Trübe Aussichten oder Licht am Horizont?
Wir haben das typische Hamburg-Wetter mit tiefliegenden Wolken und Nieselregen. Der eigentlich großartige Blick auf die Landungsbrücken und das Geschehen im großen Tor zur Welt sind wetterbedingt also getrübt. Diskutiert werden gerade die aktuellen Rahmenbedingungen der Interessenvertretung in Brüssel für den Obst- und Gemüsesektor. Weiter geht es dann mit der Gemeinsamen Marktordnung (GMO), den notwendigen Exportanstrengungen und den Konsumtrends in der Bevölkerung.
Dies sind Fragestellungen, die dem Pessimisten unter uns eher zum Trübsal blasen animieren. Für uns alle zum Vorteil sind die Optimisten noch in der Mehrheit. Wir nutzen die Gelegenheit dieser Tagung für einen intensiven Austausch, vor allem mit den optimistischen Verantwortlichen der Erzeugerorganisationen
.
Böse Zungen mögen behaupten, dass auch die Tagesordnung der gerade vergangenen Vorstandssitzung der Fachgruppe Obstbau nicht mehr als die Auflistung der größten Probleme unseres Berufsstandes war. Und völlig falsch wäre diese Behauptung auch nicht.
Die schon vorhandenen und noch auf uns zukommenden Lücken in der Verfügbarkeit dringend notwendiger Pflanzenschutzmittel machen uns große Sorgen. Die Auswirkungen des Mindestlohns und die Kontrollen mit Bezug auf das Arbeitszeitschutzgesetz verbessern die Stimmung auch nicht. Alles in allem also trübe Aussichten? Fischen wir als Verband auch nur im Trüben?
Nicht ganz! Denn es gibt sie – die Lichtstreifen am Horizont. Die Seminare der Fachgruppe in Grünberg waren so gut besucht wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Die Stimmung war gut. Trotz der vielen noch ungelösten Probleme und den großen Herausforderungen ist Optimismus spürbar. Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich dem Motto „Jetzt erst recht“ verschrieben. Auch die regionalen und überregionalen Versammlungen und Messen bestätigten diesen Eindruck. Die Rahmenbedingungen, denen unsere Produktion unterworfen ist, ändern sich immer schneller. Umso wichtiger wird für uns eine gemeinsame Interessensvertretung, eine stärkere und effizientere Bündelung der Kräfte über regionale und verbandliche Grenzen hinaus. Mit diesem Pfund müssen wir noch stärker wuchern – nur gemeinsam können wir noch etwas bewegen.
Wenn wir nicht über uns sprechen, tun es andere!
Erster Stichtag: 31. Mai 2016
Mittlerweile sollte jedem Obstbaubetrieb in Deutschland bekannt sein, dass der Berufsstand auf Beschluss der Delegiertentagung den Aufbau und die dauerhafte Etablierung einer Kommunikationsstelle für unsere Belange betreibt. Die Landesverbände sollten mittlerweile jedem Betrieb eine entsprechende Information (siehe auch Beilage der März-Ausgabe von OBSTBAU) zugeschickt haben.
Die Initiative findet eine durchaus positive Resonanz. Dies zeigt sich zumindest in persönlichen Gesprächen. Auch die Vorsitzenden und Präsidenten der Landesverbände berichteten in der Vorstandssitzung von sehr positivem Feedback der Mitgliedsbetriebe.
Aktuell haben sich rund 360 Obstbaubetriebe an der Finanzierung einer Kommunikationsstelle für den deutschen Obstbau beteiligt. Ein Anfang ist also gemacht. Der Vorstand der Fachgruppe Obstbau geht jedoch davon aus, dass noch sehr viel mehr Betriebe sich in den nächsten Wochen engagieren werden. Die Landesverbände haben es sich zur Aufgabe gestellt, verstärkt auf die Mitgliedsbetriebe zuzugehen und um Unterstützung zu bitten. Der Vorstand hat in seiner Sitzung festgelegt, dass wir die Zahlungseingänge bis zum 31. Mai 2016 abwarten werden. Mit der Summe, die an diesem Stichtag eingegangen ist, gehen wir dann in die konkrete Umsetzung der gesteckten Ziele.
Welche konkreten Maßnahmen im Detail umgesetzt werden, ist natürlich unmittelbar abhängig von der eingesammelten Budgethöhe. Im Jahresverlauf müssen wir auch die Frage klären, ob und wie wir es schaffen können, aus dem Kompromiss einer freiwilligen und einzelbetrieblichen Entscheidung, die Kommunikationsarbeit zu unterstützen, eine dauerhafte Etablierung der Kommunikationsstelle entwickelt werden kann. Über unser Magazin OBSTBAU werden wir Sie über Einzelheiten der Umsetzung auf dem Laufenden halten.
Lassen Sie uns gemeinsam ein Signal setzen und zeigen, wie geschlossen der Deutsche Obstbau agieren kann. Wir bitten weiterhin um Ihre Unterstützung und bedanken uns herzlich bei allen, die dies bereits getan haben.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind gut aus dem Winter gekommen und freuen uns auf das nun endlich erwachende Frühjahr.
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Verwandte Artikel
Editorials
Mit Zuversicht und Unternehmergeist ins neue Jahr!
Mit dem Jahresbeginn jähren sich die Bauernproteste und Treckerdemos, die für die Fachgruppe Obstbau auch zu intensiveren Gesprächen mit der Bundespolitik geführt haben.
Liebe Obstbäuerinnen und Obstbauern, liebe Obstbauinteressierte
zum Ende eines aufregenden und durchwachsenen Obstjahres ziehen wir Bilanz.
Strukturveränderungen im LEH: Eine Chance für den Obstbau?
Seit Jahren verfügen die vier „Großen“ im Lebensmitteleinzelhandel, EDEKA/NETTO, REWE/PENNY, ALDI sowie die Schwarz-Gruppe mit LIDL und Kaufland, über einen stabilen Marktanteil von fast 80 %.
„Gemischte Gefühle…“ oder auch „Licht und Schatten…“
Mit den drei verschiedenen Titelbildern möchten wir die aktuell so unterschiedliche Situation auf den Obstbaubetrieben darstellen:
Endlich auskömmliche Erzeugerpreise erwartet – wenn man Äpfel hat…
Mit prognostizierten knapp 800.000 t erwartet Deutschland eine der schwächsten Apfelernten der letzten 20 Jahre und mit geschätzt 10,2 Mio. t Äpfeln wird auch die europäische Apfelernte deutlich unter den Ernten der vergangenen Jahre liegen.
Frosthilfen der Länder und der EU: Kompatibilität notwendig!
Ca. 25 % der deutschen Apfel- und ca. 40 % der deutschen Kirschernte ist den Blütenfrösten Ende April und Anfang Mai zum Opfer gefallen – mit erheblichen regionalen Unterschieden.
Außer-Haus-Verpflegung: Bio und/oder regional?
Täglich nehmen etwa sechs Millionen Menschen die sogenannte Außer-Haus-Verpflegung (AHV) in Anspruch, essen also in Kitas, Mensen, Schulen, Seniorenheimen, Kantinen u.s.w.
Frostschäden für Betriebe in betroffenen Regionen existenzbedrohend
Schon unmittelbar nach den Frostnächten vom 21. bis 23. April 2024 war bei der Klimawandel-bedingt extrem weit vorangeschrittenen Vegetation zu befürchten, dass die Schäden in den betroffenen Regionen sehr hoch sein würden.
Extreme Witterung im April – Situationsbericht Obstbau
Vollblüte und zum Teil auch schon Abblüte Mitte April in den meisten Baumobstanlagen Deutschlands – jährlich verzeichnen wir neue Rekorde, die Meteorologen auf den Klimawandel zurückführen.
Zu wenig Zukunft im Zukunftsprogramm Pflanzenschutz…
… so titelt die Pressemitteilung des Zentralverbandes Gartenbau zum neuen Pflanzenschutzstrategiepapier der Bundesregierung – und trifft es damit auf den Kopf.
„Es geht auch anders…“
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.
Obstbau – In diesen Tagen sind wir Landwirte!
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.