Wenn gute Pläne ihre eigene Umsetzung verhindern

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4590

Haben wir überhaupt noch Spielraum für eigene Entscheidungen?

Der Pflanzenschutz gehört zu den am stärksten regulierten Bereichen unserer Branche. Schon allein die Entwicklung und anschließende Zulassung von Pflanzenschutzmitteln ist so aufwändig wie die von Arzneimitteln. Gesetze, Rechtsakte, Verordnungen und Richtlinien aus Brüssel und Berlin schnüren ein enges Korsett. Für eine Aufzählung an dieser Stelle würde die Seite nicht ausreichen. Und hinzu kommen noch Aktions- und Managementpläne. Hier haben wir es dann mit der guten fachlichen Praxis, dem nationalen Aktionsplan für eine nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, dem Aktionsplan für Pflanzenschutz in Obst und Gemüse, den Leitlinien für einen integrierten Pflanzenschutz, den Richt-linien für die Kontrolliert integrierte Produktion, regionalen Gebietsmanagementplänen und vielem anderen zu tun. Da kann man schon schnell an den Punkt gelangen, vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen. Und natürlich dürfen wir das Sahnehäubchen nicht vergessen: die weiteren Einschränkungen und teilweise absurden Sekundärstandards des Lebensmitteleinzelhandels. Nun wollen wir nicht den Eindruck erwecken, dass wir alle Regeln verteufeln würden. Nein, denn nicht alles ist schlecht und zu anarchistischen Obstbauern wollen ja auch nicht werden.

Dieses Editorial entstand unter den Nachwirkungen eines Gesprächs mit der Zulassungsbehörde für Pflanzenschutzmittel, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), in Braunschweig. Intensiv haben wir mit den Experten des Hauses aktuelle Pflanzenschutzprobleme erörtert. Insbesondere die zukünftige Zulassung von Insektiziden ist in Gefahr! Was also tun? Noch mehr Verordnungen und Pläne? Was bringt uns die Diskus-sion möglicher Risikominimierungsmaßnahmen, wenn kein Pflanzenschutzmittel mehr zur Verfügung steht?

Aktionspläne sind von Anfang an ad absurdum geführt, wenn aufgrund fehlender Zulassungen keine Aktion mehr möglich ist. Dieser Widerspruch lässt sich nur auflösen, wenn für die Pläne und Maßnahmen auch ausreichend Pflanzenschutzmittel zugelassen sind. Erst dann können relevante und realistische Ergebnisse produziert werden. Und nur solche Ergebnisse können die Basis für eine vernünftige und eine nachhaltige Weiterentwicklung sein.

Es ist schon richtig, dass Zukunftskonzepte und Pläne so vielfältig sein müssen, wie die Probleme, die sie lösen sollen. Doch reicht es nicht, Probleme und Lösungsansätze nur in schönen Schriftsätzen zusammenzufassen. Krankheiten und Schädlinge richten sich nicht nach Gesetzen und Verordnungen, sondern nach der Natur. Und zu ihrer Bekämpfung sind Pflanzenschutzmittel erforderlich. Deshalb stehen für uns in den nächsten Wochen Gespräche mit dem Julius Kühn-Institut, dem Umweltbundesamt, dem Bundesinstitut für Risikobewertung, dem BVL, dem Bundesministerium und den Politikern des Deutschen Bundestages an, um auf die teilweise absurde Situation hinzuweisen. Von den Behörden und insbesondere der Politik erwarten wir ein klares Bekenntnis zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Oft sind nicht die Entscheidungen die richtigen, für die es den meisten Applaus gibt. Es sind eher die Entscheidungen richtig, für die ein starkes Rückgrat erforderlich ist.

Die Fülle an Plänen und Restriktionen darf nicht dazu führen, dass wir komplett handlungsunfähig zu werden.

Jens Stechmann                            Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender -                 - Geschäftsführer - 

 

Editorials

Editorials

Dialog ist notwendig

Die notwendige gesellschaftliche Debatte zu Klimawandel, Umwelt- und Naturschutz wird leider auf vielen Ebenen unmittelbar und unsachlich mit unserer Obstproduktion verknüpft und stellt die Betriebe vor weitere enorme Herausforderungen.

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
5515
Editorials

Zum Seminar nach Grünberg?

„Bildung ist nicht das Befüllen von Fässern, sondern das Entzünden von Flammen.“

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
6369
Editorials

Den Widerspruch aufklären

Im erfolgreichsten Volksbegehren der Geschichte Bayerns „Rettet die Bienen“ forderten Anfang des Jahres innerhalb von zwei Wochen fast 1,8 Millionen Menschen ein Gesetz für mehr Umwelt- und Naturschutz.

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
5385
Editorials

Drastische Unterschiede

Anfang August ist im Obstbau eine erste Vorabeinschätzung für den Erfolg oder Misserfolg des laufenden Wirtschaftsjahres möglich.

Jens Stechmann, Joerg Hilbers
6107
Editorials

Hallo, liebe Obstbäuerinnen und Obstbauern!

Als neuer Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obst grüße ich Sie erstmals herzlich.

Joerg Hilbers
7573
Editorials

Für ein starkes Europa

Die Wahl zum EU-Parlament ist auch für den Obstbau von besonderer Bedeutung, nicht nur aufgrund des Brexits und einer noch nicht geklärten Finanzplanung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5326
Editorials

Zukünftige Verfügbarkeit von Insektiziden im deutschen Obstbau

In dieser Ausgabe von OBSTBAU finden Sie einen Sonderdruck, der sich mit der Verfügbarkeit von Insektiziden für den Obstbau in Deutschland auseinandersetzt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5634
Editorials

Artenvielfalt per Volksbegehren

Der Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ in Bayern zeigt, dass sich Landwirte und Gärtner und der Rest der Bevölkerung noch fremder geworden sind.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5557
Editorials

Alle Kosten im Griff?

Einmal im Monat nehmen auch deutsche Obstbaubetriebe an der Erfassung des Geschäftsklimaindex Gartenbau teil (siehe OBSTBAU Seite 74, Heft 2/2018).

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5823
Editorials

Gedanken zum Jahreswechsel

Ein Jahreswechsel ist auch immer Anlass, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und einen Blick nach vorne zu werfen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5087
Editorials

Vielfalt schaffen, nutzen und erhalten

„Vielfalt statt Einfalt“, so heißt die neue Reihe, die Sie ab diesem Heft regelmäßig in unserer Fachzeitschrift OBSTBAU lesen können.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5217
Editorials

Wer bei Bildung spart, kann sich die Zukunft sparen

„Am Ball bleiben“ bei laufenden Entwicklungen im Bereich der Anbautechnik, der EDV, bei rechtlichen Regelungen und in der Arbeitsorganisation – so muss die Devise lauten.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5043
Anzeige