Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.
Bis auf wenige Ausnahmen im Südwesten und ganz im Norden gab es keinen relevanten Blütenfrost und überall immer wieder Tage für einen optimalen Bienenflug und gute Befruchtungsbedingungen. Entsprechend zufriedenstellend ist auch der Fruchtansatz. Dass besonders beim Apfel die große Ernte des Vorjahres nicht zu erreichen sein wird, ist durch Alternanz in vielen Anlagen begründet. Offensichtlich waren die Bedingungen für eine ausreichende Blüteninduktion im vergangenen Jahr schlechter als von Betriebsleitern und Beratern eingeschätzt.
Die vergangenen Tage und Wochen des Blühens und Wachsens im Mai und Juni gehören zu den schönsten Zeiten des Obstbaujahres und lassen die Freude am Beruf des Obstbauern spüren.
Im Vergleich zu den Vorjahren haben ergiebigere Niederschläge besonders im Süden, Norden und Westen zu einer wieder ausreichenden Wasserverfügbarkeit geführt. In einigen Regionen wurde sogar der Grundwasserspeicher wieder aufgefüllt. Kritisch bleibt die Situation im Nordosten. Einen guten Überblick dazu bietet die Deutschlandkarte im Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienstes.
Die häufigen Niederschläge und die damit verbundenen langanhaltenden Blattnässeperioden haben die Betriebsleiter aber auch vor große Herausforderungen beim Pflanzenschutz gestellt. Trotz aller Anstrengungen mit vielen – während der Blüte auch nächtlichen – Behandlungen konnten Primärinfektionen des Schorfpilzes nicht überall verhindert werden. Diese Situation hat uns wieder die dringende Notwendigkeit einer ausreichenden Verfügbarkeit von wirksamen Kontaktfungiziden vor Augen geführt.
Die anstehende und benötigte Verlängerung der europäischen Zulassung unseres zentralen Fungizides Captan steht nach den jüngsten Berichten des für die Bewertung zuständigen EU-Landes Österreich infrage. Für einen auch zukünftig sicheren Einsatz im Freiland haben wir von Seiten des Berufsstandes einen Katalog von Risikominderungsmaßnahmen angeboten. Wir hoffen, dass diese in den Bewertungsverfahren ausreichend Berücksichtigung finden.
Wenn nun auch die Zulassung des zweiten wichtigen Kontaktfungizids mit dem Wirkstoff Dithianon von Seiten der Zulassungsbehörden infrage gestellt werden sollte, stellt sich die Frage, wie ein wirksames Konzept zur Bekämpfung z. B. des Apfelschorfs überhaupt aussehen kann?
Wir sind dazu weiterhin mit den unterschiedlichen zuständigen Bundesbehörden und Ministerien im Gespräch. Sinnvoll ist aus unserer Sicht ein gemeinsames Fachgespräch, um im Dialog praktikable und zukunftsorientierte Lösungen zu erarbeiten.
Die weiterhin extrem angespannte und z. T. dramatische wirtschaftliche Situation auf den meisten Obstbaubetrieben wird nicht nur durch den Geschäftsklimaindex des Zentralverbandes Gartenbau belegt, sondern wurde inzwischen auch von Gutachtern in Bundesinstituten bestätigt. Wir fordern weiter mit Nachdruck eine kurzfristige Unterstützung durch die Bundesregierung. Es geht um den Erhalt des deutschen Obstbaus und, nicht zuletzt, um den Erhalt der von der Gesellschaft so wertgeschätzten regionalen Produktion.
Über den Autor
Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau und Joerg Hilbers, Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obstbau.
Mit dem Jahresbeginn jähren sich die Bauernproteste und Treckerdemos, die für die Fachgruppe Obstbau auch zu intensiveren Gesprächen mit der Bundespolitik geführt haben.
Seit Jahren verfügen die vier „Großen“ im Lebensmitteleinzelhandel, EDEKA/NETTO, REWE/PENNY, ALDI sowie die Schwarz-Gruppe mit LIDL und Kaufland, über einen stabilen Marktanteil von fast 80 %.
Mit prognostizierten knapp 800.000 t erwartet Deutschland eine der schwächsten Apfelernten der letzten 20 Jahre und mit geschätzt 10,2 Mio. t Äpfeln wird auch die europäische Apfelernte deutlich unter den Ernten der vergangenen Jahre liegen.
Ca. 25 % der deutschen Apfel- und ca. 40 % der deutschen Kirschernte ist den Blütenfrösten Ende April und Anfang Mai zum Opfer gefallen – mit erheblichen regionalen Unterschieden.
Täglich nehmen etwa sechs Millionen Menschen die sogenannte Außer-Haus-Verpflegung (AHV) in Anspruch, essen also in Kitas, Mensen, Schulen, Seniorenheimen, Kantinen u.s.w.
Schon unmittelbar nach den Frostnächten vom 21. bis 23. April 2024 war bei der Klimawandel-bedingt extrem weit vorangeschrittenen Vegetation zu befürchten, dass die Schäden in den betroffenen Regionen sehr hoch sein würden.
Vollblüte und zum Teil auch schon Abblüte Mitte April in den meisten Baumobstanlagen Deutschlands – jährlich verzeichnen wir neue Rekorde, die Meteorologen auf den Klimawandel zurückführen.
… so titelt die Pressemitteilung des Zentralverbandes Gartenbau zum neuen Pflanzenschutzstrategiepapier der Bundesregierung – und trifft es damit auf den Kopf.
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.