Zu Beginn unseres Berufslebens haben wir beide eine Ausbildung zum Gärtner gemacht.
Was uns dabei von Anfang an selbstverständlich erschien, ist für viele Teile der Bevölkerung offensichtlich nicht klar. Jede Kulturarbeit, jeder Spatenstich und jeder Baumschnitt, den wir machen, beeinflusst die Flora und Fauna. Es liegt in der Natur der Sache, dass, egal ob eine mechanische, biologische oder chemische Maßnahme erfolgt, diese Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt hat. Wir wägen ab: Kulturmaßnahme (in unserem Fall zur Nahrungsmittelproduktion) gegen Auswirkung auf Flora und Fauna. Und Menschen müssen essen. In der komplexen Mensch-Natur-Beziehung haben wir Obstbauern also eine besondere Verantwortung.
Wenn aber, wie derzeit z. B. in einigen Schulen Nordrhein-Westfalens, Theaterstücke („Apfelkomplott“) aufgeführt werden, in denen Pflanzenschutz pauschal als Vergiftung dargestellt wird oder aber die „Zeit“ einen Bericht über einen interessanten, aber nicht wirtschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Versuch, Obst ohne jegliche Art von Pflanzenschutz zu produzieren, als „Entgiftung“ betitelt, wird damit ein falsches und – aus unserer Sicht sogar irrwitziges – Verständnis vom Gärtnern, der Landwirtschaft, der Nahrungsmittelproduktion und auch dem Naturschutz vermittelt. Naturschutz heißt auch, einen Weg zu finden, in dem beide, Mensch und Natur, leben können.
Nützlingsverordnung, Glyphosat und SUR Der sehr empfehlenswerte Kommentar von Prof. Dr. Weber und Dr. Zimmermann zur weiterhin ausstehenden Nützlingsverordnung ab Seite 620 beschreibt die Widersinnigkeit und Folgen dieser einseitigen Sicht von Naturschutz auf den Obstbau. Weitere für uns relevante und bedrohliche Beispiele sind die aktuellen Diskussionen und anstehenden politischen Entscheidungen um die Anpassung der deutschen Pflanzenschutzanwendungsverordnung zum Glyphosateinsatz oder die europäische Pflanzenschutzanwendungsverordnung SUR.
Forderungen nach pauschalen Verboten von Pflanzenschutz in sensiblen Gebieten und einem Verbot von Glyphosat werden mit angeblich wissenschaftlichen Ergebnissen begründet. Leider wird hier zu wenig auf Unabhängigkeit, Anzahl und Seriosität der zitierten Studien geachtet. Aufwendige deutsche Studien, wie z. B. vom Bundesamt für Risikobewertung, werden nicht zitiert, spendenfinanzierte Ergebnisse von NGO’s spielen hingegen eine große Rolle. Die Lobby von Greenpeace und Co. akzeptiert nur, was passt.
Wir produzieren besonders gesunde Nahrungsmittel. Und wir können und sollten sehr stolz darauf sein, dass die große Mehrzahl der unabhängigen Studien uns dabei eine besondere und große Nachhaltigkeit bescheinigt. Gerade in diesen unruhigen und für viele Betriebe auch existenziell bedrohlichen Zeiten sollten wir mit Stolz und Selbstbewusstsein unsere Positionen vertreten, um das „Betriebsschiff“ durch die unruhige See zu steuern.
Frohe und gesegnete Weihnachten Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien frohe und gesegnete Weihnachten und ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr. Schöpfen Sie in den etwas ruhigeren Tagen Kraft und Zuversicht für die kommenden Aufgaben.
Die Bundesfachgruppe Obstbau wird auch im nächsten Jahr für Ihre Interessen als deutsche Obstbauern eintreten.
Über den Autor
Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau und Joerg Hilbers, Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obstbau.
In den unzähligen Gesprächen mit Politikern, Behördenvertretern, der Industrie und mit Pressevertretern wird in diesen Wochen immer auch nach den Aussichten für die Obstsaison 2015 gefragt.
Große Enttäuschung, aufkommende Verzweiflung und endloser Frust – dies sind Reaktionen vieler Kolleginnen und Kollegen auf die bürokratischen Anforderungen des Mindestlohngesetzes.
Nun ist es auch amtlich. Das Statistische Bundesamt schätzt die deutsche Apfelernte für 2014 auf 1,12 Mio. t Äpfel und toppt damit noch die Rekordwerte aus 2000 und 2001.
12 Mio. Tonnen Äpfel, einschließlich einer Spitzenernte in Deutschland, Altlasten aus der Ernte 2013, ein Überhang an Überseeäpfeln und letztendlich das russische Embargo erschweren massiv den Start der Apfelsaison 2014/15.
„Wie geht’s dem Obstbau denn heute so?“ Eine häufig gestellte Frage im Vorbeigehen, die in der Vergangenheit ebenso im Vorbeigehen beantwortet wurde mit „Es geht so – schwierig, aber wir lassen uns nicht unterkriegen!“
Mit Wirkung vom 7. August 2014 hat Russland die Einfuhr bestimmter Lebensmittel aus der Europäischen Union, darunter auch Obst und Gemüse, für ein Jahr gestoppt.