Ruinöse Erzeugerpreise – was kann der Berufsstand tun?
Die ruinöse und in diesem Ausmaß nur mit der diesjährigen Erdbeersaison im Süden vergleichbare Situation auf den Apfelmärkten macht uns allerdings erst einmal sprachlos. Sie verdeutlicht jedoch auch die Notwendigkeit zum Handeln.
Grundsätzlich bedarf es natürlich langfristiger Strategien – denn angesichts des weiterhin zu erwartenden Überangebotes auf dem europäischen Apfelmarkt gilt es für Betriebsleiter mehr denn je, ihre Produktion zu durchleuchten, Obstanlagen und -kulturen mit nicht mehr marktgängigen Sorten kritisch durchzurechnen und diese gegebenenfalls zu roden.
Wir als Berufsstand sind gefordert, bei den politisch Verantwortlichen Rahmenbedingungen für die Produktion zu fordern, die langfristig einen wettbewerbsfähigen Obstanbau in Deutschland ermöglichen – und diese aktiv mitzugestalten. Wir brauchen in der aktuellen Lage aber auch kurzfristig Lösungen, die den Betrieben helfen, durch die laufende Saison und das kommende Jahr zu kommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten wir in den vergangenen Wochen und Monaten dazu viele und zum Teil auch gute und ergebnisorientierte Gespräche mit politisch verantwortlichen Agrarpolitikern der Regierungskoalition führen. Wir sind zuversichtlich, dass der dem Kabinett vorliegende Gesetzentwurf zum Strompreisdeckel auch eine Teilkompensation der Stromkostensteigerung für die Apfellagerung beinhalten wird.
Weiterhin versuchen wir gemeinsam mit Ihnen als Betriebsleiter, die Präferenz beim Verbraucher für deutsches, unter besonders hohen Umwelt- und Sozialstandards erzeugtes Obst zu erhöhen.
Auf der seit zwei Jahren erstmals wieder in Präsenz stattfindenden Delegiertentagung am 15. und 16. November 2022 in Grünberg war die Diskussion um eine wirksame und finanzierbare Öffentlichkeitsarbeit das beherrschende Thema. Die Delegierten waren sich einig, dass das Konzept einer aktiven Einbindung der Betriebe vor Ort, wie wir es im September unter dem Motto „Zeit der deutschen Äpfel“ sehr erfolgreich durchgeführt haben, auch für andere Kulturen wie Erdbeeren, Kirschen, Heidelbeeren usw. geeignet ist und deshalb weiterverfolgt werden soll. Eine Anhebung der Umlage für Öffentlichkeitsarbeit ist derzeit aber nicht in allen Landesverbänden umsetzbar. Deshalb wurde beschlossen, in den kommenden Monaten ein im Vergleich zu Vorjahr deutlich erweitertes und entsprechend auch kostenintensiveres Konzept zu erstellen, um zu zeigen, was mit mehr finanziellen Mitteln machbar wäre. Damit soll dann bei unseren Berufskollegen und kooperierenden Institutionen für eine Finanzierung geworben werden.
Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir hat die katastrophale Lage auf dem Apfelmarkt zum Anlass genommen, um die Vorstandsvorsitzenden der großen Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen in einem persönlichen Anschreiben darauf hinzuweisen, dass nur auskömmliche Erzeugerpreise eine Erhaltung der notwendigen deutschen Apfelproduktion gewährleisten können. Auch wenn aus solchen Briefen natürlich keine direkten Auswirkungen auf den Apfelmarkt zu erwarten sind, empfinden wir die Geste als hilfreich und auch tröstlich. Die Politik sieht unsere Situation, sie kann jedoch nur appellieren, aber nicht aktiv eingreifen. Ein Aushebeln der Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft mit Vorschriften an den LEH wird es nicht geben.
Die kommenden vorweihnachtlichen Wochen bieten uns allen vielleicht die Gelegenheit, mit Ruhe und ein wenig Distanz zum häufig hektischen Tagesgeschäft die notwendigen Anpassungen zu erkennen und auf den Weg zu bringen. Und sich hoffentlich mit etwas Stolz auch an dem bisher Erreichten zu erfreuen?
Ohne jeden Zynismus möchten wir dazu Max Frisch zitieren: “Krise ist ein produktiver Zustand, man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Familien eine ruhige, entspannte und gesunde Adventszeit, ein frohes Weihnachtsfest, einen guten Start ins neue Jahr und ein erfolgreiches Jahr 2023!
Editorials

Wir sind stolze Obstbauern, Gärtner und Landwirte
Zu Beginn unseres Berufslebens haben wir beide eine Ausbildung zum Gärtner gemacht.

Die Hängepartie geht weiter – Keine Mehrheit im EU-Ausschuss für neue Glyphosat-Zulassung
Die Europäische Kommission hat zunächst keine ausreichende Zustimmung der EU-Länder für eine erneute Zulassung von Glyphosat bekommen.

Das Thünen-Gutachten: Eine Chance für den Obstbau?
Auch wenn sich nach zwei sehr schwierigen Jahren am Tafelapfelmarkt endlich eine etwas bessere Absatzsituation für die Erzeuger abzeichnet – die konzeptionelle Krise des deutschen Obstbaus bleibt bestehen und ist offensichtlich.

Bemühungen des Berufsstandes erfolgreich – EU-Krisenbeihilfe soll den Obstbau kurzfristig unterstützen
Die schwierige bis dramatische Situation vieler Obstbaubetriebe ist von der Politik erkannt worden.

Glyphosat: Wichtig für den Obstbau und laut Wissenschaft ohne Risiko! Und jetzt?
In der EU ist Glyphosat bis zum 15. Dezember 2023 zugelassen.

Die Glaubwürdigkeit der Medien
Am 22. Mai, zum Höhepunkt der Spargel- und zum Beginn der Erdbeersaison, titelte „ZDF-heute“, ebenso wie sinngemäß auch viele andere Medien: „Unhaltbare Zustände im Spargelanbau“.

Freude am Blühen und Wachsen, Sorgen um die Rahmenbedingungen der Produktion…
Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.

Diskussion um Apfelbaum-Rodeprämie
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.

Ideologie statt Fakten …
Seit im Juni 2022 die EU-Kommission den Entwurf einer neuen Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) vorgestellt hat ...

Weiter voneinander lernen, weiter aufeinander zugehen…
Der Obstbaubranche geht es nicht gut.

Ansätze zur finanziellen Förderung des deutschen Obstbaus
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.

„Können wir in diesen Zeiten unseren Kindern noch eine Ausbildung und Betriebsnachfolge im Obstbau empfehlen?“
So lautete die Frage einer Obstbäuerin auf der Mitgliederversammlung eines Landesverbandes vor einigen Wochen.