Neue Versicherungssteuer - geht doch
„Für uns völlig unverständlich plant die Bundesregierung die gesetzliche Festschreibung eines Versicherungssteuersatzes für Mehrgefahrenversicherungen von 19 Prozent des Versicherungsbetrages.
Als ob das Risikomanagement in den Betrieben nicht schon kompliziert genug wäre! Der Obstbau kann nur
mit und in der Natur funktionieren, aber die zunehmend unkalkulierbaren Wetterextreme zerren an den Nerven
der Erzeuger. Die Frage stellt sich, ob das betriebliche Risikomanagement überhaupt noch beherrschbar ist.“
So begann unser Leitartikel der diesjährigen August-Ausgabe von OBSTBAU. Nahezu alle Verbände der Landwirtschaft und des Gartenbaus haben sich gegen die Pläne der Bundesregierung gewandt. Auch die Fachgruppe Obstbau hat auf die negativen Auswirkungen einer erhöhten Versicherungssteuer in zahlreichen Briefen an die Politik aufmerksam gemacht.
Nun hat der Deutsche Bundestag am 25. Oktober 2012 das Verkehrssteueränderungsgesetz verabschiedet,
mit dem auch das Versicherungssteuergesetz geändert wird. Auf Drängen des Berufsstandes wurde darin
eine Änderung zur Besteuerung von Mehrgefahrenversicherungen gegen Hagel, Sturm, Starkregen,
Starkfrost und Überschwemmung aufgenommen. Ab dem 1. Januar 2013 gelten einheitlich für Erntemehrgefahrenversicherungen 0,3 Promilleder Versicherungssumme als Bemessung für die Versicherungssteuer.
Durch den großen Einsatz des Berufsstandes und der Agrarier im Deutschen Bundestag ist es gelungen, die Steuerlast für die Betriebe deutlich zu senken. Die Besteuerung mit 0,3 Promille der Versicherungssumme entspricht einer Besteuerung von rund drei bis vierProzent des Versicherungsbeitrages. Im Gegenzug allerdings wurde dafür die Hagelversicherung, die bisher mit 0,2 Promille der Versicherungssumme besteuert wurde,
leicht auf diese 0,3 Promille angehoben. Mit der neuen einheitlichen Besteuerung der Mehrgefahrenversicherung mit 0,3 Promille der Versicherungssumme haben wir jetzt die Möglichkeit, ein innovatives und eigenverantwortliches Risikomanagement besser aufbauen zu können.
Im Bundesauschuss Obst und Gemüse haben wir im Vorfeld der Beratungen im Bundestag alle Mitglieder des Finanzausschusses um Unterstützung des Berufsstandes gebeten. In der Koalitionsfraktion war bis in die Spitzen hinein und bis zum Bundesfinanzminister eine einheitliche Besteuerung der Mehrgefahrenversicherungen nach der Versicherungssumme mehr als umstritten. Dank der Agrarier im Finanzausschuss und des Agrarausschusses des Deutschen Bundestages sowie der Schützenhilfe des Bundesrates konnte der Berufsstand durch seinen hartnäckigen Einsatz erreichen, dass im Ziel letztendlich eine einheitliche erträgliche Besteuerung der Mehrgefahrenversicherung durchgesetzt werden konnte. Man kann durch gemeinsames Handeln eben doch Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.
Nun sind natürlich auch wir gefordert. Durch die Änderungen im Versicherungssteuergesetz wird es kaum noch Adhoc-Zahlungen für Schäden durch Witterungseinflüsse seitens des Bundes und der Länder geben. Die Politik wird immer wieder auf die mögliche Risikovorsorge durch Versicherungslösungen hinweisen. Was wir jetzt brauchen sind Versicherungspakete für den Obstbau, die auf unsere Risiken abgestimmt sind. Der Berufsstand wird die Verantwortlichengern bei der Entwicklung derartiger Konzepte unterstützen. Grundsätzlich kann man allen Berufskollegen nur raten, sich um ein vernünftiges Risikomanagement zu kümmern. Dabei ist betriebsindividuell zu klären, wie hoch die Witterungsrisiken sind und wie sich mögliche witterungsbedingte Ertragseinbußen auf eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit auswirken.
Ihnen und Ihren Familien wünschen wir schon jetzt ein FrohesWeihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr 2013!
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Verwandte Artikel
Editorials
Wir haben die Agrarindustrie satt!
Unter dem Motto „Wir haben es satt“ sind am 18. Januar 2014 anlässlich der Grünen Woche rund 25.000 Demonstranten in Berlin zusammengekommen, um für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft zu demonstrieren.
Gedanken zum Jahreswechsel
Gedanken zum Jahreswechsel sind stets ein Wechselspiel aus Rückblick und Vorblick.
Liebe Leserinnen und Leser
nach 10 Jahren als Vorsitzender des Bundesauschusses Obst und Gemüse (BOG) endete am 22. Oktober 2013 die Amtszeit von Gerhard Schulz.
Regionalität – eine messbare Größe oder nur ein Gefühl?
Verknappung steigert den Wert von Rohstoffen, Konsumgütern oder Lebensmittel und auch von Zeit.
Die Würfel sind gefallen – die Richtung ist noch unbestimmt
Es ist der Abend des 22. September – der große Wahlsonntag
Damit die Wahl nicht zum Würfelspiel wird
Ist ein Würfelspiel besser als eine bewusste Wahlentscheidung?
Bleibt uns nichts weiter, als die Würfel so zu nehmen, wie sie fallen?
Kooperation statt Konfrontation – freiwilliges Engagement nicht bestrafen
Als Produzenten von gesunden und sicheren Nahrungsmitteln leisten Obstbaubetriebe auch einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und des Landschaftsbildes.
Hochwasserhilfe 2013
Wir alle verfolgen die immer noch dramatischen Bilder des Hochwassergeschehens mit großer Betroffenheit.
Wir halten immer noch nach
Achten Sie einmal auf Ihre Reaktionen, wenn Sie dieses Wort lesen: NACHHALTIGKEIT.
Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) – Wie geht es nun weiter?
Über mehrere Jahre hinweg haben wir uns in zahlreichen Diskussionen und Stellungnahmen in die Ausgestaltung des NAP eingebracht. Am 10. April hat die Bundesregierung ihn nun endgültig verabschiedet.
Wie ist die Lage in Sachen Feuerbrand?
Trotz umfangreicher Forschungsaktivitäten haben wir bis heute keine durchgreifenden Bekämpfungsverfahren, die ohne antibiotikahaltige Mittel auskommen.
Sicherheit, Transparenz, Kontrolle und Qualität oder was hat Pferdefleisch mit dem Obstbau zu tun?
Das Jahr ist noch jung und schon erleben wir einen neuen Skandal um falsch ausgezeichnete Lebensmittel. Wegen des Pferdefleisch-Skandals wurden in Deutschland bereits mehrere Produkte aus dem Handel genommen.