Licht und Schatten in der Pflanzenschutzmittelzulassung – Captan ist in Gefahr!
Er wirkt als Belagsfungizid ausschließlich präventiv und unterliegt daher nicht der Gefahr, dass sich, wie bei vielen anderen systemischen Wirkstoffen, Resistenzen bilden. In den vergangenen Wochen haben sich zu Captan unabhängig voneinander zwei Probleme ergeben:
Zum einen kommt es bei Malvin WG und Consist Plus, zwei wichtigen Captan-haltigen Präparaten, schon in der laufenden Saison zu erheblichen Lieferengpässen. Der Hintergrund dafür sind Verunreinigungen in der Produktion. Zur Kompensation dieser fehlenden Captan-Mengen stehen auch keine anderen Fungizide in ausreichendem Maß zusätzlich zur Verfügung. Es bedarf dringend
einer Abstimmung zwischen Pflanzenschutzmittelindustrie, Handel, Beratung und Erzeugung, um dieses Versorgungsproblem in einer Fungizidstrategie zu berücksichtigen.
Aber auch bezüglich einer Erneuerung der Wirkstoffzulassung von Captan auf EU-Ebene ergeben sich Probleme. Die europäische Zulassungsbehörde EFSA sieht bei einem Einsatz im Freiland Risiken für Säugetiere und Nichtzielarthrophoden. Die EU-Kommission schlägt deshalb vor, zunächst nur Anwendungen im Gewächshaus zu genehmigen und später, nach Einreichung neuer Daten für die Risikobewertung durch den Antragsteller, den Bescheid zur Erneuerung der Wirkstoffzulassung hinsichtlich möglicher Freilandanwendungen zu ändern. Diese Vorgehensweise würde jedoch nach Einschätzung des Antragstellers mindestens drei Jahre bis zur Änderung der Durchführungs-VO dauern. In dieser Zeit wären jegliche Anwendungen von Captan im Freiland ausgesetzt. Mit entsprechenden Risikominderungsmaßnahmen sehen wir aber die Option einer nationalen Wiederzulassung nach Art. 43. Mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten setzen wir uns für diesen Weg ein.
Es gibt erfreulicherweise auch Positives zu berichten: Movento SC 100 wurde Mitte März zur Bekämpfung von Schildläusen im Steinobst zugelassen. Nähere Details dazu erfahren Sie von Ihrer Pflanzenschutzberatung. Es scheint, als hätten die vielen Treffen und Sitzungen der Fachgruppe Obstbau und Vertretern des amtlichen Dienstes mit den Zulassungsbehörden zum Thema „Risikomanagement“ ein erstes Mal Früchte getragen.
Dass ein verantwortungsvoller Pflanzenschutz im Obstbau notwendig ist und keinen Widerspruch zum Naturschutz darstellt, müssen wir alle zukünftig noch offensiver deutlich machen. Wenn wir Obstbauern in allen Regionen Deutschlands unsere neuen Bauzaun-Banner aufhängen, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Alle Infos zu den Bannern und deren Bestellung finden Sie auf Seite 194 in dieser Ausgabe von OBSTBAU. Machen Sie mit!
Eine weitere gute Möglichkeit, unsere Kunden und Mitbürger zu informieren, ist der bundesweite Apfelverteiltag. In der AG Öffentlichkeitsarbeit der Bundesfachgruppe haben wir den 21. August 2021 als Termin gewählt. Wir werden Sie über diese besondere Aktion in den nächsten Ausgaben dieser Zeitschrift und auch über Ihre Landesverbände informieren.
Jens Stechmann Joerg Hilbers
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

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Am 24. September wählen wir den 19. Deutschen Bundestag.

Aktiv mitbestimmen und keine weitere Fremdbestimmung riskieren
Die Diskussionen rund um die EU-Agrarpolitik 2021–2027 sind in vollem Gange.

Deutschland im Mittelpunkt der Fruit Logistica
Zum 25-jährigen Jubiläum war Deutschland offizielles Partnerland der Messe. Die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen (BVEO) hat dieses Projekt engagiert in die Hand genommen.

Gedanken zum Jahreswechsel
Für die meisten von uns ist der Jahreswechsel Anlass, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und einen Blick auf das neue zu werfen.

Export: Absatzmärkte im Ausland auch für Äpfel dringend notwendig
Made in Germany steht für Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit.

25 Jahre Bundesarbeitstagung der Pflanzenschutzberatung
Gemeinsam mit dem Verband der Landwirtschaftskammern veranstaltet die Fachgruppe Obstbau seit fast fünfzig Jahren äußerst erfolgreich Tagungen für die Beratungskräfte im Obstbau.

Integriertes Umweltprogramm 2030 – anmaßend und größenwahnsinnig
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat Anfang September ihr Integriertes Umweltprogramm 2030 präsentiert und damit umgehend einen Sturm der Kritik ausgelöst.

67.205 Euro – es ist zumindest ein Anfang
Als die Delegiertenversammlung 2015 beschloss, die Finanzierung der dringend notwendigen Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit für den deutschen Beeren-, Kern- und Steinobstanbau aus der Solidargemeinschaft der deutschen Obstbaufamilien zu stemmen, war der Optimismus unter der Verbandsvertretern groß.

Der Mindestlohn steigt
Arbeitnehmer in Deutschland bekommen künftig einen höheren gesetzlichen Mindestlohn. Die Lohnuntergrenze steigt Anfang 2017 von derzeit 8,50 Euro auf 8,84 Euro pro Stunde.

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Seit Ende Mai haben schwere Unwetter mit Starkregen, Hagel und Orkanböen auch im Obstbau regional zu großen Schäden geführt.

Wenn Politiker sich für die besseren Wissenschaftler halten und wenn ein Herbizid zum Wahlkampfthema gemacht wird
Die öffentlichen Diskussionen um Glyphosat haben schon längst hysterische Züge angenommen.

Die Sache mit dem Pflanzenschutz
Strenge gesetzliche Regelungen für die Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stellen sicher, dass negative Auswirkungen für die Umwelt sowie die Anwender- und Lebensmittelsicherheit vermieden werden.