Zwei Tage nach der Wahl zum neuen Bundestag schreiben wir diesen Artikel.
Es ist zu früh, die möglichen Auswirkungen auf unseren Berufsstand einzuschätzen. Alles sieht nach einer Jamaika-Koalition aus und absehbar ist, dass es für uns als Berufsverband nicht unbedingt einfacher wird.
Die künftigen Koalitionsparteien sollten ihre Verhandlungen zügig aufnehmen, um eine handlungsfähige Bundesregierung zu bilden. Wir erwarten klare Signale, damit kein Schaden für den Agrarstandort Deutschland entsteht. Was wir von keiner Partei im Deutschen Bundestag erwarten, ist das Blasen zur Jagd. Der Ansatz, grundsätzlich gegen alle Entscheidungen und Programme der zukünftigen Bundesregierung in die Opposition gehen zu wollen — und zwar nur des Protestes wegen – ist verantwortungslos.
Mit der Bundestagswahl wurden die Weichen für eine gänzlich neue Regierungskoalition gestellt. Die Koalitionsverhandlungen werden sehr schwierig. Vor allem von der CDU/CSU erwarten wir Inhalte, die die wirtschaftliche Existenz unserer Betriebe sicherstellt. Dazu brauchen wir ein eigenständiges Agrarministerium und endlich grundsätzliche Verbesserungen der Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln. In unserer September-Ausgabe haben die Parteien hierzu klare Bekenntnisse abgegeben – daran werden wir sie messen.
Die neue Bundesregierung muss sich einer Politik mit deutlichem Fokus auf die Bedürfnisse kleiner und mittelständischer Betriebe verpflichten. Dazu gehört an erster Stelle der Abbau bürokratischer Hürden. Umgehend muss die neue Regierung die notwendige Unterstützung der Betriebe bei der Risikovorsorge auf die Tagesordnung bringen. Für die Absicherung von Wetterrisiken brauchen wir die Unterstützung der Politik für wirtschaftlich tragbare Lösungen.
Uns allen muss klar sein, dass Koalitionsvereinbarungen immer ein Ergebnis vieler Kompromisse darstellen. So wird auch der deutsche Obstbau „Kröten schlucken“ müssen. Die Richtung muss jedoch klar zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und Existenzsicherung unserer Betriebe gehen.
Wir setzen auch nach der Bundestagswahl auf einen konstruktiven Dialog mit Parlamentariern und der Regierung über die künftige Ausrichtung der Agrarpolitik. Im Bundesauschuss Obst und Gemüse ist dies unsere vorrangige Aufgabe. Wir müssen nun sehen, wer aus den Koalitionsparteien für den Bereich Agrar am Verhandlungstisch sitzt. Dann bleibt abzuwarten, wie die Ministerien zugeschnitten und besetzt werden. Und dann werden wir auch sehen, wen die Parteien in die entsprechenden Bundestagsausschüsse entsenden werden.
Stabile und belastbare Netzwerke sind das Fundament unserer berufsständischen und berufspolitischen Verbandsarbeit. In den nächsten Monaten geht es darum, die bestehenden Netzwerke zu pflegen und zu stabilisieren. Gleichzeitig müssen wir gänzlich neue Verbindungen aufbauen. Im bestehenden Netzwerk zwischen uns, dem Bundesauschuss Obst und Gemüse, dem Deutschen Bauernverband, dem Zentralverband Gartenbau und dem Deutschen Raiffeisenverband wird uns das auch gelingen. Mit Blick auf „Jamaika“ wird es dabei wichtig sein, den Mut aufzubringen, zumindest einmal gedanklich auf die andere Seite zu wechseln, um zu erfahren, mit welchen Argumenten wir überzeugen können.
Nun hat die Schule in den meisten Bundesländern wieder begonnen – unter besonderen Auflagen und immer mit dem Risiko, dass es trotzdem zu einer Infektion und damit zu einer Schließung der jeweiligen Schule kommen kann.
All die vielen Diskussionen über die obstbauliche Krise, fehlende Wertschätzung unserer Früchte und gesellschaftliche Kritik an unserer Arbeit hatten ein Ergebnis: Wir müssen mit den Verbrauchern reden!
Die notwendige gesellschaftliche Debatte zu Klimawandel, Umwelt- und Naturschutz wird leider auf vielen Ebenen unmittelbar und unsachlich mit unserer Obstproduktion verknüpft und stellt die Betriebe vor weitere enorme Herausforderungen.