Nachhaltige Produktion von gesundem Obst in Mitteleuropa gefährdet
Anlässlich der 21. Bundesarbeitstagung für Pflanzenschutzberaterin Grünberg haben Wissenschaftler der Institute für angewandte Forschung im Obstbau vom KOB-Bavendorf (Bodenseeregion), der ESTEBURG
(Altes Land/Niederelbe) und dem Versuchszentrum Laimburg (Südtirol) davor gewarnt, dass der Obstanbau in Mitteleuropa durch wissenschaftlich unbegründete Forderungen (Wirkstoffanzahl,Ausschöpfung der Rückstandshöchstgehalte) von Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) gefährdet ist.
„Wenn man die Anzahl der Wirkstoffe begrenzt, steigt zwangsläufig durch die wiederholte Anwendung gleicher Mittel das Risiko der Entstehung von resistenten Schädlingen – ein bekanntes Phänomenin der Biologie“, erklärten die Wissenschaftler. Erste Resistenzen einzelner Schaderreger sind bereits nachgewiesen worden. „Wir müssen uns daher von dieser wissenschaftlich nicht haltbaren, kontraproduktiven Forderung lösen, wenn wir auch in Zukunft gesundes Obst zu verbraucherfreundlichen Preisen haben wollen. Die Begrenzung der Anzahl der Wirkstoffe verschärft das Problem des Pflanzenschutzes, anstatt es zu lösen“, postulierten die drei Obstbauinstitute grenzüberschreitend von Südtirol über die Bodenseeregion bis hin ins Alte Land bei Hamburg. Auch die Forderung nach einer Reduktion der Höchstgrenzen für Rückstände ist wissenschaftlich nicht haltbar. Laut den langjährigen Erhebungen der staatlichen Lebensmittelkontrolle und eigenen Untersuchungsergebnissen der Institute werden die gesetzlich festgelegten Rückstandsmengen grundsätzlich weit unterschritten.
Seit über 20 Jahren wird in Mitteleuropa Obst nach den Richtlinien des kontrollierten Integrierten Obstbaus angebaut. Die Richtlinien der Integrierten Produktion zielen auch auf eine Reduzierung der Rückstände auf dem Obst ab. Innovationen aus der Wissenschaft und intensive Beratung der Obstbauern haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu großen Fortschritten geführt. Die Pflanzenschutzmaßnahmen werden durch Beobachtungen und Prognosemodelle an die Erfordernisse angepasst. Zudem durchläuft jedes Pflanzenschutzmittel vor seiner Zulassung ein strenges Prüfverfahren, in dem seine Wirkung auf den Naturhaushalt, Mensch und Tier von unabhängigen Behörden eingehend untersucht wird. Für jeden Wirkstoff wird eine Rückstandshöchstmenge festgelegt, die auf und in pflanzlichen Lebensmitteln nicht überschritten werden darf und in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gleichermaßen gilt. Im Zusammenhang mit der Erklärung der drei Forschungsinstitute hat die Fachgruppe Obstbau weitere Zielsetzungen, an denen wir konsequent weiterarbeiten:Die Definition und Festsetzung eines unteren Grenzwertes für die Laboranalytik, um den technischen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Einheitliche Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels an die Produzenten und Vermarkter. Handlungsgrundlage muss die Erkenntnis sein, dass die gute fachliche Praxis bei vielen unserer Kulturen zwangsläufig zu Mehrfachrückständen führt. Erhalt der wissenschaftlich gesicherten und begründeten Rückstandshöchstgehalte. Abstimmung einer freiwilligen Vereinbarung, wie Laborschwankungen aufgefangen werden können. Wir unterstützen die auf den folgenden Seiten abgedruckte Erklärungdes KOB, der ESTEBURG und der Laimburg in vollem Umfang. Das Thema der augenscheinlich willkürlich festgelegten Restriktionen des LEH wird seitens der Fachgruppe Obstbau von Beginnan scharf kritisiert.
Wir sind den Instituten für ihr Engagement deshalb sehr dankbar. Die Erklärung der marktunabhängigen Forschungseinrichtungen verleiht unseren Argumenten zusätzliches auf und in pflanzlichen Lebensmitteln nicht überschritten werden darf und in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gleichermaßen gilt.Im Zusammenhang mit der Erklärung der drei Forschungsinstitute hat die Fachgruppe Obstbau weitere Zielsetzungen, an denen wir konsequent weiterarbeiten:
• Die Definition und Festsetzung eines unteren Grenzwertes für die Laboranalytik, um den technischen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
• Einheitliche Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels an die Produzenten und Vermarkter.
• Handlungsgrundlage muss die Erkenntnis sein, dass die gute fachliche Praxis bei vielen unserer Kulturen zwangsläufig zu Mehrfachrückständen führt.
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Verwandte Artikel
Editorials
![](assets/images/c/news-editorial-072024-teaser-42680e95.jpg)
Außer-Haus-Verpflegung: Bio und/oder regional?
Täglich nehmen etwa sechs Millionen Menschen die sogenannte Außer-Haus-Verpflegung (AHV) in Anspruch, essen also in Kitas, Mensen, Schulen, Seniorenheimen, Kantinen u.s.w.
![](assets/images/d/news-editorial-062024-teaser-535251c9.jpg)
Frostschäden für Betriebe in betroffenen Regionen existenzbedrohend
Schon unmittelbar nach den Frostnächten vom 21. bis 23. April 2024 war bei der Klimawandel-bedingt extrem weit vorangeschrittenen Vegetation zu befürchten, dass die Schäden in den betroffenen Regionen sehr hoch sein würden.
![](assets/images/b/news-editorial-052024-teaser-c3ff13d0.jpg)
Extreme Witterung im April – Situationsbericht Obstbau
Vollblüte und zum Teil auch schon Abblüte Mitte April in den meisten Baumobstanlagen Deutschlands – jährlich verzeichnen wir neue Rekorde, die Meteorologen auf den Klimawandel zurückführen.
![](assets/images/8/news-editorial-042024-teaser-web2-06510371.jpg)
Zu wenig Zukunft im Zukunftsprogramm Pflanzenschutz…
… so titelt die Pressemitteilung des Zentralverbandes Gartenbau zum neuen Pflanzenschutzstrategiepapier der Bundesregierung – und trifft es damit auf den Kopf.
![](assets/images/6/news-editorial-032024-teaser-web2-4a04bdf9.jpg)
„Es geht auch anders…“
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.
![](assets/images/2/news-editorial-022024-teaser-web2-d3e87cb0.jpg)
Obstbau – In diesen Tagen sind wir Landwirte!
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.
![](assets/images/2/news-editorial-012024-teaser-web2-dbffbc09.jpg)
Ein „heißer Januar“ – auch im Obstbau?
Eigentlich sollten die endlich auskömmlichen Preise am Apfelmarkt die Stimmung zumindest im Baumobstsektor etwas heben.
![](assets/images/1/news-editorial-122023-teaser-web-69641ec1.jpg)
Wir sind stolze Obstbauern, Gärtner und Landwirte
Zu Beginn unseres Berufslebens haben wir beide eine Ausbildung zum Gärtner gemacht.
![](assets/images/8/news-editorial-112023-teaser-web-38411bb1.jpg)
Die Hängepartie geht weiter – Keine Mehrheit im EU-Ausschuss für neue Glyphosat-Zulassung
Die Europäische Kommission hat zunächst keine ausreichende Zustimmung der EU-Länder für eine erneute Zulassung von Glyphosat bekommen.
![](assets/images/c/news-editorial-102023-teaser-web-837cd1fe.jpg)
Das Thünen-Gutachten: Eine Chance für den Obstbau?
Auch wenn sich nach zwei sehr schwierigen Jahren am Tafelapfelmarkt endlich eine etwas bessere Absatzsituation für die Erzeuger abzeichnet – die konzeptionelle Krise des deutschen Obstbaus bleibt bestehen und ist offensichtlich.
![](assets/images/5/news-editorial-092023-teaser-web-9375af35.jpg)
Bemühungen des Berufsstandes erfolgreich – EU-Krisenbeihilfe soll den Obstbau kurzfristig unterstützen
Die schwierige bis dramatische Situation vieler Obstbaubetriebe ist von der Politik erkannt worden.
![](assets/images/3/news-editorial-082023-teaser-web-ae150e59.jpg)
Glyphosat: Wichtig für den Obstbau und laut Wissenschaft ohne Risiko! Und jetzt?
In der EU ist Glyphosat bis zum 15. Dezember 2023 zugelassen.