Lösung für bedrohte Sorten?

Erste Gentechnik-Banane zugelassen

dpa
4087

In Australien ist eine erste gentechnisch veränderte Banane der Sorte ‘Cavendish‘ zugelassen worden. Kann dadurch die wichtigste Handelssorte der Welt gerettet werden?

Die im Anbau dominierende Bananensorte ’Cavendish‘ ist durch den Pilz Fusarium oxysporum TR4, der die sogenannte „Panamakrankheit“ verursacht, in ihrem Bestand massiv bedroht. Bananenanbauer auf der ganzen Welt können nur noch hilflos zusehen, wie ihre Plantagen sterben. Denn mit Pflanzenschutz-Maßnahmen ist der Krankheit nicht beizukommen. Der Pilz wird sich auch in Zukunft weder ganz zurückdrängen noch dauerhaft eindämmen lassen, sind sich Experten sicher, weil er im Boden mehrere Jahrzehnte überleben kann und somit jede Plantagenfläche unbrauchbar für diese Kultur macht.

Ein Forschungsteam hat deshalb ‘Cavendish‘ mit gentechnischen Methoden resistent gegen diese Pilzkrankheit gemacht. Die Wissenschaftler haben dafür ein Resistenzgen aus einer Wildbanane in Pflanzen der Sorte ‘Cavendish‘ transferiert. Der Anbau dieser unter dem Namen „QCAV-4“ bekannten Bananen wird bereits seit einigen Jahren in Feldversuchen getestet. Australien hat sie nun als erstes Land für den menschlichen Verzehr zugelassen.

Trotzdem wird die QCAV-4-Banane wohl nicht in den dortigen Supermärkten verkauft werden. Der Grund: Sie wurde mit älteren Gentechnik-Methoden geschaffen - und solche Lebensmittel müssen i.d.R. eine spezielle Kennzeichnung tragen, die Verbraucher abschreckt. Deshalb arbeiten Wissenschaftler nun daran, die gleiche Resistenz mit modernen Methoden zu wiederholen – und zwar mit der sogenannten Genschere Crispr.
Das Gen, welches für die Resistenz verantwortlich ist, ist nämlich prinzipiell auch in ‘Cavendish‘ vorhanden, dort aber nicht aktiv. Forscher wollen nun mit einem Crispr-Verfahren das Gen reaktivieren, sodass die Sorte resistent gegen die Panamakrankheit würde - so die Hoffnung. Auf diese Weise modifizierte Bananen wäre für den Menschen auch völlig unproblematisch, sind sich die Wissenschaftler einig. Denn es würde ja nur ein Gen wieder aktiviert, das in Wildbananen - und sogar in der Sorte selbst - ohnehin schon vorhanden sei.
Ob aber eine solche Crispr-Banane in der EU ohne Gentechnik-Kennzeichnung verkauft werden könnte, ist noch unklar. Ein Vorschlag der EU-Kommission, die aktuell strengen Gentechnik-Regeln zu lockern, wird gerade verhandelt.

Während man bei Äpfeln oder Tomaten zumindest noch eine gewisse Sortenvarianz im Supermarktregal findet, ist es bei Bananen zu weit über 90 % ‘Cavendish‘. Dabei werden die Pflanzen ausschließlich vegetativ vermehrt, sodass alle Pflanzen auf der Welt genetisch exakt identisch sind– und dem Pilz entsprechend ausgeliefert. Damit wird der Bananenindustrie erneut zum Verhängnis, dass sie derart auf eine einzige Sorte setzt. Denn schon Mitte des letzten Jahrhunderts ist die seinerzeit dominierende Handelssorte ‘Gros Michel‘ einer andere Variante von Fusarium oxysporum zum Opfer gefallen. Bis etwa 1960 war ein Großteil der Bestände von ‘Gros Michel‘ vernichtet. Die Sorte wurde von der aus Vietnam stammenden ‘Cavendish‘ abgelöst. Diesmal fehlt jedoch eine solche Alternativsorte, sodass die Hoffnungen der Bananenindustrie nun auf der Gentechnik ruhen.

Über den Autor

Quelle: dpa

News & Infos

News & Infos

Seminare in Grünberg:

Jetzt anmelden!

Obstbau Redaktion
0
News & Infos

Thüringen: Delegationsreise nach Vietnam beendet

Der Thüringische Agrarstaatssekretär Marcus Malsch sieht Vietnam als künftigen „Premiumpartner“ Thüringens bei Fachkräftegewinnung und Technologietransfer in der Landwirtschaft.

Fachgruppe OBSTBAU
448
News & Infos

Per Online-Konfigurator passgenaue Biodiversitätsmaßnahmen für den eigenen Betrieb ermitteln

Mit der Freiwilligen QS-Inspektion Nachhaltigkeit (FIN) hat QS eine branchenweite Lösung für die gesamte Wertschöpfungskette von Obst, Gemüse und Kartoffeln geschaffen.

Fachgruppe OBSTBAU
443
News & Infos

EU: Einigung im Trilog zum GAP-Vereinfachungspaket

Im Trilog zwischen die Europäischer Kommission, dem EU-Parlament und der Ratspräsidentschaft wurde eine Einigung zum Vereinfachungspaket der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) erzielt. Künftig gilt: mehr Vertrauen in die Praxis statt endlosem Papierkram. Betriebe sollen entlastet, Kontrollen reduziert und Verantwortung gestärkt werden.

Fachgruppe OBSTBAU
494
News & Infos

Bundesprogramm zur Steigerung der Energieeffizienz und CO2-Einsparung in Landwirtschaft und Gartenbau

Betriebe können ab sofort wieder Zuschüsse für Investitionen in Erneuerbare-Energien-Anlagen zum weitgehenden Eigenverbrauch, in Energieeffizienzmaßnahmen bei Wirtschaftsgebäuden sowie in stationäre und mobile Technik beantragen.

Fachgruppe OBSTBAU
496
News & Infos

Melindas „Apfelseilbahn“ feierlich eröffnet

Am 18. November wurde in der italienischen Provinz Trient ein Meilenstein für nachhaltige Logistik gesetzt: Die weltweit erste Seilbahn für den Apfeltransport nahm offiziell ihren Betrieb auf.

Fachgruppe OBSTBAU
544
News & Infos

Stellungnahme der Bundesfachgruppe Obstbau zur Tatort-Folge „Letzte Ernte“

Die aktuelle Tatort-Folge „Letzte Ernte“ hat in unserer Branche für große Irritation gesorgt. Die Darstellung des Obstbaus vermittelt ein verzerrtes Bild unserer Arbeit und trägt zur Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher bei.

Fachgruppe OBSTBAU
1115
News & Infos

Klimaplattform Obst-, Gemüse- und Kartoffelanbau

Ergebnisse einer Studie zum Vergleich bestehender Standards zur CO2-Bilanzierung auf Erzeugerbetrieben zeigen, dass insbesondere der "Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen" (BEK) die vom QS-Fachbeirat Obst, Gemüse, Kartoffeln definierten Rahmenbedingungen für eine Branchenlösung erfüllt.

Fachgruppe OBSTBAU
966
News & Infos

Sonderkulturen unter Druck

Pflanzenschutz, Bürokratie und Produktionskosten – nur einige Punkte, die den Sonderkulturbereich dieser Tage intensiv beschäftigen. Unter dem Motto „Querbeet – ein erfrischender Abend mit hiesigem Obst, Gemüse, Pilzen und Kartoffeln“ fand am 14. Oktober 2025 nun der erste Parlamentarische Abend der Sonderkulturen in Berlin statt.

Fachgruppe OBSTBAU
807
News & Infos

Belgien: Aldi stellt den Verkauf von Bio-Kürbissen ein

Guy Depraetere, ein Bio-Bauer aus Deftinge in Belgien, rechnet damit, dass er einen großen Teil seiner Kürbisernte nicht verkaufen kann. Nachdem er die Samen gekauft hatte, kündigte Aldi seine jährliche Bestellung für Bio-Kürbisse...

Fachgruppe OBSTBAU
952
News & Infos

Traditionelles „Apfelkabinett“ im Bundeskanzleramt

Jedes Jahr im Herbst regiert der deutsche Apfel das Bundeskanzleramt. Das Apfelkabinett ist mittlerweile eine Tradition, die zur Jahreszeit gehört, wie bunte Blätter und die Zeitumstellung. Am 15. Oktober war es wieder so weit: Bundeskanzler Friedrich Merz empfing die Apfel- und Blütenköniginnen aus den bedeutendsten deutschen Obstregionen zum alljährlichen „Apfelkabinett“.

Fachgruppe OBSTBAU
657
News & Infos

Umfrage zum Haselnussanbau

Aktuell gibt es kaum verlässliche Zahlen zum Anbauumfang von Haselnüssen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um fundierte Daten zu Anbauflächen und verwendeten Anbausystemen in den drei Ländern zu erheben, wurde eine wissenschaftliche Umfrage entwickelt.

Fachgruppe OBSTBAU
1158
Anzeige