Sicherheit, Transparenz, Kontrolle und Qualität oder was hat Pferdefleisch mit dem Obstbau zu tun?

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4826

Das Jahr ist noch jung und schon erleben wir einen neuen Skandal um falsch ausgezeichnete Lebensmittel. Wegen des Pferdefleisch-Skandals wurden in Deutschland bereits mehrere Produkte aus dem Handel genommen.

Betroffen sind fast alle großen Ketten des LEH. Pferdefleisch fand sich vor allem in Tiefkühl-Lasagne und anderen Fertiggerichten günstiger Eigenmarken. Sogar in Dönerspießen hat die amtliche Kontrolle mit Pferdefleisch gestrecktes Rindfleisch gefunden. Und zwangsläufig hat umgehend eine Debatte um politische Konsequenzen begonnen. Bundesministerin Aigner spricht von „einem bisher unvorstellbaren Ausmaß“ und „großer krimineller Energie“. Die Lieferketten müssen nun gründlich durchleuchtet werden und alle Verstöße und Versäumnisse müssen offengelegt werden, um das verspielte Vertrauen der Verbraucher möglichst schnell zurückzugewinnen.

So einige unter uns werden bei Betrachtung des Pressewirbels um diesen Skandal aufatmen und denken, dass es unsere Branche glücklicherweise nicht getroffen hat. Auf den ersten Blick ist dies sicher zutreffend. Doch zeigt sich hier erneut, dass der gesamte Lebensmittelhandel und die komplette Wertschöpfungskette in vielen Berichterstattungen, Kommentaren und Diskussionen unreflektiert und oberflächlich in Sippenhaft genommen werden. Und was wird in der Folge nun passieren? Von Ministerin Aigner wurde bereits ein Nationaler Aktionsplan angekündigt, in dem eine europaweit verpflichtende Herkunftsbezeichnung, Frühwarnsysteme, DNA-Tests und vieles mehr eine Rolle spielen sollen. Und ganz sicher wird in diesem Zusammenhang auch der LEH die eigenen und sicher auch unternehmensspezifischen Sicherheitsanforderungen anpassen. Dieses Spiel kennen wir im Bereich Obst und Gemüse schon seit vielen Jahren, wenn es um die unsinnigen Restriktionen im Anwendungsbereich von Pflanzenschutzmitteln geht.

Nochmal genau den aktuellen Fleischskandal betrachtet, lässt sich auch feststellen, dass vorwiegend die Billigmarken des LEH betroffen sind. Vielleicht ein wenig zynisch, aber dennoch kann man sagen, dass eine Kombination aus Geiz der Verbraucher und Gier skrupelloser Lieferanten diesen und viele Skandale der Vergangenheit mit hervorgerufen haben. Dass wir als Verbraucher so wenig Achtung vor uns selbst haben und vor dem, was wir essen, ist erschreckend. Vielleicht ist es nicht einmal der eigentliche Skandal, dass Betrüger Pferd als Rind ausgegeben haben, sondern dass wir Verbraucher Betrügereien dieser Art sogar fördern. Wir erwarten beste Qualität, die aber nichts kosten darf. Zu unserem großen Bedauern gibt es eine derartige Einstellung auch zu Obst.

Wir werden nicht müde anzuprangern, dass das Wissen um den Ursprung und die Produktionsweisen unserer Nahrungsmittel in unserer Gesellschaft leider nicht mehr weit verbreitet ist. Viele Verbraucher haben keine Kenntnis mehr über die Realitäten in der Landwirtschaft. Die ausreichende Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und niedrige Preise für Lebensmittel gelten als selbstverständlich. Unsere Leistungen in den Bereichen Sicherheit, Transparenz, Kontrolle und Qualität werden als selbstverständlich abgetan. Dass unsere Leistungen vom LEH und vom Verbraucher keine Anerkennung in barer Münze finden und durch unsinniges Sicherheitsgebaren sogar ad absurdum geführt werden, ist der eigentliche Skandal.

Und was bleibt uns für die Arbeit als Verband? Wir werden weiterhin die Gespräche mit dem Handel suchen, um gemeinsam an sinnvollen und tragfähigen Konzepten arbeiten, die dem Verbraucher in erster Linie Vertrauen schenken. Unser QS-System ist hier Vorreiter! Außerdem unternehmen wir alle Anstrengungen, der typischen und oft überzogenen Medienhysterie bei Lebensmittelkrisen den Nährboden zu entziehen. Hier helfen die persönlichen Gespräche mit den Kunden in der Direktvermarktung genauso wie die Kampagne „Deutschland – Mein Garten“ der deutschen Erzeugerorganisationen. Und auch das Engagement des Berufsstandes beim Schulobstprogramm ist ein wichtiger Baustein.

Am Ende haben wir doch alle ein großes gemeinsames Ziel: Gesundes und sicheres Obst aus Deutschland zu fairen Preisen. 

Jens Stechmann                            Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender -                 - Geschäftsführer - 

Editorials

Editorials

Wieder einmal Greenpeace… und Bündnis 90/Die Grünen können es auch nicht besser

Fünf Jahre sind seit der letzten Attacke von Greenpeace auf den Obstbau vergangen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5222
Editorials

Unser Obstbau im Wandel

Wir setzen die gemeinsame Artikelserie mit der Vereinigten Hagelversicherung in dieser Ausgabe fort.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
5219
Editorials

Früher war alles besser. Sogar die Zukunft.

Schon Karl Valentin machte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gedanken über die Sehnsucht der Menschen nach einem besseren Morgen.

Dr. Rainer Langner, Jens Stechmann
5579
Editorials

Dem Problem ein Gesicht geben

In den unzähligen Gesprächen mit Politikern, Behördenvertretern, der Industrie und mit Pressevertretern wird in diesen Wochen immer auch nach den Aussichten für die Obstsaison 2015 gefragt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4811
Editorials

Aus dem Vorstand der Fachgruppe Obstbau

Am 17. März 2015 kam der Vorstand der Fachgruppe Obstbau in Berlin zur Frühjahrssitzung zusammen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4645
Editorials

Wo Aggression und Resignation aufeinander treffen

Große Enttäuschung, aufkommende Verzweiflung und endloser Frust – dies sind Reaktionen vieler Kolleginnen und Kollegen auf die bürokratischen Anforderungen des Mindestlohngesetzes.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4713
Editorials

Enttäuschung dann Wut – mehr deutsche Äpfel als gedacht

Nun ist es auch amtlich. Das Statistische Bundesamt schätzt die deutsche Apfelernte für 2014 auf 1,12 Mio. t Äpfel und toppt damit noch die Rekordwerte aus 2000 und 2001.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4792
Editorials

„Wenn’s alte Jahr erfolgreich war, dann freue dich aufs neue. Und war es schlecht, ja dann erst recht.“ (Albert Einstein)

Das neue Jahr hat begonnen. Bewährtes verfestigt sich. Neues wird in Angriff genommen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4747
Editorials

Wir müssen nicht groß drum herum reden…

…bringen wir es auf den Punkt: „Die derzeitigen und kurzfristig schon absehbaren Rahmenbedingungen für den deutschen Obstbau trüben unsere Stimmung.“

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4662
Editorials

Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten

12 Mio. Tonnen Äpfel, einschließlich einer Spitzenernte in Deutschland, Altlasten aus der Ernte 2013, ein Überhang an Überseeäpfeln und letztendlich das russische Embargo erschweren massiv den Start der Apfelsaison 2014/15. 

Helwig Schwartau
4809
Editorials

Deutschland – mein Garten Aufruf zur bundesweiten Aktion mit Großplakaten

„Wie geht’s dem Obstbau denn heute so?“ Eine häufig gestellte Frage im Vorbeigehen, die in der Vergangenheit ebenso im Vorbeigehen beantwortet wurde mit „Es geht so – schwierig, aber wir lassen uns nicht unterkriegen!“

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4740
Editorials

Russischer Importstopp und die Konsequenzen

Mit Wirkung vom 7. August 2014 hat Russland die Einfuhr bestimmter Lebensmittel aus der Europäischen Union, darunter auch Obst und Gemüse, für ein Jahr gestoppt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4682
Anzeige