Markt für Stachelbeeren und Johannisbeeren
Frost und Hagel dezimieren die Ernte 2024
Rote Johannisbeeren wie auch Stachelbeeren stehen im Schatten der seit Jahren im Trend liegenden Heidel- und Himbeeren.
Während Himbeeren und Heidelbeeren ganzjährig nachgefragt und gehandelt werden, haben Johannisbeeren und Stachelbeeren ihren Saisoncharakter behalten. Eine Konkurrenz durch aufstrebende Produktionsländer und somit weiter voranschreitende Zulieferungen an preisgünstig produzierten Beeren, wie es die Heidelbeeren und Himbeeren erfahren haben, haben Johannisbeeren wie auch Stachelbeeren nicht zu befürchten. Welche Markttrends zeigen sich in Deutschland? Und wie ist die Saison 2024 angelaufen?
Das Gros der in Deutschland gehandelten Beeren stammt auch aus Deutschland. Importware ist, wenn überhaupt, während der deutschen Saison nur sporadisch am Markt zu sehen. Und das sogar nicht mehr in dem Maße, wie man es noch vor wenigen Jahren gesehen hat.
Weniger Ware aus Polen
Der einstige Hauptlieferant Polen reduzierte seine Lieferung von 550 t Roten Johannisbeeren im Jahr 2018 auf knapp 10 t im Jahr 2023. In der gleichen Zeit steigerten die Niederlande ihre Lieferungen an CA-gelagerten roten Johannisbeeren in den Wintermonaten um 35 % auf 340 t und sind seit 2020 Hauptlieferant.
Bei den Stachelbeeren ist es nicht einsichtig, welche Mengen überhaupt die deutschen Grenzen passieren, da sie sich mit den weißen Johannisbeeren einen Warencode teilen. Aus Polen, wichtigste Herkunft für Deutschland, kamen 2023 nur noch 830 t, was eine Reduktion um 39 % seit 2018 bedeutet. Während der deutsche Handel überwiegend deutsche Ware listet, werden die freien Großmärkte zunächst mit optisch ansprechend aufgemachten Schalen polnischer Johannisbeeren (rote/weiße), Stachelbeeren sowie Heidelbeeren beliefert.
Sobald die deutsche Saison beendet ist, ergeben sich für die Polen weitere Absatzmöglichkeiten, gerade für Stachelbeeren, die den Großmärken zugeführt werden. Ein Teil der polnischen Stachelbeeren dürfte in Deutschland der Konservenindustrie als Rohmaterial dienen. Die schwächeren polnischen Lieferungen passen zur Flächenentwicklung in Polen. Im Jahr 2023 wurden in Polen nur noch auf 1.700 ha Stachelbeeren bzw. 9.200 ha Rote Johannisbeeren angebaut, nach 2.300 ha bzw. 12.000 ha im Jahr 2018.
Flächenrückgang auch in Deutschland
Deutschland tut es seinem östlichen Nachbarland gleich. Der Anbau von Stachelbeeren hat in den zurückliegenden Jahren an Boden verloren – auch in diesem Jahr. Im Gegensatz dazu erfuhren jedoch Rote Johannisbeeren in den Jahren 2018 bis 2022 einen stärkeren Zuspruch. Die Möglichkeit, die Beeren durch Lagerung außerhalb der Saison dem Frischmarkt zuzuführen, war hier das ausschlaggebende Argument. Jedoch mussten die roten Beeren 2023 einen Dämpfer hinsichtlich der Anbaufläche hinnehmen.
Frost- und Hagelschäden
Dass die Erntemenge in diesem Jahr zu den kleinsten der vergangenen Jahre zählen wird, stand nach den Frostereignissen in der zweiten Aprilhälfte sehr früh fest. Die frühzeitige Vegetation hat sich in diesem Jahr als Nachteil erwiesen. Insbesondere im Osten Deutschlands, dort, wo die Temperaturen am stärksten unter die Marke von 0 °C sanken, sind die Schäden am gravierendsten – zum Teil sogar existenzbedrohend. Bei den Strauchbeeren sind besonders die Johannisbeeranlagen stark betroffen. In der Elbe-Saale-Region werden sowohl bei den Roten als auch den Schwarzen Johannisbeeren nur etwa 10 % der Vorjahresernte erwartet.
Aber auch die übrigen Regionen Deutschlands kamen nicht unbeschadet davon. Im badischen Raum dürften Frühsorten, wie z.B. ‘Jonkher van Tets’, nur 50 % einer Normalernte tragen. Dies ist jedoch nicht allein dem Frost geschuldet, vielmehr gab es im Mai durch Hagelschläge weitere Ausfälle. So war bei der Hauptsorte ‘Rovada’ die Ausfallquote regional doch etwas höher als zunächst eingeschätzt. Ähnlich sieht es in Nordrhein-Westfalen aus. Frost- und hagelbedingt wird der Ertrag der roten Johannisbeeren nur 50 % einer Normalernte entsprechen. Und selbst der Norden Deutschlands blieb dieses Jahr nicht verschont. Durch schlechten Fruchtansatz sowie Verrieseln der Trauben wird die Ernte um 30 % schwächer eingestuft als in einem Normaljahr.
Knappes Angebot – gute Preise
Eine AMI-Befragung unter den wichtigsten Johannisbeer-vermarktenden Erzeugerorganisationen zu ihrer voraussichtlichen Absatzprognose hat ergeben, dass die Absatzmenge der roten Beeren um 44 % kleiner eingeschätzt wird als im Jahr 2023. Zusätzlich zu den ertragsmindernden Wetterereignissen wirken hier auch die vorausgegangenen Flächenrodungen sowie Betriebsaufgaben bzw. -weggänge mit ein.
Die knappe Angebotssituation beflügelte bislang die Preise auf allen Handelsstufen. Durch die hohen VK-Preise im Laden sowie die wechselhafte Witterung war die Kauflaune der Haushalte allerdings etwas getrübt. Auch wenn die starke Präsenz der roten Beeren in den Werbezetteln des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) in der 27. Woche die Verbraucher zum Kauf animiert hat – eine für Anfang Juli durchschnittliche Nachfrage hat sich trotzdem nicht eingestellt.
Seniorenhaushalte sind Hauptkäufer
Von Seiten der GfK liegt leider für Stachelbeeren kein Datenmaterial zu Einkäufen und Käuferhaushalten vor. Die Stichprobe ist hierfür zu klein. Johannisbeeren werden nur als Gesamtheit betrachtet und nicht nach Farbe unterschieden. Allerdings ist davon auszugehen, dass es sich bei der Gesamtmenge zum Großteil um die roten Beeren handelt.
Jahr für Jahr gibt es leichte Schwankungen, die jedoch mit der Angebotsentwicklung der jeweiligen Jahre einhergehen Haupteinkaufsmonate sind bei den Johannisbeeren Juni bis September und somit während der deutschen Frischmarkt- und Lagersaison. So kaufte laut GfK jeder Haushalt im Jahr 2023 im Schnitt 122 g Johannisbeeren – und damit eine durchschnittliche Menge. Nur bei 15 % der gekauften Johannisbeeren handelte es sich dabei um Importware. So weit, so gut. Aber anders als bei Heidelbeeren und Himbeeren ist die Käuferschaft von Johannisbeeren überaltert. Dies mag im Fall der Johannisbeere an der zeitaufwendigeren Verarbeitung liegen. Aber auch der Geschmack dürfte vor allem bei Haushalten mit Kindern entscheidend sein. Nur 18 % der gekauften Johannisbeeren wurden 2023 von Haushalten mit Kindern gekauft.
Verwandte Artikel
News & Infos
Projekt FUBIOO: Modell- und Demonstrationsvorhaben nimmt Fahrt auf
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert seit 2023 ein Modell- und Demonstrationsvorhaben, in dem es um die Entwicklung von Maßnahmen zur Stärkung der funktionellen Biodiversität für eine nachhaltige Produktion im Obstanbau geht (Projekt „FUBIOO“).
Klimawandel im Fokus
Der KOV Öhringen e.V. und der Obstbau Beratungsdienst Hohenlohe-Neckar e.V. luden am 27. Juni 2024 zu ihrer jährlichen Info-Veranstaltung auf den Obstbaubetrieb Bauer in Öhringen-Untermaßholderbach ein.
1,3 Mio. t weniger Äpfel in der EU
Durch Frühjahrsfröste und ungünstige Witterungsbedingungen während der Blüte fällt die Apfelernte 2024 in der Europäischen Union deutlich geringer als in den Vorjahren aus.
Cool bleiben, wenn‘s brenzlig wird: Training für ein entspanntes Miteinander
Wenn ein Wort das andere gibt, wird aus einem harmlosen Disput leicht ein explosiver Streit. Ein Deeskalationstraining kann helfen, solche Momente rechtzeitig zu entschärfen. „In der Saison unterstützen uns in unserem Familienbetrieb Saisonarbeitskräfte. Die Kommunikation innerhalb des Betriebes, auch mit den Beschäftigten und Kunden, ist nicht immer einfach.
Polen rechnet mit einem Verlust von rund 30 % der Apfelernte
Nach vorsichtigen Schätzungen (inoffizielle Prognose) wird in Polen in diesem Jahr im Vergleich zur Ernte des letzten Jahres fast ein Drittel weniger Äpfel angebaut, was rund 3 Millionen Tonnen bedeuten würde. Es war eine sehr schwierige Zeit für alle polnischen Obsterzeuger, die auf jede erdenkliche Weise versucht hatten, die Frostschäden zu minimieren.
Bald als Berufskrankheit anerkannt?
Die Anerkennung einer Erkrankung als Berufskrankheit bietet Betroffenen einen umfassenden Schutz und vielfältige Unterstützungsleistungen durch die gesetzliche Unfallversicherung. Nun hat der Ärztliche Sachverständigenbeirat (ÄSVB) empfohlen, das „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“ als neue Berufskrankheit in die Berufskrankheiten-Verordnung aufzunehmen.
Huelva: Beerenkampagne abgeschlossen
Nach Informationen von Freshuelva (Verband der Erdbeerproduzenten und –exporteure von Huelva) wurde die Erdbeersaison 2023/24 mit einer Produktion von 221.412 t beendet. Das ist ein Rückgang von 9 % gegenüber dem Vorjahr.
Asiatische Hornissen auf dem Vormarsch
Grundsätzlich sind Hornissen scheu und verteidigen sich und ihr Nest nur, wenn sie sich angegriffen fühlen. Die Stiche der heimischen Europäischen Hornissen sind kaum gefährlich für Menschen, es sei denn, Personen reagieren allergisch auf Insektengift. Etwas anders sieht es aus, wenn es sich um Asiatische Hornissen handelt, die aktuell von Süden her nach Deutschland einwandern.
Dem Schimmel und dem Geschmack gleichermaßen auf der Spur
Erdbeeren schimmeln schnell und müssen entsprechend häufig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Der Bedarf an Alternativen zur Bekämpfung dieser Schimmelpilze ist hoch. In einer Studie der Universität Antwerpen wurde nun herausgearbeitet, dass bestimmte Bakterien auf den Erdbeerpflanzen zu weniger Schimmel und möglicherweise zu mehr Geschmack führen.
Top-Betriebe benötigen Top-Informationen
Unter dem Motto „Top-Betriebe benötigen Top-Informationen“ lädt das Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V. (ZBG) Unternehmen aus dem Obstbau zur Teilnahme am Betriebsvergleich im Gartenbau ein. Finanziert durch Bund
Markt für Stachelbeeren und Johannisbeeren
Rote Johannisbeeren wie auch Stachelbeeren stehen im Schatten der seit Jahren im Trend liegenden Heidel- und Himbeeren.