Japankäfer: gefährlicher Pflanzenschädling im deutschen Grenzgebiet
Behörden bitten darum, verdächtige Käferfunde dem Pflanzenschutzdienst zu melden
Der meldepflichtigen Japankäfer (Popillia japonica) wurde in Basel - und damit in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze gesichtet. Die Europäische Union stuft den Japankäfer als so genannten „prioritären Quarantäneschädling“ ein, dessen Auftreten durch jedermann meldepflichtig ist.
Bislang waren auf Schweizer Gebiet im Dreiländereck lediglich einzelne Käfer aufgetaucht. Nun wurde das Schadinsekt laut dem kantonalen Pflanzenschutzdienst an zwei weiteren Stellen gefunden, wobei es sich bei einem der Fundorte erstmals auch um eine größere Kolonie handelt. Rund einen Kilometer um die Fundorte wurde jetzt eine so genannte Befallszone gekennzeichnet. Im Umkreis von weiteren fünf Kilometern gibt es eine Pufferzone. Damit fallen auch Teile der deutschen Gemeinden Grenzach-Wyhlen und Weil am Rhein im Landkreis Lörrach in das Beobachtungsgebiet.
Extrem großer Wirtskreis
„Der ursprünglich aus Japan stammende Käfer kann eine Vielzahl von Pflanzen schädigen und findet auch in anderen europäischen Ländern gute Vermehrungsbedingungen, u. a., weil natürliche Gegenspieler fehlen“, erklärt Dr. Bernhard Schäfer, der am Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig das für Pflanzengesundheitsfragen zuständige Fachinstitut leitet. Der Käfer frisst an den Blättern und Früchten von mehr als 300 Pflanzenarten,sowohl in Gärten als auch in Landwirtschaft und Forst. Zu seinen Wirtspflanzen zählen z.B. Wein, Obstbäume und Rosen. Von den Blättern bleiben oft nur die Blattadern übrig. Die Larven (Engerlinge) ernähren sich u. a. von Gräserwurzeln und können auf Grünland und Rasenflächen erhebliche Schäden verursachen.
Bedrohungslage steigt
„Durch die neuen Käferfunde in der Grenzstadt hat sich die Bedrohungslage für Baden-Württemberg und für Deutschland verschärft“, erklärte Dr. Schäfer. Der Käfer könne nun leicht und unbeabsichtigt aus den Befallsgebieten überall nach Deutschland eingeschleppt werden, etwa als „Blinder Passagier“ an Fahrzeugen oder mit Pflanzen und Pflanzenteilen, wie z.B. einem Blumenstrauß.
Funde dringend melden!
Um eine Ansiedlung in Deutschland zu verhindern, wird die Bevölkerung aufgefordert, verdächtige Käferfunde an den zuständigen Pflanzenschutzdienst im jeweiligen Bundesland zu melden, damit Maßnahmen eingeleitet werden können. Diese Mithilfe sei von großer Bedeutung, um Schäden in Deutschland vorzubeugen, betont der JKI-Experte für Pflanzengesundheit. Die Kontaktdaten der deutschen Pflanzenschutzdienste finden Sie online unter folgendem Link:
https://pflanzengesundheit.julius-kuehn.de/ansprechpartner.html
Erkennungsmerkmale des Japankäfers:
Das Schadinsekt ist etwa so groß wie eine Kaffeebohne. Es hat einen grün schimmernden Kopf und Halsschild und braune Flügeldecken. Damit ähnelt der Japankäfer sehr dem heimischen, aber harmlosen Gartenlaubkäfer. Im Gegensatz zu ihm trägt der Quarantäneschädling allerdings fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite sowie zwei weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs. Fotos finden Sie auf der Webseite des JKI unter: https://www.julius-kuehn.de/pressemitteilungen/pressemeldung/n/pi2024-13-japankaefer-gefaehrlicher-pflanzenschaedling-an-deutscher-grenze-gesichtet
Maßnahmen in der Befalls- und der Pufferzone
In der Befalls- und in der Pufferzone werden nun zusätzliche spezielle Duftstofffallen aufgestellt, um die ausgewachsenen Käfer einzufangen. Ziel ist es, eine mögliche Ausbreitung zu überwachen. Außerdem werden große Rasenflächen in den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Land beobachtet, die von den Käferlarven besiedelt sein könnten.
Um die Verbreitung der Eier oder Larven zu verhindern, darf kein Grünmaterial, kein Kompost und auch keine Erde aus der Pufferzone in andere Gebiete gebracht werden. Das sieht eine Allgemeinverfügung des Schweizerischen Pflanzenschutzdienstes vor, der nun eng mit den deutschen Behörden zusammenarbeitet. Konkret ist das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe zuständig, denn dort ist auch der Pflanzenschutzdienst von Baden-Württemberg angesiedelt.
Foto: (© S. Katovich (USFS)/Bugwood.org)
Typisches Schadbild des Japankäfers ist der Skelletierfraß an Blättern der Wirtspflanzen.
Verwandte Artikel
News & Infos
Erweiterung der Mautpflicht ab Juli 2024
Am 24.11.2023 wurde das „Dritte Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschriften“ (3. MautÄndG) im Bundesgesetzblatt Teil I Nr. 315 verkündet. Die Regelungen des Gesetzes treten 2024 in verschiedenen Stufen in Kraft.
Polnische Landwirte protestieren gegen europäische Umweltvorschriften
Letzte Woche gingen Tausende von Landwirten in der polnischen Hauptstadt Warschau auf die Straße, um gegen die Umweltpolitik der Europäischen Union (EU) zu protestieren, berichtet Vilt.be.
EU-weit mehr als 300 Fälle von zu hohen PSM-Rückständen in Obst und Gemüse
In der Saison 2023/2024 wurden bei stichprobenartigen Rückstandsuntersuchungen bis April 2024 in 361 Fällen zu hohe Pflanzenschutzmittelrückstände in Obst und Gemüse festgestellt, wie der spanische Infodienst Hortoinfo.es in einem Bericht mitteilte.
“Zukunftsprogramm Landwirtschaft” in der Kritik
Unwissenschaftlich, unausgegoren und untauglich - mit diesen klaren Worten kommentiert der Industrieverband Agrar e.V. (IVA) die “Diskussionsgrundlage für die Erarbeitung eines Zukunftsprogramms Pflanzenschutz”.
Schimmel an Erdbeeren aus dem Mittelmeerraum - ein Problem?
Das NDR-Verbrauchermagazin "Markt" hat Stichproben von frühen Erdbeeren aus dem Mittelmeerraum bei Edeka, Lidl, Rewe und einem örtlichen Gemüsehändler gekauft. Die Erdbeeren kamen aus Spanien, Griechenland und Italien.
Pachtpreise weiter gestiegen
Im Jahr 2023 hat das jährliche Pachtentgelt je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche bundesweit durchschnittlich 357 Euro betragen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach den Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2023 mitteilt, entsprach dies einem Anstieg von 9 % gegenüber 2020 (329 Euro).
Genomsequenz der Schattenmorelle entschlüsselt
Ein Forschungsteam unter Federführung des JKI-Instituts für Züchtungsforschung an Obst untersucht mit neuartigen Technologien das komplexe Erbgut der bedeutenden Sauerkirschsorte und zieht Rückschlüsse auf Entstehung der Obstart.
Neu als Berufskrankheit anerkannt: Parkinson-Syndrom durch chemische Pflanzenschutzmittel
Der Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten (ÄSVB) – ein weisungsunabhängiges Gremium, das beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) angegliedert ist – hat empfohlen, das Parkinson-Syndrom durch chemische Pflanzenschutzmittel als neue Berufskrankheit in die Berufskrankheiten-Verordnung aufzunehmen.
Pflanzenschutz-App geht in Deutschland an den Start
Rund 30 Landwirte und landwirtschaftliche Berater in Deutschland testen in einem Pilotprojekt die neue Pflanzenschutz-App „AgriGuide“.
Maßnahmenpaket Zukunft Gartenbau an Staatssekretärin Bender übergeben
Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte im Oktober 2022 den „Zukunftskongress Gartenbau“ ausgerichtet. Dessen Ergebnisdokumentation zeigt vielfältige Handlungsoptionen und Notwendigkeiten für die Zukunft der Branche auf.
BMEL startet Beteiligungsprozess für ein „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“
Mit dem ausgewiesenen Ziel, mit nachhaltigem Pflanzenschutz die Ernten der Zukunft zu sichern, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) einen breiten Beteiligungsprozess für das "Zukunftsprogramm Pflanzenschutz"...
Erdbeeranbau
Eine Erdbeer-Kontaktgruppe, bestehend aus Vertretern von Erzeuger- und Exportverbänden aus Frankreich, Italien, Portugal und Spanien traf sich Anfang April, die Aussichten für diese Saison zu diskutieren.