Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes – Beratung ist der Schlüssel
Das System ist flexibel und dynamisch, in allen Richtungen offen für Anpassungen und hat die wirtschaftliche Erzeugung von qualitativ hochwertigem Obst und Gemüse zum Ziel. Dies geschieht unter vorrangiger Berücksichtigung ökologisch abgesicherter Methoden und unter Beachtung aller ökonomischen Erfordernisse. Der integrierte Pflanzenschutz ist wesentlicher Teil der Gesamtstrategie und dann bereit für Weiterentwicklungen, wenn das Ziel nicht aus den Augen gelassen wird.
Die im letzten Editorial beschriebene Sitzung des Forums zum Nationalen Aktionsplan für einen nachhaltigen Pflanzenschutz (www.nap-pflanzenschutz.de) ist überstanden. Unter anderem wurde über mögliche Weiterentwicklungen des integrierten Pflanzenschutzes diskutiert. Wir haben hier klare Positionen bezogen:
• Der integrierte Ansatz hat sich in der Praxis bewährt, muss aber kontinuierlich weiterentwickelt werden.
• Den integrierten Pflanzenschutz per Rechtsverordnungen zu regeln, ist schon im Ansatz falsch. Die Variabilität der natürlichen Einflüsse auf unsere Produktion lässt sich nicht in einen starren Rahmen pressen – und schon gar nicht aus der Praxisferne.
• Das Potenzial sinnvoller integrierter und präventiver Ansätze im Pflanzenschutz kann zurzeit nicht voll ausgeschöpft werden. Denn der hohe Kostendruck und die teilweise schlechte Preissituation schränken die notwendige Risikobereitschaft unserer Betriebe ein. Die Restriktionen des Handels verhindern die Berücksichtigung der grundlegenden Prinzipien der Schadschwellen und des Resistenzmanagements.
• In den Sonderkulturen fehlen uns wichtige Pflanzenschutzmittel. Die Mittelverfügbarkeit ist katastrophal schlecht. Wir sind unmittelbar abhängig von Notfallzulassungen. Zudem fehlen konkurrenzfähige und ausreichend wirksame biologische und biotechnische Verfahren.
• Vorhandene Schadschwellen müssen angepasst werden. Für die Fülle neuer Schaderreger fehlen Schadschwellen, sie müssen entwickelt werden.
• Wenn wir im Sinne einer integrierten Produktion Netze, Folien und Tunnel in und über unsere Anlagen bringen, dann muss dies uneingeschränkt möglich sein und von allen Seiten akzeptiert werden. Hier fehlt ein grundlegendes und verlässliches Konzept der Bundesländer.
Der Schlüssel zum Erfolg und der effektivste Schritt, integrierte Ansätze in der Praxis zu verankern, ist und bleibt die Beratung. Und die Beratung basiert auf einem qualifizierten und praxisorientiertem Versuchswesen. Haushaltsdefizite in den Bundesländern führen dazu, dass die Beratung und das Versuchswesen seit Jahren drastisch abgebaut werden. Wenn Bund und Länder den Nationalen Aktionsplan und die Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes tatsächlich ernst nehmen, dann darf nicht weiter abgebaut werden. Versuchswesen und Beratung müssen im Gegenteil sogar ausgebaut werden.
Auch die angewandte und praxisorientierte Forschung für den Obstbau findet seit Jahren mit sinkender Intensität statt. Möglichkeiten bei der Sortenzüchtung (einschließlich gentechnischer Verfahren), bei der Entwicklung von Prognosemodellen und Entscheidungshilfen, bei der Entwicklung neuer biologisch und biotechnischer Verfahren und bei der Entwicklung technischer Innovationen im Bereich der Applikationstechnik bleiben ungenutzt. Innovationen aus der Pflanzenschutzindustrie sind zunehmend seltener geworden.
Neue Maßnahmen und Methoden bringen den integrierten Pflanzenschutz nur weiter, wenn diese von der Praxis auch übernommen werden. Und dies wird nur funktionieren, wenn die Betriebe wirtschaftlich in einem sich stetig verändernden Umfeld langfristig stabil aufgestellt sind. Deshalb geht unser dringender Appell an die Politik auf Landes- und Bundesebene, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass wir die Integrierte Produktion sinnvoll und nachhaltig gemeinsam weiterentwickeln können. Angesprochene Defizite müssen konkret aus der Welt geschafft werden, damit ausreichend Spielraum und Handlungsfreiheit für die Praxis entsteht.
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

Bemühungen des Berufsstandes erfolgreich – EU-Krisenbeihilfe soll den Obstbau kurzfristig unterstützen
Die schwierige bis dramatische Situation vieler Obstbaubetriebe ist von der Politik erkannt worden.

Glyphosat: Wichtig für den Obstbau und laut Wissenschaft ohne Risiko! Und jetzt?
In der EU ist Glyphosat bis zum 15. Dezember 2023 zugelassen.

Die Glaubwürdigkeit der Medien
Am 22. Mai, zum Höhepunkt der Spargel- und zum Beginn der Erdbeersaison, titelte „ZDF-heute“, ebenso wie sinngemäß auch viele andere Medien: „Unhaltbare Zustände im Spargelanbau“.

Freude am Blühen und Wachsen, Sorgen um die Rahmenbedingungen der Produktion…
Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.

Diskussion um Apfelbaum-Rodeprämie
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.

Ideologie statt Fakten …
Seit im Juni 2022 die EU-Kommission den Entwurf einer neuen Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) vorgestellt hat ...

Weiter voneinander lernen, weiter aufeinander zugehen…
Der Obstbaubranche geht es nicht gut.

Ansätze zur finanziellen Förderung des deutschen Obstbaus
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.

„Können wir in diesen Zeiten unseren Kindern noch eine Ausbildung und Betriebsnachfolge im Obstbau empfehlen?“
So lautete die Frage einer Obstbäuerin auf der Mitgliederversammlung eines Landesverbandes vor einigen Wochen.

Ruinöse Erzeugerpreise – was kann der Berufsstand tun?
Traditionell blicken wir an dieser Stelle auf das zu Ende gehende Jahr zurück und versuchen, mit Zuversicht Ideen und Ansätze für Konzepte notwendiger Entwicklungen im Obstbau aufzuzeigen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat den Obstbau besucht
Nach mehrmaligem Einladen war es am 15. Oktober 2022 soweit.

Über den Winter kommen…?
In diesen Tagen, Anfang Oktober 2022, entscheiden Apfelerzeuger, ob sie ihre Bäume weiter beernten oder die aufwendig produzierten Früchte einfach hängen lassen.