Wir schreiben diesen Leitartikel heute, am 24. Februar 2025, dem Tag nach der spannenden Bundestagswahl.
Die Ergebnisse spiegeln die schwierige und kontrovers bewertete Situation in Deutschland wider. Mit einem „Bündnis der Mitte“ scheint aber wenigstens eine schnelle Regierungsbildung möglich.
Angesichts der großen, sich zuspitzenden und drängenden geopolitischen Probleme kann man darüber eine gewisse Erleichterung verspüren. Eine mögliche Zweierkoalition ist vielleicht auch handlungsfähiger als eine Dreierkoalition. Es bedarf jedoch bei allen Beteiligten des Willens zur Veränderung und der Bereitschaft zu Kompromissen. Alles andere wäre selbstzerstörend.
Für uns Obstbauern – bzw. insgesamt für die grüne Branche – stellt sich die Frage, ob die geforderte und versprochene Wirtschafts- und Agrarwende nun auch zügig umgesetzt wird? Die Zeit drängt, dringend notwendige Pflanzenschutzmittelzulassungen laufen aus, wir brauchen motivierte und bezahlbare (Saison-)Arbeitskräfte und insgesamt auch wieder einigermaßen vergleichbare Wettbewerbsbedingungen in der EU.
Ob die neue mögliche Koalition hier zügig handeln kann und wird, muss mindestens aber bezweifelt werden. In der aktuellen Situation gibt es eine Priorität für die Verteidigungspolitik mit zu erwartend immensen Ausgaben. Vielleicht ist auch bei weiterhin prall und ganzjährig gefüllten Obstregalen der ökonomische Leidensdruck in unserem Land noch nicht hoch genug?
So richtig los geht’s also erstmal nur in unseren Obstanlagen und -kulturen: Der Frühling kommt und voller Erwartung schauen wir auf das erste Grün und die sich nun bald öffnenden Knospen. Wir hoffen auf günstiges Wetter, das Ausbleiben von Blütenfrost, Dürre, Hagel und nicht lösbaren Pflanzenschutzkalamitäten sowie letztendlich auf einen auskömmlichen Obstmarkt.
Wie unsicher die Rahmenbedingungen auch sein mögen: Essen müssen die Menschen immer. Und helfen müssen wir uns erstmal selbst. Das haben wir gelernt, das macht uns Freude und die nachhaltige Produktion von gesundem Obst ist und bleibt eine sinnvolle und notwendige Aufgabe!
Über den Autor
Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau und Joerg Hilbers, Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obstbau.
In den unzähligen Gesprächen mit Politikern, Behördenvertretern, der Industrie und mit Pressevertretern wird in diesen Wochen immer auch nach den Aussichten für die Obstsaison 2015 gefragt.
Große Enttäuschung, aufkommende Verzweiflung und endloser Frust – dies sind Reaktionen vieler Kolleginnen und Kollegen auf die bürokratischen Anforderungen des Mindestlohngesetzes.
Nun ist es auch amtlich. Das Statistische Bundesamt schätzt die deutsche Apfelernte für 2014 auf 1,12 Mio. t Äpfel und toppt damit noch die Rekordwerte aus 2000 und 2001.
12 Mio. Tonnen Äpfel, einschließlich einer Spitzenernte in Deutschland, Altlasten aus der Ernte 2013, ein Überhang an Überseeäpfeln und letztendlich das russische Embargo erschweren massiv den Start der Apfelsaison 2014/15.
„Wie geht’s dem Obstbau denn heute so?“ Eine häufig gestellte Frage im Vorbeigehen, die in der Vergangenheit ebenso im Vorbeigehen beantwortet wurde mit „Es geht so – schwierig, aber wir lassen uns nicht unterkriegen!“