Titelbild geklaut?
Nein, wir haben es nicht geklaut (so was machen wir nicht…), aber abgeschaut! Und mit freundlicher Genehmigung vom Fotografen Francesco Tortorici kopiert. Ein so tolles Bild kann man sich schließlich nicht oft genug ansehen! Unsere Kollegen vom Südtiroler Beratungsring thematisierten in ihrer April-Ausgabe mögliche Bekämpfungsstrategien der Marmorierten Baumwanze durch einen ebenfalls nicht heimischen Gegenspieler, die Samurai-Wespe. Dieses auch für uns äußerst wichtige Thema möchten wir in der vorliegenden Ausgabe von OBSTBAU ebenfalls aufgreifen. Herzlichen Dank nach Südtirol!
Die durch die Marmorierte Baumwanze verursachten Schäden im Obstbau, die seit 2012 aus Norditalien gemeldet werden, beliefen sich im Jahr 2019 für Birnen, Äpfel, Pfirsiche und Nektarinen sowie Kiwi auf knapp 600 Mio Euro (Quelle: Maistrello, 2020, Italien Service Center for Fresh Products, CSO Italien). Im Beitrag ab Seite 406 widmen sich die Pflanzenschutzspezialisten vom LTZ Augustenberg diesem auch für den deutschen Obstbau absehbar gefährlichen Schädling und zeigen mögliche und wohl auch notwendige Lösungsansätze zur biologischen Bekämpfung auf.
Berufsständische Herausforderungen
In den kommenden Monaten werden politisch entscheidende Weichen für den Obstbau gestellt.
So werden auf nationaler Ebene für die Umsetzung des Aktionsprogramms Insektenschutz neue Gesetze erlassen (Insektenschutzgesetz) bzw. bestehende Gesetze wie das Pflanzenschutzgesetz umgeschrieben. Wir sind mit der Fachgruppe Obstbau am Runden Tisch mit der Bundeslandwirtschaftsministerin und der Bundesumweltministerin vertreten. Dort werden wir die verheerenden Auswirkungen der geplanten Maßnahmen insbesondere auf die Betriebe in Schutzgebieten sowie die Leistungen, die der Obstbau für den Insektenschutz schon erbringt und künftig noch einbringen könnte, darstellen.
Im kommenden Halbjahr 2020 wird zudem unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft die anstehende Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verhandelt. Das Ziel der EU-Kommission lautet: Mehr Nachhaltigkeit. Unter dem Motto „Green Deal“ (mehr Biodiversität) und dem Motto „From Farm to Fork“, also „Vom Hof auf den Tisch“ soll bis zum Jahr 2030 z. B. die Hälfte der ausgebrachten Pflanzenschutzmittelmenge eingespart und die Öko-Anbaufläche deutlich ausgeweitet werden. Der finanzielle Rahmen dieser Verhandlungen ist immens: 60 Milliarden Euro jährlich für Europa, davon sechs Milliarden Euro jährlich für die deutsche Landwirtschaft. Für unsere im Verhältnis zu diesen Dimensionen kleinen Sonderkulturen Gehör zu finden, wird nur in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bauernverband gelingen. Im Obstbau spielen Flächenprämien keine wirkliche Rolle, die besonders hohe ökologische Wertigkeit von nach Integrierten Grundsätzen bewirtschafteten Obstanlagen ist jedoch wissenschaftlich nachgewiesen.
Die Leistungen derer, die sich wie wir schon seit Jahren um die Förderung der Biodiversität kümmern, müssen auch in Aktionsprogrammen und Gesetzen Anerkennung finden!
Die bundesweit angelegte Kontrollaktion des Zolls auf vielen Obstbaubetrieben Ende Juni hat nach unserem Kenntnisstand so gut wie keine Beanstandungen in Sachen Arbeits- und Hygienevorschriften zur Folge gehabt. Darauf haben wir zeitnah in entsprechenden Presseerklärungen hingewiesen. Es ist völlig inakzeptabel, wenn in Berichten zu Arbeits- und Hygieneverhältnissen Landwirtschaft und Obstbau in einem Zusammenhang mit der Fleischindustrie genannt werden. Wir dürfen und müssen uns nicht verstecken, das ist ein äußerst positives Ergebnis dieser für jeden Betrieb unangenehmen Kontrollen.
Jens Stechmann Joerg Hilbers
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Verwandte Artikel
Editorials
Den Widerspruch aufklären
Im erfolgreichsten Volksbegehren der Geschichte Bayerns „Rettet die Bienen“ forderten Anfang des Jahres innerhalb von zwei Wochen fast 1,8 Millionen Menschen ein Gesetz für mehr Umwelt- und Naturschutz.
Drastische Unterschiede
Anfang August ist im Obstbau eine erste Vorabeinschätzung für den Erfolg oder Misserfolg des laufenden Wirtschaftsjahres möglich.
Hallo, liebe Obstbäuerinnen und Obstbauern!
Als neuer Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obst grüße ich Sie erstmals herzlich.
Für ein starkes Europa
Die Wahl zum EU-Parlament ist auch für den Obstbau von besonderer Bedeutung, nicht nur aufgrund des Brexits und einer noch nicht geklärten Finanzplanung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020.
Zukünftige Verfügbarkeit von Insektiziden im deutschen Obstbau
In dieser Ausgabe von OBSTBAU finden Sie einen Sonderdruck, der sich mit der Verfügbarkeit von Insektiziden für den Obstbau in Deutschland auseinandersetzt.
Artenvielfalt per Volksbegehren
Der Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ in Bayern zeigt, dass sich Landwirte und Gärtner und der Rest der Bevölkerung noch fremder geworden sind.
Alle Kosten im Griff?
Einmal im Monat nehmen auch deutsche Obstbaubetriebe an der Erfassung des Geschäftsklimaindex Gartenbau teil (siehe OBSTBAU Seite 74, Heft 2/2018).
Gedanken zum Jahreswechsel
Ein Jahreswechsel ist auch immer Anlass, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und einen Blick nach vorne zu werfen.
Vielfalt schaffen, nutzen und erhalten
„Vielfalt statt Einfalt“, so heißt die neue Reihe, die Sie ab diesem Heft regelmäßig in unserer Fachzeitschrift OBSTBAU lesen können.
Wer bei Bildung spart, kann sich die Zukunft sparen
„Am Ball bleiben“ bei laufenden Entwicklungen im Bereich der Anbautechnik, der EDV, bei rechtlichen Regelungen und in der Arbeitsorganisation – so muss die Devise lauten.
5 vor 12 für deutsche Zwetschen und Pflaumen
Die Fachgruppe Obstbau fordert die Behörden und die Industrie auf, dringend Maßnahmen für eine tragfähige Zukunft des Zwetschen- und Pflaumenanbaus in Deutschland zu ergreifen – und zwar gemeinsam mit dem Berufsstand.
Die Alten sind ausverkauft und die Neuen schon am Start
Es wird eine gute Apfelernte in Europa und eine ordentliche Ernte für deutsche Erzeuger.