Genomsequenz der Schattenmorelle entschlüsselt

JKI
3853

Ein Forschungsteam unter Federführung des JKI-Instituts für Züchtungsforschung an Obst untersucht mit neuartigen Technologien das komplexe Erbgut der bedeutenden Sauerkirschsorte und zieht Rückschlüsse auf Entstehung der Obstart.

Sauerkirschen (Prunus cerasus L.) haben ein sehr großes (tetraploides) Genom. Das liegt daran, dass sich im Verlauf der Evolution, also auf dem Weg von den wilden Vorfahren zu den heutigen Sorten, die Genome der Elternteile kombiniert haben. Die schiere Größe und Komplexität des Genoms erschwerte bislang die Entschlüsselung der kompletten Gensequenz bestimmter Sorten. Einer Forschungsgruppe des Julius Kühn-Instituts für Züchtungsforschung an Obst in Dresden-Pillnitz, der Universität Greifswald und der niederländischen Firma KeyGene ist dies nun für die Sorte „Schattenmorelle“ gelungen. In der Fachzeitschrift „Frontiers in Plant Science“ (DOI: https://doi.org/10.3389/fpls.2023.1284478) beschreiben die Forschenden, wie sie mittels einer neuartigen Technologie, mit der lange DNA-Sequenzen erzeugt werden können, sowie mit Bioinformatik-Kniffen die Bausteine des sehr großen Erbguts entschlüsselt haben.
Mit der Genomsequenz der Schattenmorelle liegen nun alle wichtigen genetischen Daten vor, um Rückschlüsse auf die Entstehung der Sauerkirschen zu ziehen.

„Sauerkirschen sind in den Regionen des Kaspischen und Schwarzen Meeres durch die natürliche Kreuzung der zwei Elternarten Steppenkirsche (Prunus fruticosa Pall.) und Süßkirsche (P. avium L.) entstanden“, berichtet Dr. Thomas Wöhner vom JKI-Indstitut in Dresden-Pillnitz. Der genaue Zeitpunkt und Ort dieser „spontanen Paarung“ sowie die Auswirkungen auf die Genomstruktur seien bislang noch nicht vollständig geklärt. „Fest steht jedoch, dass sich die beiden Elternarten zunächst getrennt voneinander entwickelt haben. Dann muss es in Gebieten, in denen sie gleichzeitig vorkamen, zufällig zu Hybridisierungen gekommen sein, aus denen schließlich die heutigen Sauerkirschen hervorgingen“, erklärt der Züchtungsforscher. Wie die entschlüsselte Genomsequenz der Schattenmorelle nun bestätigt, besteht das Genom der Sauerkirsche folglich aus zwei Teilen. Eine Hälfte der Chromosomen stammt von der Süßkirsche und die andere von der Steppenkirsche.

Noch vor der Schattenmorelle war zunächst das Genom des Elternteils Steppenkirsche sequenziert worden (https://doi.org/10.1016/j.ygeno.2021.11.002). „Das war hilfreich, um die Gene der Steppenkirsche und der Süßkirsche im Genom der Sauerkirsche zuordnen zu können und so die evolutive Entwicklung der Sauerkirsche besser zu verstehen“, erklärt Dr. Wöhner. Dieses Wissen ermöglicht nun auch bessere Vorhersagen über positive oder negative Eigenschaften zu treffen, die für die Züchtung neuer Sauerkirschensorten relevant sind. außerdem hilft die Entschlüsselung des Schattenmorellen-Erbguts letztlich dabei, das beliebte Obst künftig robuster gegenüber Krankheiten und fit für den Klimawandel zu machen.

Über den Autor

Quelle: JKI

News & Infos

News & Infos

Heidelbeersaison 2022: Große Mengen, schnelles Ende

Die Heidelbeersaison 2022 war geprägt von einer umfangreichen Ernte zum Beginn der Saison und einem witterungsbedingten frühen Saisonende.

Claudio Gläßer
0
News & Infos

Agri-PV: Erste Erkenntnisse im Jahr nach der Pflanzung

Im Rahmen eines Hoffestes ließen alle Beteiligten das erste Jahr der Apfel-Versuchsanlage in Grafschaft Revue passieren

Dr. Annette Urbanietz
0
News & Infos

Neue EU-Verordnung in Planung: Aufruf zur EU-Konsultation

EU-Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmittel (SUR) würde Einsatzverbot für chem. Pflanzenschutz auf ca. 40 % der Obstbaufläche Deutschlands bedeuten!

Fachgruppe OBSTBAU
6758
News & Infos

Leuchtturmprojekt „Agri- Photovoltaikanlage-Obstbau“

Vom Klimawandel sind vor allem Kulturen mit langer Nutzungsdauer betroffen.

Dr. Leonhard Steinbauer, Dr. Thomas Rühmer
0
News & Infos

Agrarpolitische Talkrunde und Senatsempfang in Hamburg

Auf eine akute Krise im deutschen Obstbau hat Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau hingewiesen.

Fachgruppe OBSTBAU
6574
News & Infos

150.000 t mehr EU-Äpfel

Auch im Jahr 2022 beeinflussen Wetterkapriolen die europäische Kernobsternte. Frühjahrsfr.ste und Trockenheit dezimieren das Angebot auf der iberischen Halbinsel sowie in Südosteuropa.

Helwig Schwartau
0
News & Infos

Nur Aktion bringt Satisfaktion!

Bundesweite Apfelverteilaktion am 24. September 2022: Werden Sie zu Botschaftern des deutschen Obstbaus!

Ferdinand Völzgen
0
News & Infos

Jubiläumstreffen des AK Steinobst in Weinsberg

Dass der Arbeitskreis Steinobst der älteste Arbeitskreis der Bundesfachgruppe Obstbau ist, zeigt sich eindrucksvoll an der Zahl vor dem Jubiläum:

Dr. Annette Urbanietz
0
News & Infos

Johannisbeeren und Stachelbeeren

Die Vermarktungssaison lief besser als erwartet

Fachgruppe OBSTBAU
0
News & Infos

Öffentlichkeitsarbeit als Betriebsleiter oder Berater

Die Ernte ist die Arbeitsspitze im Apfelproduktionsjahr und als Berater ist man immer gefordert.

Fachgruppe OBSTBAU
6372
News & Infos

Superfrucht Kiwibeere

Die stachelbeergroße Kiwibeere schmeckt süß-fruchtig und muss nicht geschält werden.

Dr. Helga Buchter-Weisbrodt
14927
News & Infos

„Bei dieser Kultur gibt es nur Vollgas oder gar nicht“

Kiwibeeren sind Exoten und brauchen es deshalb schön warm?

Theresa Petsch
8732
Anzeige