Polen: Ernteversicherung nach Hagel- und Sturmschäden auf dem Prüfstand
Nach den massiven Hagel- und Sturmschäden in diesem Jahr hat Polens Agrarminister Czesław Siekierski Änderungen bei den Versicherungsregelungen angekündigt. Wie diese aussehen werden, ließ er allerdings vorerst offen.
Infolge heftiger Stürme, intensiver Hagelstürme und starker Winde erlitten in der KW 24 zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe erhebliche Schäden, insbesondere in den südlichen Regionen des Landes. Vielerorts wurden sämtliche Kulturen zerstört; dabei handelte es sich vor allem um Felder mit Getreide, Raps, Gemüse und Beerenobst. Die Rede ist von mehreren Tausend Hektar. Der Sturm riss zudem vielfach Dächer ab und brach Bäume. Die Infrastruktur wurde geschädigt.
Erste Vorschläge zu Änderungen an den Versicherungsregelungen aus dem Ministerium sollen zeitnah vorgelegt werden. Die Lage sei sehr ernst: Die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe melden enorm Verluste, viele von ihnen seien vom Konkurs bedroht. Deshalb versprach Czesław Siekierski nicht nur schnelle Entscheidungen über Soforthilfen, sondern auch systemische Maßnahmen. Die Frage der Hilfen für die betroffenen Landwirte werde aktuell gründlich analysiert.
Die Forderungen der polnischen Produzenten
Vertreter der betroffenen Gemeinden und der Landwirtschaft fordern eine Vereinfachung der Hilfsverfahren und die Einführung staatlich gestützter Versicherungshilfen.
Das Hauptproblem der Betriebe in Polen ist, dass sie sich nach früheren Katastrophen nicht mehr versichern könnten - Kommerzielle Versicherungsunternehmen böten einfach keine Policen mehr an. „Das System muss geändert werden. Nach einer Entschädigungszahlung will uns niemand mehr versichern. Wir sind auf uns allein gestellt“, berichtete einer der betroffenen Obstbauern. Gefordert wird deshalb eine allgemeine Versicherung mit staatlichen Zuschüssen, größerer Flexibilität bei den Policen sowie ein staatliches Unterstützungsprogramm für Agrarproduzenten, die von privaten Versicherern ausgeschlossen wurden.
Vertreter der Versicherungsbranche gaben indes zu bedenken, dass wegen des Klimawandels manche Wetterphänomene nicht mehr als Risikofaktor behandelt werden könnten. Wetteranomalien würden zur Norm, weshalb neue Regelungen und Bestimmungen in den abgeschlossenen Verträgen aufgenommen werden müssten. Zudem wurde erklärt, dass der Versicherer im Schadensfall keine Möglichkeit habe, den ursprünglichen Zustand der Kulturen zu überprüfen.
Anspruch auf Flächenbeihilfen bleibt
Bereits am 11. Juni hatte Minister Siekierski klargestellt, dass die geschädigten Betriebe ihre Direkt- und Flächenzahlungen erhalten, auch wenn sie ihren Verpflichtungen aufgrund der Zerstörung der Anbauflächen nicht nachkommen könnten. Er wies die betroffenen Landwirte an, unverzüglich eine Erklärung über höhere Gewalt an die zuständigen Behörden abzugeben. Die polnische Agentur für die Umstrukturierung und Modernisierung der Landwirtschaft (ARiMR) teilte ergänzend mit, dass bei der Einreichung der Unterlagen auch die entsprechenden Beweise wie Zeugenaussagen, Sachverständigengutachten oder Kontrollberichte berücksichtigt werden sollten. Die Unterlagen sollten bei ihr eingehen, noch bevor die Entscheidung über die Gewährung der Flächenzahlungen für 2025 erfolgt.
News & Infos
Machen Sie mit: Die Hummel-Challenge vom 20. Juni bis 3. Juli 2024
Die Hummel-Challenge findet einmal im Frühjahr und einmal im Sommer statt. Während im Frühjahr vor allem Hummel-Königinnen erfasst werden, geht es nun im Sommer, vom 20. Juni bis 3. Juli, darum, möglichst viele verschiedene Hummeln auf unterschiedlichen Pflanzen zu fotografieren.
Glyphosat: Anwendungseinschränkungen bleiben bestehen
Der Bundesrat hat am 14. Juni 2024 einer erneuten Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung (PflSchAnwVO) zugestimmt. Sie wird ab dem 1. Juli 2024 gelten. Damit gibt es für Anbauer zwar nun Rechtssicherheit – aber die Bundesfachgruppe Obstbau fordert weiterhin mit allem Nachdruck eine Aufhebung des fachlich nicht zu begründenden Anwendungsverbotes für Glyphosat in Wasserschutzgebieten.
Pflanzenschutz zukunftsfest machen statt Rückbauprogramm für die Landwirtschaft
Anlässlich der Befragung der Bundesregierung im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft des Deutschen Bundestages am 12.06.2024 appellieren 30 Verbände der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Vorschläge für ein „Zukunftsprogramm“ Pflanzenschutz zurückzuziehen.
Transformationsbericht des BMEL
Das Bundeskabinett hat jüngst den Transformationsbericht „Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme“ verabschiedet. Darin werden Wege aufgezeigt, wie Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Forstwirtschaft in Zeiten der Klimakrise für ausreichende und gesunde Ernährung sorgen und gleichzeitig zum Schutz der Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystemen sowie des Klimas beitragen.
Mehr Hautkrebsfälle durch UV-Strahlung – Sonnenschutz ist unerlässlich
Angesichts deutschlandweit steigender Hautkrebserkrankungen ist es unerlässlich, dass sowohl Betriebe als auch Beschäftigte in der Grünen Branche angemessene Maßnahmen zum Sonnenschutz ergreifen.
Änderung des Düngegesetzes vom Bundestag beschlossen
Der Deutsche Bundestag hat die vom BMEL vorgelegten Änderungen des Düngegesetzes beschlossen. die von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir erarbeiteten Novelle soll landwirtschaftlichen Betriebe künftig mehr Planungssicherheit bieten und gleichzeitig den Umweltschutz verbessern.
Neue Kampagne von ALDI SÜD: Der Discounter macht Nachhaltigkeit zur „normalsten Sache der Welt“
ALDI SÜD verkündete just, dass der Konzern sein Angebot an nachhaltigeren Lebensmitteln (d.h. Bio-Produkte, regionales Obst und Gemüse oder Fleisch aus den höheren Haltungsformen) stetig ausbauen will. Wie der Discounter auf diese Weise Nachhaltigkeit zur „normalsten Sache der Welt“ machen will, zeigt Aldi Süd jetzt in seiner neuen Marketingkampagne, die am 21. Mai startet.
CO2-Fußabdruck von Bodenseeäpfeln
Im Sommer 2023 wurden im Rahmen der Initiative „FAIRDI – natürlich vom Bodensee“ CO2-Fußabdrücke für Äpfel von 22 Obstbaubetrieben sowie für typische Bodenseeäpfel ermittelt, um Optimierungspotentiale für einen ressourcenschonenden Apfelanbau zu identifizieren.
Erweiterung der Mautpflicht ab Juli 2024
Am 24.11.2023 wurde das „Dritte Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschriften“ (3. MautÄndG) im Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 315 verkündet. Die Regelungen des Gesetzes treten 2024 in verschiedenen Stufen in Kraft.
Polnische Landwirte protestieren gegen europäische Umweltvorschriften
Letzte Woche gingen Tausende von Landwirten in der polnischen Hauptstadt Warschau auf die Straße, um gegen die Umweltpolitik der Europäischen Union (EU) zu protestieren, berichtet Vilt.be.
EU-weit mehr als 300 Fälle von zu hohen PSM-Rückständen in Obst und Gemüse
In der Saison 2023/2024 wurden bei stichprobenartigen Rückstandsuntersuchungen bis April 2024 in 361 Fällen zu hohe Pflanzenschutzmittelrückstände in Obst und Gemüse festgestellt, wie der spanische Infodienst Hortoinfo.es in einem Bericht mitteilte.
“Zukunftsprogramm Landwirtschaft” in der Kritik
Unwissenschaftlich, unausgegoren und untauglich - mit diesen klaren Worten kommentiert der Industrieverband Agrar e.V. (IVA) die “Diskussionsgrundlage für die Erarbeitung eines Zukunftsprogramms Pflanzenschutz”.