Kooperation statt Konfrontation – freiwilliges Engagement nicht bestrafen

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3636

Als Produzenten von gesunden und sicheren Nahrungsmitteln leisten Obstbaubetriebe auch einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und des Landschaftsbildes.

Landwirtschaft und Gartenbau arbeiten mit und in der Natur, deshalb ist unser Wirken auch nicht eingriffslos. Doch stellen wir unsere hohe Bereitschaft, den Einsatz von Produktionsmitteln dabei möglichst effektiv zu gestalten, um unerwünschte Umweltwirkungen zu vermeiden, kontinuierlich unter Beweis. Wissenschaftliche Entwicklungen in den Bereichen Düngung, Bewässerung, Pflanzenschutz, Lager- und Applikationstechnik haben die Ökoeffizienz und die Nachhaltigkeit des deutschen Obstbaus enorm gesteigert.

Wie wir Ihnen an dieser Stelle schon berichteten, ergänzen wir die aktuellen Richtlinien des kontrolliert Integrierten Anbaus um alle wesentlichen und sinnvollen Aspekte des komplexen Themas Nachhaltigkeit und hier insbesondere der Biodiversität. Unter Berücksichtigung regionaler und lokaler Belange entscheiden wir über Wesentlichkeit und Sinnhaftigkeit nachhaltiger Maßnahmen. Diesen Anspruch haben wir als Berufsverband an uns selbst.

Die Aufgabe von Politik und Verwaltung sollte es dann sein, gemeinsam mit uns, dem Natur- und Umweltschutz und weiteren Akteuren nach geeigneten Instrumenten zu suchen, die unsere Kulturlandschaft durch eine wettbewerbsfähige und produktive Bewirtschaftung sicherstellt. Staat und Gesellschaft sind verpflichtet, die Leistungen der Landwirtschaft und des Gartenbaus für Natur und Umwelt anzuerkennen und zu honorieren. Der rein ordnungsrechtliche Natur- und Gewässerschutz ist eine Seite. Auf der entscheidenden Seite müssen jedoch Zielsetzungen des Arten- und Biotopschutzes, der Kulturlandschaftspflege und des Gewässerschutzes künftig mehr auf freiwilliger Basis formuliert werden. Zu nennen sind hier zum Beispiel Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes, deren wesentliche Merkmale Freiwilligkeit, Beteiligung und Kooperation sein müssen. Der Weg der Kooperation statt Konfrontation mit Landwirtschaft und Gartenbau stellt ein wesentliches Element zukunftsorientierter Agrar- und Umweltpolitik dar.

Im Sinne des Natur- und Umweltschutzes und der nachhaltigen Weiterentwicklung der Integrierten Produktion sind aus unserer Sicht viele Maßnahmen denkbar, von denen etliche nach dem Prinzip „Kooperation vor Ordnungsrecht“ umgesetzt werden können. Zwingende Voraussetzung ist jedoch, dass die von den Betrieben freiwillig gestalteten Lebensräume nicht dazu führen, dass eine betriebliche Weiterentwicklung verhindert wird.  Es gibt viele Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter unter uns, die sich intensiver an sinnvollen Maßnahmen beteiligen würden. Dazu gehört die Bepflanzung von Bewässerungsteichen, das Anlegen von Hecken, Knicks, Blütenwiesen und vieles mehr. Doch welcher Betrieb arbeitet noch freiwillig an der Entwicklung neuer Lebensräume für Flora und Fauna, wenn möglicherweise in späteren Jahren und quasi als Dankeschön eine hoheitliche Schutzglocke über diese Flächen und Elemente gestülpt wird.

Der Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten in ihren Biotopen ist ein hohes Gut. Doch der Um- und Rückbau freiwillig erstellter Biotope muss im Sinne der betrieblichen Weiterentwicklung auch nach Jahren noch möglich sein. Die Fachgruppe Obstbau macht sich dafür stark, dass entsprechende Anpassungen unter anderem im Bundesnaturschutzgesetz erfolgen.  

Wir wollen einen Obstbau in Deutschland, der im Sinne der Nachhaltigkeit und gemeinsam mit der Offizialberatung konsequent und aus sich heraus an der Umsetzung neuer Erkenntnisse und dem Einsatz neuer Techniken arbeitet. Und dies ist sicher zielführender, als alle Ge- und Verbote im Rahmen des Ordnungsrechtes. Deutschland würde sich nachhaltig ins eigene Knie schießen, wenn freiwilliges Engagement am Ende sogar bestraft wird!

Jens Stechmann                            Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender -                 - Geschäftsführer - 

 

Editorials

Editorials

Der Blick in die Zukunft – zuversichtlich oder hoffnungslos?

OBSTBAU und die Vereinigte Hagelversicherung haben in den vergangenen sechs Ausgaben die Zukunft des deutschen Obstbaus aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3768
Editorials

Erntesaison 2015 neigt sich dem Ende zu

Die Erntesaison 2015 neigt sich dem Ende zu – es beginnt die Saison der Messen, Tagungen und Seminare.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3721
Editorials

Lässt sich Zukunft vorhersagen? Wissen ist die halbe Miete

Auch in dieser Ausgabe von OBSTBAU werfen wir in unserer Artikelserie einen Blick in die Zukunft, Schwerpunkt ist das Klima.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3729
Editorials

Der Marktmacht ausgeliefert?

Auch in dieser Ausgabe von OBSTBAU werfen wir in unserer Artikelserie einen Blick in die Zukunft, Schwerpunkt ist das Klima.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3812
Editorials

Wieder einmal Greenpeace… und Bündnis 90/Die Grünen können es auch nicht besser

Fünf Jahre sind seit der letzten Attacke von Greenpeace auf den Obstbau vergangen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4218
Editorials

Unser Obstbau im Wandel

Wir setzen die gemeinsame Artikelserie mit der Vereinigten Hagelversicherung in dieser Ausgabe fort.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
4211
Editorials

Früher war alles besser. Sogar die Zukunft.

Schon Karl Valentin machte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gedanken über die Sehnsucht der Menschen nach einem besseren Morgen.

Dr. Rainer Langner, Jens Stechmann
4587
Editorials

Dem Problem ein Gesicht geben

In den unzähligen Gesprächen mit Politikern, Behördenvertretern, der Industrie und mit Pressevertretern wird in diesen Wochen immer auch nach den Aussichten für die Obstsaison 2015 gefragt.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3778
Editorials

Aus dem Vorstand der Fachgruppe Obstbau

Am 17. März 2015 kam der Vorstand der Fachgruppe Obstbau in Berlin zur Frühjahrssitzung zusammen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3747
Editorials

Wo Aggression und Resignation aufeinander treffen

Große Enttäuschung, aufkommende Verzweiflung und endloser Frust – dies sind Reaktionen vieler Kolleginnen und Kollegen auf die bürokratischen Anforderungen des Mindestlohngesetzes.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3771
Editorials

Enttäuschung dann Wut – mehr deutsche Äpfel als gedacht

Nun ist es auch amtlich. Das Statistische Bundesamt schätzt die deutsche Apfelernte für 2014 auf 1,12 Mio. t Äpfel und toppt damit noch die Rekordwerte aus 2000 und 2001.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3783
Editorials

„Wenn’s alte Jahr erfolgreich war, dann freue dich aufs neue. Und war es schlecht, ja dann erst recht.“ (Albert Einstein)

Das neue Jahr hat begonnen. Bewährtes verfestigt sich. Neues wird in Angriff genommen.

Jens Stechmann, Jörg Disselborg
3848
Anzeige