In dieser Ausgabe von OBSTBAU finden Sie einen Sonderdruck, der sich mit der Verfügbarkeit von Insektiziden für den Obstbau in Deutschland auseinandersetzt.
Wir wollen mit der Veröffentlichung zum einen auf die sehr brisante Situation im Sonderkulturbereich Obst hinweisen. Und zum anderen möchten wir jedem Leser und jeder Leserin mit diesen Informationen auch eine Handreichung zur Verfügung stellen, die dabei helfen soll, die aktuelle Situation gegenüber Politikern und einer interessierten Öffentlichkeit zu erklären. Unser Dank gilt an dieser Stelle den Autoren Uwe Harzer und Dr. Adrian Engel.
Die Luft wird dünner und die aktuell noch gerade ausreichende Palette an verfügbaren Verfahren und Mitteln im Obstbau darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Zulassungssituation weiter zuspitzen wird. Die ständig steigenden Anforderungen im Zulassungsverfahren werden zu Wirkstoffverlusten führen. Dabei können wir schon jetzt ohne die erteilten Notfallzulassungen mehrere Schlüsselschädlinge im Obstbau nicht mehr bekämpfen.
Unsere Produktionssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit sind akut bedroht. Der Obstbau hat im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Kulturen die höchste Zahl an Schaderregern. Gleichzeitig kann in einer Dauerkultur der Aufbau von Schaderregerpopulationen nicht durch einen Fruchtwechsel unterbrochen werden. Präventive, indirekte, nicht chemische Maßnahmen aus dem Feldbau sind somit im Obstbau nicht einsetzbar. Eine kontinuierliche Regulierung der Schadorganismen unter die wirtschaftliche Schadschwelle ist erforderlich. Dies ist im biologischen und Integrierten Anbau nur durch direkte und ausreichend wirksame Maßnahmen zu erreichen.
Um die Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes voranzutreiben, bedarf es einer Rückbesinnung auf den Kerngedanken der Integrierten Produktion – und dies unter Beachtung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Eine Entwicklung der IP ist aus den unterschiedlichsten Gründen ins Stocken geraten und hat sich in vielen Fällen auf den gezielten Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel reduziert. Niedrige Preise, steigende Qualitätsansprüche und die LEH-Spezifikationen, die die Anwendung von Schadensschwellen praktisch ausschließen, sind die maßgeblichen Gründe dafür. Wir wollen die integrierte Produktion unter Sicherstellung der ausreichenden Verfügbarkeit von Verfahren, Mitteln und Wirkstoffen und einem hohen Schutzniveau für die Umwelt entwickeln.
Obstanlagen haben an sich schon einen sehr hohen ökologischen Stellenwert. Dies wird oft verkannt, zumal bis dato kaum abgesicherte Daten zum Status Quo der Biodiversität in unseren IP-Anlagen vorliegen. Selbstverständlich müssen auch im Obstbau alle Anstrengungen unternommen werden, um die biologische Vielfalt zu erhalten und weiter zu verbessern.
Eines dürfte allen klar sein: Der heimische Obstanbau findet vor allem in den klassischen Anbauregionen und dort meist in kleineren Strukturen statt. Er zeichnet sich durch seine hohe Kulturvielfalt aus. Sollte er verschwinden, werden diese vom Obstbau geprägten Kulturlandschaften an Naturwert verlieren. Jede gerodete Obstanlage ist schon jetzt eine ökologische Katastrophe! Dies gilt es zu verhindern.
Nun ist es auch amtlich. Das Statistische Bundesamt schätzt die deutsche Apfelernte für 2014 auf 1,12 Mio. t Äpfel und toppt damit noch die Rekordwerte aus 2000 und 2001.
12 Mio. Tonnen Äpfel, einschließlich einer Spitzenernte in Deutschland, Altlasten aus der Ernte 2013, ein Überhang an Überseeäpfeln und letztendlich das russische Embargo erschweren massiv den Start der Apfelsaison 2014/15.
„Wie geht’s dem Obstbau denn heute so?“ Eine häufig gestellte Frage im Vorbeigehen, die in der Vergangenheit ebenso im Vorbeigehen beantwortet wurde mit „Es geht so – schwierig, aber wir lassen uns nicht unterkriegen!“
Mit Wirkung vom 7. August 2014 hat Russland die Einfuhr bestimmter Lebensmittel aus der Europäischen Union, darunter auch Obst und Gemüse, für ein Jahr gestoppt.