Seit Ende Mai haben schwere Unwetter mit Starkregen, Hagel und Orkanböen auch im Obstbau regional zu großen Schäden geführt.
Wetterextreme ereignen sich früher, öfter und heftiger. Schäden durch die Kirschessigfliege und die Kirschfruchtfliege nehmen explosionsartig zu. Preise für Obst stehen unter enormem Druck. Pflanzenschutzmittel stehen nicht mehr in ausreichender Palette zur Verfügung. Die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz gegenüber einer modernen und leistungsfähigen Produktion gesunder und sicherer Lebensmittel liegt auf der Strecke. Der Druck auf unsere Betriebe kommt von vielen Seiten und viele können oder wollen dem nicht mehr standhalten.
Wir nehmen eine Grundstimmung im Berufsstand wahr, die mehr vom Frust und weniger vom Optimismus geprägt ist. Die Sorgen und Nöte sind uns bewusst und es ist unsere Aufgabe, diese beharrlich und konsequent an Politik und Verwaltung weiter zu senden.
Und der Berufsverband? Beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung des Nationalen Aktionsplanes zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Wir sind verzettelt in Diskussionen mit Politik, Industrie und Behörden zur Zulassungssituation. Wir überlegen uns Konzepte und Kompromissvorschläge zur Verbesserung von Risikobetrachtungen, um die ohnehin schon eingeschränkte Mittelpalette nicht weiter schrumpfen zu lassen. Täglich ringen wir um dringend notwendige Notfallzulassungen. Wir beteiligen uns an der Überarbeitung und Anpassung des QS-GAP Leitfadens. Die Initiative zur Öffentlichkeits- und Kommunikationsarbeit der Fachgruppe Obstbau steht ebenso auf der Tagesordnung wie die Vorbereitung von Messen, Seminaren und Verbandsveranstaltungen. Zudem arbeiten wir an der Weiterentwicklung der Richtlinie für die kontrolliert Integrierte Produktion von Obst. Ständig im Hinterkopf haben wir dabei Überlegungen zur Anpassung und Entwicklung der berufsständischen Vertretung für Sonderkulturen in Deutschland.
Alles wichtige Themen und Baustellen! Ein unmittelbarer und direkter Zusammenhang mit der aktuellen Lage der Branche erschließt sich jedoch erst bei sehr genauem Hinsehen. Und hierfür müssten dann auch noch hunderte Seiten von Papier gelesen werden. Wer macht das schon? Gerade in einer Zeit, aus der sich nur wenige positive und motivierende Aspekte ableiten lassen, spüren wir deshalb immer wieder eine ablehnende Haltung einiger Betriebe gegenüber der berufsständischen Organisation, es entstehen Zweifel an der Notwendigkeit eines Berufsverbandes.
Aber wenn wir uns zusammen mit den Landesverbänden und den befreundeten Trägerverbänden im Bundesausschuss Obst und Gemüse nicht für Sie und den deutschen Obstbau engagieren und einbringen, dann macht dies niemand. Und so bleibt die unverrückbare Aufgabe ihres Verbandes und Ihrer Zeitschrift OBSTBAU, überall hart am Ball zu bleiben.
Die sicherste Art und Weise, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten.
Was tun, wenn ein Treffen im gewohnten Grünberger Ambiente Corona-bedingt nicht möglich ist, wir aber trotzdem nicht auf Fachinformation und kollegialen Austausch verzichten wollen?
Nun hat die Schule in den meisten Bundesländern wieder begonnen – unter besonderen Auflagen und immer mit dem Risiko, dass es trotzdem zu einer Infektion und damit zu einer Schließung der jeweiligen Schule kommen kann.
All die vielen Diskussionen über die obstbauliche Krise, fehlende Wertschätzung unserer Früchte und gesellschaftliche Kritik an unserer Arbeit hatten ein Ergebnis: Wir müssen mit den Verbrauchern reden!