• Wenn Politiker sich für die besseren Wissenschaftler halten und wenn ein Herbizid zum Wahlkampfthema gemacht wird

Wenn Politiker sich für die besseren Wissenschaftler halten und wenn ein Herbizid zum Wahlkampfthema gemacht wird

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2616

Die öffentlichen Diskussionen um Glyphosat haben schon längst hysterische Züge angenommen. 

Ein Herbizid bringt nun sogar die große Koalition ins Wanken und führt dazu, dass sich die Bundesregierung in hohem Maße blamiert.

Wir erleben eine Mischung aus Tragödie und Komödie, ein peinliches Trauerspiel. Seit fast zwei Jahren wird über die Neuzulassung von Glyphosat in Deutschland und auf EU-Ebene diskutiert. Niemand hat sich noch nicht zu Wort gemeldet, viele teils fragwürdige Studien wurden erarbeitet und tausende Studien sind ausgewertet worden. Nun haben sich die EU-Mitgliedsstaaten auf Ebene der Experten erneut nicht zu einer Entscheidung für eine Zulassungsverlängerung verständigen können. Schon längst hätte diese aber fallen müssen, denn die Wirkstoffzulassung läuft Ende Juni aus.

Ist vielleicht Feigheit der Grund, warum deutsche Politiker von einer zuvor gefunden Kompromisslinie abweichen und die Entscheidung damit lieber der EU-Kommission aufdrängen? Oder wird die Gunst der Stunde genutzt, um sich ein Wahlkampfthema zu sichern? Einige politisch Verantwortliche haben in jedem Fall schon kalte Füße in Anbetracht der gesellschaftlichen Diskussion bekommen, die von den fortlaufenden panikmachenden Informationen noch weiter angefeuert wird.

So eine absurde Situation hätte nicht entstehen müssen. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hatte für eine Wiederzulassung längst grünes Licht gegeben. Auch das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) hatte Glyphosat bei bestimmungsgemäßer Anwendung für unbedenklich erklärt. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hat sich mit den Kollegen der SPD im Umwelt- und Wirtschaftsministerium auf eine grundsätzliche Verlängerung für Glyphosat verständigt. Und dann, fast wie aus heiterem Himmel, brach eine wahnsinnige Debatte voller Verdächtigungen und Fehlschlüsse los. Plötzlich wurde überall Glyphosat gefunden, in der Muttermilch, im Bier, in Wein und im Urin. Jeder Versuch in diesem Hype ein sachliches Argument, einen wissenschaftlich begründeten Fakt, eine entemotionalisierte Meinung zu platzieren, war ein Ding der Unmöglichkeit. Angefeuert wurde diese Erregung noch durch eine missverständliche Studie, die Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufte. Das auch Schweine- und Rindfleisch der gleichen Kategorie zugeordnet sind, hat niemanden interessiert. Es kümmert auch niemanden mehr, dass inzwischen selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das von Glyphosat ausgehende Gesundheitsrisiko als vertretbar einschätzt. Die Verwirrung bei Verbrauchern könnte kaum größer sein. Und dann erscheinen Wirtschaftsminister Gabriel und Umweltministerin Hendricks auf der Bühne. Die SPD hat sich wohl entschieden, Glyphosat anstandslos zum Wahlkampfthema zu machen, ignoriert damit die unabhängige Wissenschaft und entzieht sogar den deutschen Behörden  das Vertrauen. Das mit der CDU/CSU ausgehandelte Einvernehmen wurde in letzter Minute gekippt. Dies bedeutet, dass sich Deutschland bei der Abstimmung im EU-Fachausschuss wohl oder übel enthalten muss. Und Die Grünen werfen den deutschen Behörden weiterhin vor, Risiken klein zu reden und gehen davon aus, dass der Bundeskanzlerin das Interesse der Agrarchemiekonzerne wichtiger sei, als die Sorge um Gesundheit und Umwelt. Es werden Ängste geschürt und Unsicherheiten ausgenutzt, um politisch Kapital zu schlagen. Das ist unredlich und nur noch peinlich.

Und dass dieses groteske Schauspiel auf dem Rücken der Anwender ausgetragen wird, scheint zumindest den Nichtagrariern der SPD völlig egal zu sein. Wir erwarten eine Entscheidung auf Grundlage von Fakten und nicht aufgrund eines parteipolitischen Wahlkampfgeplänkels.

Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit 2016

Im Zeitraum vom 2. 2. bis zum 19. 5. 2016 haben 545 Betriebe und Einzelpersonen eine Summe von 59.955 Euro zusammengetragen. Täglich kommen noch weitere Einzahlungen hinzu – einen Teilnahmeschluss gibt es natürlich nicht. Damit ist ein Anfang gemacht und in den nächsten Wochen werden wir die Marschroute für eine obstbauliche Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit festlegen. In unserer OBSTBAU werden wir Sie über alles Weitere auf dem Laufenden halten. 

Jens Stechmann                            Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender -                 - Geschäftsführer - 

 

Editorials

Editorials

Wir sind im Gespräch…

Haben Sie am Freitag, dem 7. Februar 2020 die „heute show“ gesehen?

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
2879
Editorials

Unsere Apfelverteilaktion am 7. März lebt vom Mitmachen!

All die vielen Diskussionen über die obstbauliche Krise, fehlende Wertschätzung unserer Früchte und gesellschaftliche Kritik an unserer Arbeit hatten ein Ergebnis: Wir müssen mit den Verbrauchern reden!

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
2759
Editorials

»Das Leben gehört dem Lebendigen. Und wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein.«

Das sagte Johann Wolfgang von Goethe.

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
2557
Editorials

Liebe Obstbäuerinnen und Obstbauern!

Das Jahr geht zu Ende und wie niemals vorher stand der Obstbau im Zeichen der gesellschaftlichen Debatte um Klimawandel und Umweltschutz.

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
2718
Editorials

Dialog ist notwendig

Die notwendige gesellschaftliche Debatte zu Klimawandel, Umwelt- und Naturschutz wird leider auf vielen Ebenen unmittelbar und unsachlich mit unserer Obstproduktion verknüpft und stellt die Betriebe vor weitere enorme Herausforderungen.

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
2850
Editorials

Zum Seminar nach Grünberg?

„Bildung ist nicht das Befüllen von Fässern, sondern das Entzünden von Flammen.“

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
3353
Editorials

Den Widerspruch aufklären

Im erfolgreichsten Volksbegehren der Geschichte Bayerns „Rettet die Bienen“ forderten Anfang des Jahres innerhalb von zwei Wochen fast 1,8 Millionen Menschen ein Gesetz für mehr Umwelt- und Naturschutz.

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
2737
Editorials

Drastische Unterschiede

Anfang August ist im Obstbau eine erste Vorabeinschätzung für den Erfolg oder Misserfolg des laufenden Wirtschaftsjahres möglich.

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
3161
Editorials

Hallo, liebe Obstbäuerinnen und Obstbauern!

Als neuer Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obst grüße ich Sie erstmals herzlich.

Joerg Hilbers
4019
Editorials

Für ein starkes Europa

Die Wahl zum EU-Parlament ist auch für den Obstbau von besonderer Bedeutung, nicht nur aufgrund des Brexits und einer noch nicht geklärten Finanzplanung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2800
Editorials

Zukünftige Verfügbarkeit von Insektiziden im deutschen Obstbau

In dieser Ausgabe von OBSTBAU finden Sie einen Sonderdruck, der sich mit der Verfügbarkeit von Insektiziden für den Obstbau in Deutschland auseinandersetzt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2800
Anzeige