriebswirtschaftliche Nutzen der Maßnahmen nähergebracht werden.

Im Fokus stand dabei unter anderem das sogenannte „offene Nützlingszuchtverfahren“, bei dem zunächst Schädlinge anderer Kulturarten angelockt werden, die dann als erste Beute für Nützlinge zur Verfügung stehen. Ziel ist es, sehr früh eine große Population von Nützlingen in der Obstanlage zu etablieren, damit Schäden durch wirtschaftlich bedeutende Schaderreger die Schadschwelle gar nicht erst überschreiten. Die Besucher begutachteten mit Interesse den Getreidestreifen neben der Obstanlage, der mit Getreideblattläusen angeimpft wurde. Sie vermehren sich im Getreidestreifen, ohne auf die Apfelkultur überzugehen und bieten Nützlingen Nahrung, sodass sie sich im Bestand etablieren können. Wenn dann Problemblattläuse wie die Mehlige Apfelblattlaus in der Apfelkultur auftreten, gibt es im Getreidestreifen so viele Nützlinge, dass sie auch in den Obstbäumen ganze Arbeit leisten, so die Idee.

Zur Reduzierung der Mäusepopulation in Obstanlagen werden Räuber wie der Mäusebussard oder das Steinwiesel gefördert. Doch ein wichtiger Räuber bleibt dabei meist unbeachtet: der Fuchs, der bis zu 4.000 Mäuse pro Jahr fressen kann. Im Rahmen von FUBIOO wird nun in Sachsen geprüft, ob mithilfe künstlich angelegter Fuchsbauten der Räuber in der Nähe der Obstplantage angesiedelt werden kann.

Diskutiert wurde auch die Möglichkeit, Mäuse durch eine Pflanzenbarriere aus Steinklee am Rande der Anlage von der Einwanderung abzuhalten. Entsprechende Untersuchungen aus den USA lieferten Hinweise dafür. Steinklee hat nämlich teils höhere Cumingehalte und wird deshalb von Mäusen gemieden.

Am Nachmittag wurde dann ein am Vorhaben beteiligter Erwerbsbetrieb besucht, sodass die Maßnahmen auch in der Praxis vorgestellt werden konnten.

Erstes Projekttreffen
Am Folgetag (23. Mai) fand am LfULG das erste Treffen der Projekt-begleitenden Arbeitsgruppe (PAG) statt. Es nahmen Mitarbeiter des BMEL, der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und der Bundesfachgruppe Obstbau ebenso teil wie Vertreter des Julius Kühn-Instituts und der betreuenden Facheinrichtungen in den verschiedenen Modellregionen sowie weitere Vertreter aus der Pflanzenschutzberatung und der Obstbaulehre. Die PAG ist als Instrument des Wissens- und Ideenaustausches gedacht und soll Vertreter der unterschiedlichen Interessensbereiche wie Obstbauverbände, Forschung, Politik und Umweltschutz an einen Tisch bringen. Bei diesem ersten Treffen stellten alle Modellregionen die dort geplanten Maßnahmen vor, die dann anschließend hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Ziele bei der Umsetzung konstruktiv diskutiert wurden.

Die FUBIOO-Webseite
Anlässlich des Hoftags am LfULG wurde auch die Webseite für FUBIOO freigeschaltet. Sie wird als Wissensportal über das Julius Kühn-Institut betrieben, welches u.  a. die Gesamtkoordination und Medienarbeit des Projektes übernommen hat. Allgemeine Informationen, Ankündigungen und Ergebnisse zum Vorhaben werden auf dieser zentralen Informationsplattform veröffentlicht – klicken Sie doch mal rein! Die FUBIOO-Webseite ist unter dem Link https://wissen.julius-kuehn.de/FUBIOO/ zu erreichen.

Dank
Ein Dankeschön geht an die Organisatoren vom LfULG und die Projekt-Betriebe sowie die Teilnehmer der PAG-Tagung, für interessante und konstruktive Thementage in Dresden-Pillnitz.

Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Über den Autor

Dr. Tim Mark Ziesche, Dr. Annette Herz, JKI-Institut für Biologischen Pflanzenschutz und Dr. Roman Häuser, Dr. Astrid Eben, JKI-Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau, Schwabenheimer Straße 101, 69221 Dossenheim, Tel. 03946 474813, E-Mail: fubioo@julius-kuehn.de

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