Wieder einmal Greenpeace… und Bündnis 90/Die Grünen können es auch nicht besser

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3208

Fünf Jahre sind seit der letzten Attacke von Greenpeace auf den Obstbau vergangen.

Im Juli 2010 lautete die Schlagzeile „Johannisbeeren sind kleine Pestizid-Cocktails“. Die Kampagne war jedoch ein Reinfall, zeigte sie doch deutliche Widersprüche zwischen den reißerischen Behauptungen in der Presse und den zugrunde liegenden Untersuchungsergebnissen. So langsam haben wir uns schon Sorgen gemacht und nur darauf gewartet, dass von Hamburg aus mal wieder eine Kuh durchs Dorf getrieben wird. Vielleicht wurde es auch Zeit, erneut die Geldbeutel verunsicherter Verbraucher anzuzapfen. Ende Juni diesen Jahres war es dann endlich soweit. Greenpeace veröffentlichte einen Report mit dem Titel „Der bittere Beigeschmack der europäischen Apfelproduktion“ und war damit kurz im medialen Blickfeld. Diesmal ging es nicht um Rückst.nde auf Obst, sondern um Rückst.nde in Wasser und Boden. Aussagekraft und Relevanz dieser Studie müssen aufgrund zahlreicher Gründe stark angezweifelt werden. Und unsere deutschen Behörden haben dies auch getan. Kurz und knapp: Man kommt zum Schluss, dass die von Greenpeace gemessenen Werte nicht im entferntesten für eine Verbrauchergefährdung ausreichen könnten. Im zweiten Teil des Reports will Greenpeace dem Leser dann aufzeigen, wie eine ökologische Schädlingskontrolle im Apfelanbau aussehen könnte. Hätten sie im Vorfeld doch nur mit uns gesprochen! Dann wäre dem Verein schnell aufgefallen, dass der Großteil der vorgeschlagenen Maßnahmen bereits seit vielen Jahren im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes auf unseren Betrieben Realität ist.

Wiederum erschreckend ist, dass Online-Portale, Zeitungen und Fernsehnachrichten die Greenpeace-„Enthüllung“ ohne den Hauch von Distanz zum Absender kopierten. Aber es gab Ausnahmen. Ein Redakteur des Stader Tageblattes kommt zu dem Schluss, dass Greenpeace als Angstmacher nur an der eigenen Spendenkasse Interesse hätte und Spiegel-Online kommentierte die Studie mit „Viel Drama um fast nichts.“ Greenpeace wird seiner Rolle als Neinsager einmal mehr gerecht. An Fragestellungen lösungsorientiert mitzuwirken, daran hat der Verein überhaupt kein Interesse. Es ist auch einfacher, sich als Angstmacher und Ermahner der Nation vor jeder Verantwortung zu drücken. Doch wer etwas bewegen will, der muss an Lösungen arbeiten. Von Greenpeace sind wir ja nichts anderes gewohnt, doch nun verhält sich auch eine Partei mit Regierungsverantwortung ähnlich verantwortungslos. Im Kampf der Grünen gegen die Zulassungserneuerung von Glyphosat müssen jetzt sogar stillende Mütter herhalten – eine Masche, die schon in den USA funktioniert hat. Diese Politik der Angstmacherei und Bevormundung darf nicht Stil einer demokratischen Partei sein. Wir wehren uns keinesfalls gegen neue Erkenntnisse, aber wissenschaftlich valide müssen sie schon sein. Es hängt zu viel für uns davon ab.

Es muss damit Schluss sein, dass die Öko-Karte als letztes Ass im Ärmel immer sticht. Dem gesunden Menschenverstand muss langsam klar werden, dass auch Nichtregierungsorganisationen zunächst ihre eigenen Interessen verfolgen. Warum hat dieser Lobbyismus einen Heiligenschein? Für das Geschäftsmodell, das vor allem Greenpeace die Existenz sichert, muss es immer kurz vor zwölf und die Menschheit muss dem Untergang geweiht sein. Die Zeit ist aber nicht stehen geblieben, wir leben noch – und zwar sorgenfreier, gesünder und länger als je zuvor. Die öffentliche Verklärung einiger Nichtregierungsorganisationen zu den Bewahrern der menschlichen Zukunft verhindert einen vernünftigen Umgang mit den tatsächlich und von Zeit zu Zeit auftretenden Verunreinigungen von Lebensmitteln. Dauernde Skandalisierung erzeugt ein Klima der Angst und macht im Laufe der Zeit blind für eine wirkliche Bedrohung. Nur eine offene Debatte kann den Blick für tatsächliche Verbesserungsmöglichkeiten schärfen. Sich einzugestehen, in wie vielen Bereichen es uns wirklich gut geht, das gehört zwangsläufig auch dazu.

Aus guten Gründen haben wir zum Greenpeace-Report keine Stellungnahme verfasst, sondern haben sofort den persönlichen Kontakt aufgenommen. Wenn Greenpeace was bewegen will, dann müssen sie vom Neinsager zum Wiesager werden – bestenfalls in konstruktiver Zusammenarbeit mit uns. Und die Grünen? Die nächsten Wahlen kommen sicher und das gilt dann auch für alle anderen.

Jens Stechmann                            Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender -                 - Geschäftsführer - 

 

Editorials

Editorials

Die Sache mit dem Pflanzenschutz

Strenge gesetzliche Regelungen für die Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stellen sicher, dass negative Auswirkungen für die Umwelt sowie die Anwender- und Lebensmittelsicherheit vermieden werden.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3023
Editorials

Trübe Aussichten oder Licht am Horizont?

Es ist Montag, der 21. März 2016, um 8.26 Uhr. Hier im Hotel Hafen Hamburg findet die Fachtagung Obst und Gemüse des Deutschen Raiffeisenverbandes statt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3030
Editorials

Wenn wir nicht über uns sprechen, tun es andere!

Die Delegierten der Mitgliedsverbände der Fachgruppe Obstbau haben im Rahmen der letzten Versammlung intensiv über eine Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit für den deutschen Obstbau diskutiert und folgende Feststellungen getroffen:

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2911
Editorials

Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes – Beratung ist der Schlüssel

Mit Einführung der ersten Richtlinie für die Kontrolliert Integrierte Produktion im Jahr 1990 haben wir deutschen Obst- und Gemüsebauern Maßstäbe gesetzt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2838
Editorials

Es steht viel auf dem Spiel

So wie schon seit Jahren zur guten Tradition geworden, wird auch das Jahr 2016 mit einer kräftezehrenden Veranstaltung beginnen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2925
Editorials

Der Blick in die Zukunft – zuversichtlich oder hoffnungslos?

OBSTBAU und die Vereinigte Hagelversicherung haben in den vergangenen sechs Ausgaben die Zukunft des deutschen Obstbaus aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2854
Editorials

Erntesaison 2015 neigt sich dem Ende zu

Die Erntesaison 2015 neigt sich dem Ende zu – es beginnt die Saison der Messen, Tagungen und Seminare.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2787
Editorials

Lässt sich Zukunft vorhersagen? Wissen ist die halbe Miete

Auch in dieser Ausgabe von OBSTBAU werfen wir in unserer Artikelserie einen Blick in die Zukunft, Schwerpunkt ist das Klima.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2852
Editorials

Der Marktmacht ausgeliefert?

Auch in dieser Ausgabe von OBSTBAU werfen wir in unserer Artikelserie einen Blick in die Zukunft, Schwerpunkt ist das Klima.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2881
Editorials

Wieder einmal Greenpeace… und Bündnis 90/Die Grünen können es auch nicht besser

Fünf Jahre sind seit der letzten Attacke von Greenpeace auf den Obstbau vergangen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3208
Editorials

Unser Obstbau im Wandel

Wir setzen die gemeinsame Artikelserie mit der Vereinigten Hagelversicherung in dieser Ausgabe fort.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3201
Editorials

Früher war alles besser. Sogar die Zukunft.

Schon Karl Valentin machte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gedanken über die Sehnsucht der Menschen nach einem besseren Morgen.

Dr. Rainer Langner, Jens Stechmann
3434
Anzeige