Sicherheit, Transparenz, Kontrolle und Qualität oder was hat Pferdefleisch mit dem Obstbau zu tun?
Betroffen sind fast alle großen Ketten des LEH. Pferdefleisch fand sich vor allem in Tiefkühl-Lasagne und anderen Fertiggerichten günstiger Eigenmarken. Sogar in Dönerspießen hat die amtliche Kontrolle mit Pferdefleisch gestrecktes Rindfleisch gefunden. Und zwangsläufig hat umgehend eine Debatte um politische Konsequenzen begonnen. Bundesministerin Aigner spricht von „einem bisher unvorstellbaren Ausmaß“ und „großer krimineller Energie“. Die Lieferketten müssen nun gründlich durchleuchtet werden und alle Verstöße und Versäumnisse müssen offengelegt werden, um das verspielte Vertrauen der Verbraucher möglichst schnell zurückzugewinnen.
So einige unter uns werden bei Betrachtung des Pressewirbels um diesen Skandal aufatmen und denken, dass es unsere Branche glücklicherweise nicht getroffen hat. Auf den ersten Blick ist dies sicher zutreffend. Doch zeigt sich hier erneut, dass der gesamte Lebensmittelhandel und die komplette Wertschöpfungskette in vielen Berichterstattungen, Kommentaren und Diskussionen unreflektiert und oberflächlich in Sippenhaft genommen werden. Und was wird in der Folge nun passieren? Von Ministerin Aigner wurde bereits ein Nationaler Aktionsplan angekündigt, in dem eine europaweit verpflichtende Herkunftsbezeichnung, Frühwarnsysteme, DNA-Tests und vieles mehr eine Rolle spielen sollen. Und ganz sicher wird in diesem Zusammenhang auch der LEH die eigenen und sicher auch unternehmensspezifischen Sicherheitsanforderungen anpassen. Dieses Spiel kennen wir im Bereich Obst und Gemüse schon seit vielen Jahren, wenn es um die unsinnigen Restriktionen im Anwendungsbereich von Pflanzenschutzmitteln geht.
Nochmal genau den aktuellen Fleischskandal betrachtet, lässt sich auch feststellen, dass vorwiegend die Billigmarken des LEH betroffen sind. Vielleicht ein wenig zynisch, aber dennoch kann man sagen, dass eine Kombination aus Geiz der Verbraucher und Gier skrupelloser Lieferanten diesen und viele Skandale der Vergangenheit mit hervorgerufen haben. Dass wir als Verbraucher so wenig Achtung vor uns selbst haben und vor dem, was wir essen, ist erschreckend. Vielleicht ist es nicht einmal der eigentliche Skandal, dass Betrüger Pferd als Rind ausgegeben haben, sondern dass wir Verbraucher Betrügereien dieser Art sogar fördern. Wir erwarten beste Qualität, die aber nichts kosten darf. Zu unserem großen Bedauern gibt es eine derartige Einstellung auch zu Obst.
Wir werden nicht müde anzuprangern, dass das Wissen um den Ursprung und die Produktionsweisen unserer Nahrungsmittel in unserer Gesellschaft leider nicht mehr weit verbreitet ist. Viele Verbraucher haben keine Kenntnis mehr über die Realitäten in der Landwirtschaft. Die ausreichende Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und niedrige Preise für Lebensmittel gelten als selbstverständlich. Unsere Leistungen in den Bereichen Sicherheit, Transparenz, Kontrolle und Qualität werden als selbstverständlich abgetan. Dass unsere Leistungen vom LEH und vom Verbraucher keine Anerkennung in barer Münze finden und durch unsinniges Sicherheitsgebaren sogar ad absurdum geführt werden, ist der eigentliche Skandal.
Und was bleibt uns für die Arbeit als Verband? Wir werden weiterhin die Gespräche mit dem Handel suchen, um gemeinsam an sinnvollen und tragfähigen Konzepten arbeiten, die dem Verbraucher in erster Linie Vertrauen schenken. Unser QS-System ist hier Vorreiter! Außerdem unternehmen wir alle Anstrengungen, der typischen und oft überzogenen Medienhysterie bei Lebensmittelkrisen den Nährboden zu entziehen. Hier helfen die persönlichen Gespräche mit den Kunden in der Direktvermarktung genauso wie die Kampagne „Deutschland – Mein Garten“ der deutschen Erzeugerorganisationen. Und auch das Engagement des Berufsstandes beim Schulobstprogramm ist ein wichtiger Baustein.
Am Ende haben wir doch alle ein großes gemeinsames Ziel: Gesundes und sicheres Obst aus Deutschland zu fairen Preisen.
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

Freude am Blühen und Wachsen, Sorgen um die Rahmenbedingungen der Produktion…
Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.

Diskussion um Apfelbaum-Rodeprämie
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.

Ideologie statt Fakten …
Seit im Juni 2022 die EU-Kommission den Entwurf einer neuen Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) vorgestellt hat ...

Weiter voneinander lernen, weiter aufeinander zugehen…
Der Obstbaubranche geht es nicht gut.

Ansätze zur finanziellen Förderung des deutschen Obstbaus
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.

„Können wir in diesen Zeiten unseren Kindern noch eine Ausbildung und Betriebsnachfolge im Obstbau empfehlen?“
So lautete die Frage einer Obstbäuerin auf der Mitgliederversammlung eines Landesverbandes vor einigen Wochen.

Ruinöse Erzeugerpreise – was kann der Berufsstand tun?
Traditionell blicken wir an dieser Stelle auf das zu Ende gehende Jahr zurück und versuchen, mit Zuversicht Ideen und Ansätze für Konzepte notwendiger Entwicklungen im Obstbau aufzuzeigen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat den Obstbau besucht
Nach mehrmaligem Einladen war es am 15. Oktober 2022 soweit.

Über den Winter kommen…?
In diesen Tagen, Anfang Oktober 2022, entscheiden Apfelerzeuger, ob sie ihre Bäume weiter beernten oder die aufwendig produzierten Früchte einfach hängen lassen.

Was tun gegen die Dürre?
Die schwerste Dürre seit Jahrzehnten trifft auch den Obstbau in Westeuropa hart.

Hervorragende Qualität und Menge
Auch wenn der Start der Weichobsternte mit den Erdbeeren insbesondere im Süden mehr als enttäuschend verlief, konnten im weiteren Verlauf der Erdbeer-, Kirsch- und auch der Heidelbeerernte die hervorragenden Mengen und Qualitäten etwas über die explodierenden Produktionskosten, die einbrechenden Preise und die Kaufzurückhaltung unserer Kunden hinweghelfen.

Regionalität verliert gegen Billigangebote
Den dritten Monat in Folge erreicht die Inflationsrate einen neuen Höchststand und liegt nach Angabe des Statistischen Bundesamtes nun bei 7,9 %.