Captan ist im Integrierten Obstbau ein zentraler, nützlingsschonender und seit ca. fünfzig Jahren bewährter Wirkstoff, u. a. zur Bekämpfung des Schorfpilzes und von pilzlichen Lagerfäulen.
Er wirkt als Belagsfungizid ausschließlich präventiv und unterliegt daher nicht der Gefahr, dass sich, wie bei vielen anderen systemischen Wirkstoffen, Resistenzen bilden. In den vergangenen Wochen haben sich zu Captan unabhängig voneinander zwei Probleme ergeben:
Zum einen kommt es bei Malvin WG und Consist Plus, zwei wichtigen Captan-haltigen Präparaten, schon in der laufenden Saison zu erheblichen Lieferengpässen. Der Hintergrund dafür sind Verunreinigungen in der Produktion. Zur Kompensation dieser fehlenden Captan-Mengen stehen auch keine anderen Fungizide in ausreichendem Maß zusätzlich zur Verfügung. Es bedarf dringend einer Abstimmung zwischen Pflanzenschutzmittelindustrie, Handel, Beratung und Erzeugung, um dieses Versorgungsproblem in einer Fungizidstrategie zu berücksichtigen.
Aber auch bezüglich einer Erneuerung der Wirkstoffzulassung von Captan auf EU-Ebene ergeben sich Probleme. Die europäische Zulassungsbehörde EFSA sieht bei einem Einsatz im Freiland Risiken für Säugetiere und Nichtzielarthrophoden. Die EU-Kommission schlägt deshalb vor, zunächst nur Anwendungen im Gewächshaus zu genehmigen und später, nach Einreichung neuer Daten für die Risikobewertung durch den Antragsteller, den Bescheid zur Erneuerung der Wirkstoffzulassung hinsichtlich möglicher Freilandanwendungen zu ändern. Diese Vorgehensweise würde jedoch nach Einschätzung des Antragstellers mindestens drei Jahre bis zur Änderung der Durchführungs-VO dauern. In dieser Zeit wären jegliche Anwendungen von Captan im Freiland ausgesetzt. Mit entsprechenden Risikominderungsmaßnahmen sehen wir aber die Option einer nationalen Wiederzulassung nach Art. 43. Mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten setzen wir uns für diesen Weg ein.
Es gibt erfreulicherweise auch Positives zu berichten: Movento SC 100 wurde Mitte März zur Bekämpfung von Schildläusen im Steinobst zugelassen. Nähere Details dazu erfahren Sie von Ihrer Pflanzenschutzberatung. Es scheint, als hätten die vielen Treffen und Sitzungen der Fachgruppe Obstbau und Vertretern des amtlichen Dienstes mit den Zulassungsbehörden zum Thema „Risikomanagement“ ein erstes Mal Früchte getragen.
Dass ein verantwortungsvoller Pflanzenschutz im Obstbau notwendig ist und keinen Widerspruch zum Naturschutz darstellt, müssen wir alle zukünftig noch offensiver deutlich machen. Wenn wir Obstbauern in allen Regionen Deutschlands unsere neuen Bauzaun-Banner aufhängen, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Alle Infos zu den Bannern und deren Bestellung finden Sie auf Seite 194 in dieser Ausgabe von OBSTBAU. Machen Sie mit!
Eine weitere gute Möglichkeit, unsere Kunden und Mitbürger zu informieren, ist der bundesweite Apfelverteiltag. In der AG Öffentlichkeitsarbeit der Bundesfachgruppe haben wir den 21. August 2021 als Termin gewählt. Wir werden Sie über diese besondere Aktion in den nächsten Ausgaben dieser Zeitschrift und auch über Ihre Landesverbände informieren.
Mit prognostizierten knapp 800.000 t erwartet Deutschland eine der schwächsten Apfelernten der letzten 20 Jahre und mit geschätzt 10,2 Mio. t Äpfeln wird auch die europäische Apfelernte deutlich unter den Ernten der vergangenen Jahre liegen.
Ca. 25 % der deutschen Apfel- und ca. 40 % der deutschen Kirschernte ist den Blütenfrösten Ende April und Anfang Mai zum Opfer gefallen – mit erheblichen regionalen Unterschieden.
Täglich nehmen etwa sechs Millionen Menschen die sogenannte Außer-Haus-Verpflegung (AHV) in Anspruch, essen also in Kitas, Mensen, Schulen, Seniorenheimen, Kantinen u.s.w.
Schon unmittelbar nach den Frostnächten vom 21. bis 23. April 2024 war bei der Klimawandel-bedingt extrem weit vorangeschrittenen Vegetation zu befürchten, dass die Schäden in den betroffenen Regionen sehr hoch sein würden.
Vollblüte und zum Teil auch schon Abblüte Mitte April in den meisten Baumobstanlagen Deutschlands – jährlich verzeichnen wir neue Rekorde, die Meteorologen auf den Klimawandel zurückführen.
… so titelt die Pressemitteilung des Zentralverbandes Gartenbau zum neuen Pflanzenschutzstrategiepapier der Bundesregierung – und trifft es damit auf den Kopf.
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.