Wie ist die Lage in Sachen Feuerbrand?
Jedoch gibt es einen Lichtstreif am Horizont: das Prüfmittel LMA wurde bereits im dritten Jahr und auch an mehreren Standorten positiv geprüft. Eine Zulassung des Mittels wird derzeit engagiert betrieben. Die bislang noch als Pflanzenstärkungsmittel gelisteten Präparate Blossom Protect und Myco-Sin, die vor allem im ökologischen Anbau eingesetzt werden, haben gemäß neuem Recht ebenfalls noch keine Zulassung als Pflanzenschutzmittel. Damit ist der Obstbau auf die Notfallzulassung wirksamer Präparate angewiesen. Solange die bisher ins Feld geführten Alternativen nicht sicher wirken und praktikabel sind, setzen wir uns für die grundsätzliche Möglichkeit des Einsatzes von Antibiotika unter den bewährten strengen Auflagen ein. Aus diesem Grund haben wir Anträge auf Notfallzulassung nach Art. 53 EU-VO Nr. 1107/2009 für LMA und Streptomycin gestellt. Beide Anträge sind mittlerweile und im Grunde positiv beschieden worden.
Dass wir überhaupt so weit gekommen sind, ist ein großer Erfolg. Viele Verbandsvertreter, Behördenmitarbeiter und Politiker auf Landes- und Bundesebene haben sich in den vielen Gespräche und Verhandlungen engagiert. Wir hätten auch mit Trillerpfeifen und Großplakaten auf die Straßen gehen können, um unsere Forderungen in Sachen Feuerbrandbekämpfung kundzutun. Glauben Sie bitte nicht, dies hätte uns auch nur einen Schritt nach vorne gebracht. Stattdessen haben wir in vielen Gesprächen verhandelt und diese Gespräche verliefen oft alles andere als erfreulich und konstruktiv. Auf Bundesebene gab es intensive Gespräche mit den Imkerverbänden, dem Landwirtschaftsministerium und den Zulassungsbehörden, stets gemeinsam und in enger Abstimmung mit den betroffenen Landesverbänden. Auf Ebene der Bundesländer wird teilweise noch verhandelt und um regionale Vereinbarungen gerungen. Kein Thema hat uns in den vergangenen Monaten so zugesetzt wie der Feuerbrand. Aber lassen wir die Vergangenheit zunächst ruhen und konzentrieren wir auf uns auf das anstehende Frühjahr. Folgende Eckpunkte haben wir mit den Behörden und Imkerverbänden auf Bundesebene vereinbart:
1. Die Forschung zu Alternativen zur Streptomycinanwendung wird intensiv fortgeführt. In der Feuerbrandbekämpfung sind Alternativpräparate dem Streptomycin vorzuziehen.
2. Die Obstbauern überprüfen ihre Bestände und werden ggf. sauber zurückschneiden. Lösungen für befallene Streuobstbestände sind in den Ländern zu erarbeiten. Befallene Gehölze im Straßenbegleitgrün etc. sind konsequent zu beseitigen.
3. Länder und Verbände führen erneut eine Informationskampagne durch. Kommunen werden gezielt über die Anpflanzung von Nichtwirtspflanzen im öffentlichen Grün informiert.
4. Imker sollen Informationen über vorgesehene Anwendungen von Streptomycin einfacher als bisher in Erfahrung bringen können.
5. Die Länder stellen so weit wie möglich sicher, dass Honig in betroffenen Regionen beprobt werden kann.
7. BMELV und Länder prüfen eine sinnvolle Aktualisierung der Feuerbrandverordnung.
Wie schon gesagt, Trillerpfeifen sind nicht unsere Sache. Uns zeichnet Selbsthaftung, Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein aus. Und hieraus erwächst auch der Druck auf uns, unseren Teil der Abmachungen einhalten. Auch wenn Kontroll-, Schnitt- und Rodemaßnahmen zeitintensiv und somit kostspielig sind, sind sie zwingend umzusetzen. Der Einsatz von LMA ist nicht einfach (siehe dazu Artikel ab Seite 234), doch lassen Sie uns gemeinsam alles versuchen, um dieses Mittel erfolgreich einzusetzen. Wenn wir nicht bereit sind, unserer eigenen Verantwortung gerecht zu werden, disqualifizieren wir uns auch, wenn es um die Forderung nach konsequenter Umsetzung der Feuerbrandverordnung und nach Rodeprämien geht. Wir wollen davon ausgehen, dass im Jahr 2014 keine Streptomycinanwendung mehr erforderlich sein wird. Dazu müssen wir in diesem Jahr mit den Alternativpräparaten die erwarteten positiven Ergebnisse erzielen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Verwandte Artikel
Editorials
Bemühungen des Berufsstandes erfolgreich – EU-Krisenbeihilfe soll den Obstbau kurzfristig unterstützen
Die schwierige bis dramatische Situation vieler Obstbaubetriebe ist von der Politik erkannt worden.
Glyphosat: Wichtig für den Obstbau und laut Wissenschaft ohne Risiko! Und jetzt?
In der EU ist Glyphosat bis zum 15. Dezember 2023 zugelassen.
Die Glaubwürdigkeit der Medien
Am 22. Mai, zum Höhepunkt der Spargel- und zum Beginn der Erdbeersaison, titelte „ZDF-heute“, ebenso wie sinngemäß auch viele andere Medien: „Unhaltbare Zustände im Spargelanbau“.
Freude am Blühen und Wachsen, Sorgen um die Rahmenbedingungen der Produktion…
Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.
Diskussion um Apfelbaum-Rodeprämie
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.
Ideologie statt Fakten …
Seit im Juni 2022 die EU-Kommission den Entwurf einer neuen Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) vorgestellt hat ...
Weiter voneinander lernen, weiter aufeinander zugehen…
Der Obstbaubranche geht es nicht gut.
Ansätze zur finanziellen Förderung des deutschen Obstbaus
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.
„Können wir in diesen Zeiten unseren Kindern noch eine Ausbildung und Betriebsnachfolge im Obstbau empfehlen?“
So lautete die Frage einer Obstbäuerin auf der Mitgliederversammlung eines Landesverbandes vor einigen Wochen.
Ruinöse Erzeugerpreise – was kann der Berufsstand tun?
Traditionell blicken wir an dieser Stelle auf das zu Ende gehende Jahr zurück und versuchen, mit Zuversicht Ideen und Ansätze für Konzepte notwendiger Entwicklungen im Obstbau aufzuzeigen.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat den Obstbau besucht
Nach mehrmaligem Einladen war es am 15. Oktober 2022 soweit.
Über den Winter kommen…?
In diesen Tagen, Anfang Oktober 2022, entscheiden Apfelerzeuger, ob sie ihre Bäume weiter beernten oder die aufwendig produzierten Früchte einfach hängen lassen.