Der neue, ab dem 1. Oktober geltende Mindestlohn, die durch die Strompreisexplosion massiv gestiegenen Lagerkosten und die Kaufzurückhaltung unserer Kunden stellen die Wirtschaftlichkeit der Ernte, Einlagerung und Sortierung manch einer Apfelanlage in Frage. Erfahrene Obstbauern haben in den vergangenen Jahrzehnten einige wirklich schwierige Jahre erlebt, eine solche Ballung negativer Fakten aber noch nicht.
Mit dieser Situation sind wir nicht alleine. Auch in anderen Bereichen der Produktion und dem verarbeitenden Gewerbe gibt es große und zum Teil existenzielle Sorgen. In den Entlastungspaketen der Bundesregierung stehen bisher die großen Unternehmen im Vordergrund. Der Mittelstand, explizit der Gartenbau, findet keine Berücksichtigung. Die Devise bei den Kollegen aus den anderen Grünen Branchen lautet: „Über den Winter kommen, es kann nur besser werden.“
Ihr Wort in Gottes Ohr! Wir sehen: Wenn sich die Rahmenbedingungen für den Obstbau nicht ändern, kommen schwierige Zeiten auf die Produzenten zu. Wir brauchen eine größere Wertschätzung unserer klima- und artenfreundlichen Produktion mit den in Deutschland geltenden hohen Sozialstandards.
„Zeit der deutschen Äpfel“ – wo bleibt der LEH? Unsere Apfelverteilaktion kam deshalb zum richtigen Zeitpunkt und fand großen Anklang: Einige gute Fernsehberichte, viele regio-nale und überregionale Berichterstattungen in Zeitung und Social Media, eine große und breite Unterstützung durch Politiker aller Fraktionen. Herzlichen Dank allen Beteiligten!
Die große Enttäuschung: Bis auf ganz wenige rühmliche Ausnahmen hat der LEH diese Aktion nicht aufgenommen und mitgetragen.
Auf unserer Delegiertentagung im November werden wir beraten, warum das so ist und wie wir hier zukünftig agieren müssen, um die dortigen Verantwortlichen vom beiderseitigen Nutzen einer gemeinsamean Werbung für Obst aus deutschem Anbau zu überzeugen.
Mit dem Jahresbeginn jähren sich die Bauernproteste und Treckerdemos, die für die Fachgruppe Obstbau auch zu intensiveren Gesprächen mit der Bundespolitik geführt haben.
Seit Jahren verfügen die vier „Großen“ im Lebensmitteleinzelhandel, EDEKA/NETTO, REWE/PENNY, ALDI sowie die Schwarz-Gruppe mit LIDL und Kaufland, über einen stabilen Marktanteil von fast 80 %.
Mit prognostizierten knapp 800.000 t erwartet Deutschland eine der schwächsten Apfelernten der letzten 20 Jahre und mit geschätzt 10,2 Mio. t Äpfeln wird auch die europäische Apfelernte deutlich unter den Ernten der vergangenen Jahre liegen.
Ca. 25 % der deutschen Apfel- und ca. 40 % der deutschen Kirschernte ist den Blütenfrösten Ende April und Anfang Mai zum Opfer gefallen – mit erheblichen regionalen Unterschieden.
Täglich nehmen etwa sechs Millionen Menschen die sogenannte Außer-Haus-Verpflegung (AHV) in Anspruch, essen also in Kitas, Mensen, Schulen, Seniorenheimen, Kantinen u.s.w.
Schon unmittelbar nach den Frostnächten vom 21. bis 23. April 2024 war bei der Klimawandel-bedingt extrem weit vorangeschrittenen Vegetation zu befürchten, dass die Schäden in den betroffenen Regionen sehr hoch sein würden.
Vollblüte und zum Teil auch schon Abblüte Mitte April in den meisten Baumobstanlagen Deutschlands – jährlich verzeichnen wir neue Rekorde, die Meteorologen auf den Klimawandel zurückführen.
… so titelt die Pressemitteilung des Zentralverbandes Gartenbau zum neuen Pflanzenschutzstrategiepapier der Bundesregierung – und trifft es damit auf den Kopf.
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.