Lösung für bedrohte Sorten?

Erste Gentechnik-Banane zugelassen

dpa
1964

In Australien ist eine erste gentechnisch veränderte Banane der Sorte ‘Cavendish‘ zugelassen worden. Kann dadurch die wichtigste Handelssorte der Welt gerettet werden?

Die im Anbau dominierende Bananensorte ’Cavendish‘ ist durch den Pilz Fusarium oxysporum TR4, der die sogenannte „Panamakrankheit“ verursacht, in ihrem Bestand massiv bedroht. Bananenanbauer auf der ganzen Welt können nur noch hilflos zusehen, wie ihre Plantagen sterben. Denn mit Pflanzenschutz-Maßnahmen ist der Krankheit nicht beizukommen. Der Pilz wird sich auch in Zukunft weder ganz zurückdrängen noch dauerhaft eindämmen lassen, sind sich Experten sicher, weil er im Boden mehrere Jahrzehnte überleben kann und somit jede Plantagenfläche unbrauchbar für diese Kultur macht.

Ein Forschungsteam hat deshalb ‘Cavendish‘ mit gentechnischen Methoden resistent gegen diese Pilzkrankheit gemacht. Die Wissenschaftler haben dafür ein Resistenzgen aus einer Wildbanane in Pflanzen der Sorte ‘Cavendish‘ transferiert. Der Anbau dieser unter dem Namen „QCAV-4“ bekannten Bananen wird bereits seit einigen Jahren in Feldversuchen getestet. Australien hat sie nun als erstes Land für den menschlichen Verzehr zugelassen.

Trotzdem wird die QCAV-4-Banane wohl nicht in den dortigen Supermärkten verkauft werden. Der Grund: Sie wurde mit älteren Gentechnik-Methoden geschaffen - und solche Lebensmittel müssen i.d.R. eine spezielle Kennzeichnung tragen, die Verbraucher abschreckt. Deshalb arbeiten Wissenschaftler nun daran, die gleiche Resistenz mit modernen Methoden zu wiederholen – und zwar mit der sogenannten Genschere Crispr.
Das Gen, welches für die Resistenz verantwortlich ist, ist nämlich prinzipiell auch in ‘Cavendish‘ vorhanden, dort aber nicht aktiv. Forscher wollen nun mit einem Crispr-Verfahren das Gen reaktivieren, sodass die Sorte resistent gegen die Panamakrankheit würde - so die Hoffnung. Auf diese Weise modifizierte Bananen wäre für den Menschen auch völlig unproblematisch, sind sich die Wissenschaftler einig. Denn es würde ja nur ein Gen wieder aktiviert, das in Wildbananen - und sogar in der Sorte selbst - ohnehin schon vorhanden sei.
Ob aber eine solche Crispr-Banane in der EU ohne Gentechnik-Kennzeichnung verkauft werden könnte, ist noch unklar. Ein Vorschlag der EU-Kommission, die aktuell strengen Gentechnik-Regeln zu lockern, wird gerade verhandelt.

Während man bei Äpfeln oder Tomaten zumindest noch eine gewisse Sortenvarianz im Supermarktregal findet, ist es bei Bananen zu weit über 90 % ‘Cavendish‘. Dabei werden die Pflanzen ausschließlich vegetativ vermehrt, sodass alle Pflanzen auf der Welt genetisch exakt identisch sind– und dem Pilz entsprechend ausgeliefert. Damit wird der Bananenindustrie erneut zum Verhängnis, dass sie derart auf eine einzige Sorte setzt. Denn schon Mitte des letzten Jahrhunderts ist die seinerzeit dominierende Handelssorte ‘Gros Michel‘ einer andere Variante von Fusarium oxysporum zum Opfer gefallen. Bis etwa 1960 war ein Großteil der Bestände von ‘Gros Michel‘ vernichtet. Die Sorte wurde von der aus Vietnam stammenden ‘Cavendish‘ abgelöst. Diesmal fehlt jedoch eine solche Alternativsorte, sodass die Hoffnungen der Bananenindustrie nun auf der Gentechnik ruhen.

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Quelle: dpa

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