Was tun gegen die Dürre?
Abhängig von den lokal sehr unterschiedlich gefallenen Niederschlägen werden in einer Reihe von Betrieben im Osten, Süden und Westen Deutschlands die Schäden des bisherigen Rekordjahres 2018 durch Ernteausfall und auch durch Vertrocknen der Obstbäume übertroffen.
Der Klimawandel ist angekommen. Die bisher kaum vorstellbare Prognose der Wissenschaftler, dass in 20 Jahren die Kollegen in Niedersachsen das Klima haben werden, wie heute die Betriebe in Toulouse in Südfrankreich, wird spürbar.
Einzig gute Nachricht der Klimaforscher: Die Niederschlagsmengen werden nicht abnehmen. Sie verteilen sich bloß anders: Weniger im Frühjahr und Sommer, mehr im Herbst und Winter. Wir sind also nicht zum tatenlosen Zuschauen verurteilt. Wasser speichern und intelligent einsetzen ist die Devise auch für den Obstbau. Das klingt einfacher als es ist. Denn abgesehen von den notwendigen Investitionen in Wasserbevorratung und Wasserverteilung im Betrieb sind umfangreiche strategische Planungen notwendig, oft verbunden mit der Gründung von Wasserverbänden. Unverständlich sind dabei die hohen verwaltungstechnischen Hürden bei der Beantragung von Speicherbecken in manchen Regionen. Sie müssen dringend abgebaut werden. Und wir brauchen Unterstützung bei der Finanzierung der notwendigen baulichen Maßnahmen. Dafür setzt sich die Fachgruppe ein.
Agri-PV ist keine schnelle Lösung
Die durch die massive Steigerung der Produktionskosten und den Rückgang der Kaufkraft verursachte Krise im Obstbau war auch das Thema der hochrangig besetzten politischen Talkrunde im Rahmen der diesjährigen Sommertagung der Bundesfachgruppe Obstbau in Hamburg. Ein ausführlicher Bericht dazu folgt in der nächsten Ausgabe von OBSTBAU. Wir haben den politischen Vertretern eindringlich vor Augen geführt, dass bundes- und landespolitische Konzepte zur kurz- und mittelfristigen Unterstützung die einzige Chance sind, um ein weiteres Aufgeben besonders der kleinen und mittleren Obstbaubetriebe zu verhindern.
Die beiden Vertreterinnen der Bundesregierung aus der SPD und von den Grünen stellten die Förderung von Agriphotovoltaik (Agri-PV) über Obstanlagen als besonders zukunftsorientiert und lukrativ heraus. Diese gesellschaftlich wohl z. Zt. sehr populäre Diskussion betrachten wir als (noch?) wenig hilfreich. Die ersten Versuchsanlagen sind gerade erstellt bzw. werden gerade aufgebaut. Erst in einigen Jahren werden wir wissen, ob trotz der Konkurrenz um das Licht eine erfolgreiche und qualitativ hochwertige Obstproduktion unter diesen Anlagen möglich ist. Auch eine Förderung kleiner Agri-PV-Anlagen, wie sie sich Obstbaubetriebe leisten könnten, ist derzeit nicht vorgesehen. Zusätzlich wird durch die Novellierung des EEG die Wirtschaftlichkeit fraglich.
Auf unseren Grünberger Seminaren in den Wintermonaten werden uns Experten zu Möglichkeiten und Grenzen von wirtschaftlichem Energiemanagement informieren und auch den aktuellen Wissensstand zu Agri-PV vorstellen. Denn das Potenzial auf den Dachflächen der Obstbaubetriebe ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Damit eine Dach-PV wirtschaftlich genutzt werden kann, wären zum jetzigen Zeitpunkt konzeptionelle Förderungen hilfreich – und nicht für Agri-PV.
Doch das alles trifft nicht den Kern des Problems. Unseren Forderungskatalog zur Lösung der Krise im Obstbau haben wir mehrfach, unter anderem in der letzten Ausgabe von OBSTBAU, vorgestellt. Langfristig wird Agri-PV sicherlich interessant bleiben, kurzfristig wird es den Betrieben jedoch nicht helfen können.
Wann, wenn nicht jetzt?
Ein zentraler Baustein zur Verbesserung der Situation im deutschen Obstbau ist die Steigerung der Wertschätzung für deutsches Obst. Wenn deutsche Obstbauern einen Cent mehr für ein Kilo ihrer Äpfel bekommen würden, bedeutet das eine Gewinnsteigerung von 10 Millionen Euro für die Produzenten. Ihre Beteiligung bei der Aktion „Zeit der deutschen Äpfel“ am 24. September 2022, ist deshalb, auch mit nur wenigen Stunden, dringend gefragt!!!
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