Wenn Politiker sich für die besseren Wissenschaftler halten und wenn ein Herbizid zum Wahlkampfthema gemacht wird
Ein Herbizid bringt nun sogar die große Koalition ins Wanken und führt dazu, dass sich die Bundesregierung in hohem Maße blamiert.
Wir erleben eine Mischung aus Tragödie und Komödie, ein peinliches Trauerspiel. Seit fast zwei Jahren wird über die Neuzulassung von Glyphosat in Deutschland und auf EU-Ebene diskutiert. Niemand hat sich noch nicht zu Wort gemeldet, viele teils fragwürdige Studien wurden erarbeitet und tausende Studien sind ausgewertet worden. Nun haben sich die EU-Mitgliedsstaaten auf Ebene der Experten erneut nicht zu einer Entscheidung für eine Zulassungsverlängerung verständigen können. Schon längst hätte diese aber fallen müssen, denn die Wirkstoffzulassung läuft Ende Juni aus.
Ist vielleicht Feigheit der Grund, warum deutsche Politiker von einer zuvor gefunden Kompromisslinie abweichen und die Entscheidung damit lieber der EU-Kommission aufdrängen? Oder wird die Gunst der Stunde genutzt, um sich ein Wahlkampfthema zu sichern? Einige politisch Verantwortliche haben in jedem Fall schon kalte Füße in Anbetracht der gesellschaftlichen Diskussion bekommen, die von den fortlaufenden panikmachenden Informationen noch weiter angefeuert wird.
So eine absurde Situation hätte nicht entstehen müssen. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hatte für eine Wiederzulassung längst grünes Licht gegeben. Auch das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) hatte Glyphosat bei bestimmungsgemäßer Anwendung für unbedenklich erklärt. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hat sich mit den Kollegen der SPD im Umwelt- und Wirtschaftsministerium auf eine grundsätzliche Verlängerung für Glyphosat verständigt. Und dann, fast wie aus heiterem Himmel, brach eine wahnsinnige Debatte voller Verdächtigungen und Fehlschlüsse los. Plötzlich wurde überall Glyphosat gefunden, in der Muttermilch, im Bier, in Wein und im Urin. Jeder Versuch in diesem Hype ein sachliches Argument, einen wissenschaftlich begründeten Fakt, eine entemotionalisierte Meinung zu platzieren, war ein Ding der Unmöglichkeit. Angefeuert wurde diese Erregung noch durch eine missverständliche Studie, die Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufte. Das auch Schweine- und Rindfleisch der gleichen Kategorie zugeordnet sind, hat niemanden interessiert. Es kümmert auch niemanden mehr, dass inzwischen selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das von Glyphosat ausgehende Gesundheitsrisiko als vertretbar einschätzt. Die Verwirrung bei Verbrauchern könnte kaum größer sein. Und dann erscheinen Wirtschaftsminister Gabriel und Umweltministerin Hendricks auf der Bühne. Die SPD hat sich wohl entschieden, Glyphosat anstandslos zum Wahlkampfthema zu machen, ignoriert damit die unabhängige Wissenschaft und entzieht sogar den deutschen Behörden das Vertrauen. Das mit der CDU/CSU ausgehandelte Einvernehmen wurde in letzter Minute gekippt. Dies bedeutet, dass sich Deutschland bei der Abstimmung im EU-Fachausschuss wohl oder übel enthalten muss. Und Die Grünen werfen den deutschen Behörden weiterhin vor, Risiken klein zu reden und gehen davon aus, dass der Bundeskanzlerin das Interesse der Agrarchemiekonzerne wichtiger sei, als die Sorge um Gesundheit und Umwelt. Es werden Ängste geschürt und Unsicherheiten ausgenutzt, um politisch Kapital zu schlagen. Das ist unredlich und nur noch peinlich.
Und dass dieses groteske Schauspiel auf dem Rücken der Anwender ausgetragen wird, scheint zumindest den Nichtagrariern der SPD völlig egal zu sein. Wir erwarten eine Entscheidung auf Grundlage von Fakten und nicht aufgrund eines parteipolitischen Wahlkampfgeplänkels.
Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit 2016
Im Zeitraum vom 2. 2. bis zum 19. 5. 2016 haben 545 Betriebe und Einzelpersonen eine Summe von 59.955 Euro zusammengetragen. Täglich kommen noch weitere Einzahlungen hinzu – einen Teilnahmeschluss gibt es natürlich nicht. Damit ist ein Anfang gemacht und in den nächsten Wochen werden wir die Marschroute für eine obstbauliche Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit festlegen. In unserer OBSTBAU werden wir Sie über alles Weitere auf dem Laufenden halten.
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

Der Mindestlohn steigt
Arbeitnehmer in Deutschland bekommen künftig einen höheren gesetzlichen Mindestlohn. Die Lohnuntergrenze steigt Anfang 2017 von derzeit 8,50 Euro auf 8,84 Euro pro Stunde.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Zwischen aktuellen Verbandsaufgaben und betrieblicher Realität
Seit Ende Mai haben schwere Unwetter mit Starkregen, Hagel und Orkanböen auch im Obstbau regional zu großen Schäden geführt.

Wenn Politiker sich für die besseren Wissenschaftler halten und wenn ein Herbizid zum Wahlkampfthema gemacht wird
Die öffentlichen Diskussionen um Glyphosat haben schon längst hysterische Züge angenommen.

Die Sache mit dem Pflanzenschutz
Strenge gesetzliche Regelungen für die Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stellen sicher, dass negative Auswirkungen für die Umwelt sowie die Anwender- und Lebensmittelsicherheit vermieden werden.

Trübe Aussichten oder Licht am Horizont?
Es ist Montag, der 21. März 2016, um 8.26 Uhr. Hier im Hotel Hafen Hamburg findet die Fachtagung Obst und Gemüse des Deutschen Raiffeisenverbandes statt.

Wenn wir nicht über uns sprechen, tun es andere!
Die Delegierten der Mitgliedsverbände der Fachgruppe Obstbau haben im Rahmen der letzten Versammlung intensiv über eine Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit für den deutschen Obstbau diskutiert und folgende Feststellungen getroffen:

Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes – Beratung ist der Schlüssel
Mit Einführung der ersten Richtlinie für die Kontrolliert Integrierte Produktion im Jahr 1990 haben wir deutschen Obst- und Gemüsebauern Maßstäbe gesetzt.

Es steht viel auf dem Spiel
So wie schon seit Jahren zur guten Tradition geworden, wird auch das Jahr 2016 mit einer kräftezehrenden Veranstaltung beginnen.

Der Blick in die Zukunft – zuversichtlich oder hoffnungslos?
OBSTBAU und die Vereinigte Hagelversicherung haben in den vergangenen sechs Ausgaben die Zukunft des deutschen Obstbaus aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Erntesaison 2015 neigt sich dem Ende zu
Die Erntesaison 2015 neigt sich dem Ende zu – es beginnt die Saison der Messen, Tagungen und Seminare.

Lässt sich Zukunft vorhersagen? Wissen ist die halbe Miete
Auch in dieser Ausgabe von OBSTBAU werfen wir in unserer Artikelserie einen Blick in die Zukunft, Schwerpunkt ist das Klima.

Der Marktmacht ausgeliefert?
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