• Wenn Politiker sich für die besseren Wissenschaftler halten und wenn ein Herbizid zum Wahlkampfthema gemacht wird

Wenn Politiker sich für die besseren Wissenschaftler halten und wenn ein Herbizid zum Wahlkampfthema gemacht wird

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2615

Die öffentlichen Diskussionen um Glyphosat haben schon längst hysterische Züge angenommen. 

Ein Herbizid bringt nun sogar die große Koalition ins Wanken und führt dazu, dass sich die Bundesregierung in hohem Maße blamiert.

Wir erleben eine Mischung aus Tragödie und Komödie, ein peinliches Trauerspiel. Seit fast zwei Jahren wird über die Neuzulassung von Glyphosat in Deutschland und auf EU-Ebene diskutiert. Niemand hat sich noch nicht zu Wort gemeldet, viele teils fragwürdige Studien wurden erarbeitet und tausende Studien sind ausgewertet worden. Nun haben sich die EU-Mitgliedsstaaten auf Ebene der Experten erneut nicht zu einer Entscheidung für eine Zulassungsverlängerung verständigen können. Schon längst hätte diese aber fallen müssen, denn die Wirkstoffzulassung läuft Ende Juni aus.

Ist vielleicht Feigheit der Grund, warum deutsche Politiker von einer zuvor gefunden Kompromisslinie abweichen und die Entscheidung damit lieber der EU-Kommission aufdrängen? Oder wird die Gunst der Stunde genutzt, um sich ein Wahlkampfthema zu sichern? Einige politisch Verantwortliche haben in jedem Fall schon kalte Füße in Anbetracht der gesellschaftlichen Diskussion bekommen, die von den fortlaufenden panikmachenden Informationen noch weiter angefeuert wird.

So eine absurde Situation hätte nicht entstehen müssen. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hatte für eine Wiederzulassung längst grünes Licht gegeben. Auch das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) hatte Glyphosat bei bestimmungsgemäßer Anwendung für unbedenklich erklärt. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hat sich mit den Kollegen der SPD im Umwelt- und Wirtschaftsministerium auf eine grundsätzliche Verlängerung für Glyphosat verständigt. Und dann, fast wie aus heiterem Himmel, brach eine wahnsinnige Debatte voller Verdächtigungen und Fehlschlüsse los. Plötzlich wurde überall Glyphosat gefunden, in der Muttermilch, im Bier, in Wein und im Urin. Jeder Versuch in diesem Hype ein sachliches Argument, einen wissenschaftlich begründeten Fakt, eine entemotionalisierte Meinung zu platzieren, war ein Ding der Unmöglichkeit. Angefeuert wurde diese Erregung noch durch eine missverständliche Studie, die Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufte. Das auch Schweine- und Rindfleisch der gleichen Kategorie zugeordnet sind, hat niemanden interessiert. Es kümmert auch niemanden mehr, dass inzwischen selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das von Glyphosat ausgehende Gesundheitsrisiko als vertretbar einschätzt. Die Verwirrung bei Verbrauchern könnte kaum größer sein. Und dann erscheinen Wirtschaftsminister Gabriel und Umweltministerin Hendricks auf der Bühne. Die SPD hat sich wohl entschieden, Glyphosat anstandslos zum Wahlkampfthema zu machen, ignoriert damit die unabhängige Wissenschaft und entzieht sogar den deutschen Behörden  das Vertrauen. Das mit der CDU/CSU ausgehandelte Einvernehmen wurde in letzter Minute gekippt. Dies bedeutet, dass sich Deutschland bei der Abstimmung im EU-Fachausschuss wohl oder übel enthalten muss. Und Die Grünen werfen den deutschen Behörden weiterhin vor, Risiken klein zu reden und gehen davon aus, dass der Bundeskanzlerin das Interesse der Agrarchemiekonzerne wichtiger sei, als die Sorge um Gesundheit und Umwelt. Es werden Ängste geschürt und Unsicherheiten ausgenutzt, um politisch Kapital zu schlagen. Das ist unredlich und nur noch peinlich.

Und dass dieses groteske Schauspiel auf dem Rücken der Anwender ausgetragen wird, scheint zumindest den Nichtagrariern der SPD völlig egal zu sein. Wir erwarten eine Entscheidung auf Grundlage von Fakten und nicht aufgrund eines parteipolitischen Wahlkampfgeplänkels.

Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit 2016

Im Zeitraum vom 2. 2. bis zum 19. 5. 2016 haben 545 Betriebe und Einzelpersonen eine Summe von 59.955 Euro zusammengetragen. Täglich kommen noch weitere Einzahlungen hinzu – einen Teilnahmeschluss gibt es natürlich nicht. Damit ist ein Anfang gemacht und in den nächsten Wochen werden wir die Marschroute für eine obstbauliche Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit festlegen. In unserer OBSTBAU werden wir Sie über alles Weitere auf dem Laufenden halten. 

Jens Stechmann                            Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender -                 - Geschäftsführer - 

 

Editorials

Editorials

Enttäuschung dann Wut – mehr deutsche Äpfel als gedacht

Nun ist es auch amtlich. Das Statistische Bundesamt schätzt die deutsche Apfelernte für 2014 auf 1,12 Mio. t Äpfel und toppt damit noch die Rekordwerte aus 2000 und 2001.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2467
Editorials

„Wenn’s alte Jahr erfolgreich war, dann freue dich aufs neue. Und war es schlecht, ja dann erst recht.“ (Albert Einstein)

Das neue Jahr hat begonnen. Bewährtes verfestigt sich. Neues wird in Angriff genommen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2596
Editorials

Wir müssen nicht groß drum herum reden…

…bringen wir es auf den Punkt: „Die derzeitigen und kurzfristig schon absehbaren Rahmenbedingungen für den deutschen Obstbau trüben unsere Stimmung.“

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2426
Editorials

Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten

12 Mio. Tonnen Äpfel, einschließlich einer Spitzenernte in Deutschland, Altlasten aus der Ernte 2013, ein Überhang an Überseeäpfeln und letztendlich das russische Embargo erschweren massiv den Start der Apfelsaison 2014/15. 

Helwig Schwartau
2458
Editorials

Deutschland – mein Garten Aufruf zur bundesweiten Aktion mit Großplakaten

„Wie geht’s dem Obstbau denn heute so?“ Eine häufig gestellte Frage im Vorbeigehen, die in der Vergangenheit ebenso im Vorbeigehen beantwortet wurde mit „Es geht so – schwierig, aber wir lassen uns nicht unterkriegen!“

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2439
Editorials

Russischer Importstopp und die Konsequenzen

Mit Wirkung vom 7. August 2014 hat Russland die Einfuhr bestimmter Lebensmittel aus der Europäischen Union, darunter auch Obst und Gemüse, für ein Jahr gestoppt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2454
Editorials

Argentinien hat einen Messi – wir haben ein Team

Deutschland ist Fußball-Weltmeister – was für ein Turnier.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2399
Editorials

Noch viele Fragen zum Mindestlohn!

In diesen Wochen dreht sich bei unserer Verbandsarbeit alles um den Mindestlohn.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2379
Editorials

Zukunft zulassen

In Medizin und Pharmazeutik wird Gentechnik selten hinterfragt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2559
Editorials

Mindestlohn und Europawahl

Wir sind enttäuscht und in Sorge darüber, was die Bundesregierung in großer Hektik beim Mindestlohn entschieden hat. 

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2479
Editorials

Wenn gute Pläne ihre eigene Umsetzung verhindern

Haben wir überhaupt noch Spielraum für eigene Entscheidungen?

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2356
Editorials

Nettomindestlohn und Bruttomindestlohn – jetzt sind wir alle gefordert!

Der Mindestlohn war im Wahlkampf ein zentrales Thema für alle Parteien, um der gesamtgesellschaftlichen Situation Rechnung zu tragen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
2398
Anzeige