Zum zweiten Mal in Folge gibt es in Europa keine übermäßig große Apfelernte.
Mit 10,455 Mio. Tonnen – und damit minimal weniger als im Vorjahr – wird sogar die seit dem Frostjahr 2017 kleinste Menge in der EU-27 prognostiziert. Die deutschen Produzenten hingegen erwarten mit ca. 1 Mio. Tonnen Äpfel in guter Qualität eine weitgehend normale Ernte und hoffen bei diesen Rahmenbedingungen auf auskömmliche Preise. Interessante Informationen und Prognosen dazu im Bericht von Ursula Schockemöhle von der AMI ab Seite 406.
Nach einem ordentlichen und kostendeckenden Abverkauf der Apfelernte 2024 und einer insgesamt guten bis befriedigenden Erdbeersaison 2025 steigt das Stimmungsbarometer im deutschen Obstbau wieder etwas. In der monatlich vom ZVG durchgeführten Geschäftsklimaumfrage bewerteten die den Obstbau repräsentierenden Betriebe ihre aktuelle und zukünftige Geschäftslage deutlich positiver als in den vergangenen drei Jahren.
Dafür sprechen neben der positiveren Marktlage noch zwei weitere Gründe:
So gab es in der jetzt auslaufenden Vegetationsperiode in Deutschlands Obstanlagen endlich einmal nur wenige Frost-, Hagel- und Dürreschäden. Das ist u. a. auch wichtig für die weitere Versicherbarkeit der Betriebe. Keine Versicherung, auch nicht die Versicherungen auf Gegenseitigkeit, kann nur mit „Überschadensjahren“ bestehen.
Zum Anderen haben wir aktuell die Hoffnung, dass die neue Bundesregierung unsere Probleme nicht nur sieht, sondern auch Lösungen dafür erarbeitet. Mit Spannung schauen wir auf die Arbeit der neuen von Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Zulassungssituation im Pflanzenschutz. Interessierten empfehlen wir dazu unseren aktuellen Podcast „Obstsalat“.
Verbesserungen und Anpassungen bedarf der erste nun vorliegende Entwurf zur 90-Tage-Regelung. Aus unserer Sicht zwingend erforderlich ist zunächst eine rechtssichere Ausgestaltung der „Berufsmäßigkeit“. Außerdem muss der gültige Zeitraum in den Winter hinein verlängert werden – hier reicht die Vorgabe April bis Oktober nicht aus. Auch die im Entwurf vorgesehene Beibehaltung der Drei-Monatsregelung ist nicht praxisgerecht und verursacht unnötige Bürokratie. In unserer Stellungnahme haben wir, wie die anderen grünen Verbände auch, gegenüber dem Bundesarbeitsministerium unsere Bedenken geäußert und Verbesserungsvorschläge gemacht. Außerdem haben wir auf die dringende und steigende Notwendigkeit einer funktionierenden Drittstaatenregelung auch für Erntetätigkeiten hingewiesen.
Allen Kernobstbetrieben wünschen wir eine gute Ernte und Vermarktung – die Fachgruppe wird mit ganzer Kraft daran arbeiten, dass die aufkeimende Zuversicht weiter zunimmt.
Über den Autor
Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau und Joerg Hilbers, Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obstbau.
Auch wenn sich nach zwei sehr schwierigen Jahren am Tafelapfelmarkt endlich eine etwas bessere Absatzsituation für die Erzeuger abzeichnet – die konzeptionelle Krise des deutschen Obstbaus bleibt bestehen und ist offensichtlich.
Am 22. Mai, zum Höhepunkt der Spargel- und zum Beginn der Erdbeersaison, titelte „ZDF-heute“, ebenso wie sinngemäß auch viele andere Medien: „Unhaltbare Zustände im Spargelanbau“.
Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.
Traditionell blicken wir an dieser Stelle auf das zu Ende gehende Jahr zurück und versuchen, mit Zuversicht Ideen und Ansätze für Konzepte notwendiger Entwicklungen im Obstbau aufzuzeigen.