Es ist eine Frage der Geschlossenheit
Allerorts wird schon längst über die Preispolitik der kommenden Saison diskutiert und spekuliert. Das Niveau dieser Diskussionen lässt dabei so manches Mal Sachverstand und Feingefühl vermissen. Vor allem vor dem Hintergrund der Frostschäden, unter denen viele Kolleginnen und Kollegen
leiden, sind Kommentare wie „Mit 60 Cent muss ein Erzeuger doch klarkommen“ oder „Wir können mit 10 Cent weniger als die Konkurrenz in den Markt einsteigen“ sowohl taktlos als auch kurzsichtig.
Nach drei mageren Jahren für die Apfelerzeuger präsentiert sich die Marktlage in Deutschland so heterogen, widersprüchlich und unübersichtlich wie schon lange nicht mehr. Gnadenloser Preisdruck seitens des Handels bei gleichzeitiger Unterversorgung des Marktes sind ein Phänomen der besonderen Art. Klar ist nur eines: Deutsche Äpfel bleiben gefragt. Die Frostnächte im April werden die gesamtdeutsche Ernte um einen wesentlichen Teil reduzieren. In der logischen Konsequenz könnte sich dies zu einer Unterversorgung auswachsen. Für die betroffenen Erzeuger wird es schwierig und der Markt und die Preise werden auf das knappe Angebot reagieren. Davon profitieren muss in erster Linie der Erzeuger – es zählt jeder Cent.
Die Diskussionen um die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels sind weiter ein Dauerthema. Aber die Situation ist komplex und nicht immer sind die Discounter für Dumpingpreise verantwortlich. Die deutsche, zersplitterte Anbieterstruktur verstärkt den Druck auf den Absatz, denn der geringe Marktanteil des einzelnen Anbieters ist eine Schwäche. Es entsteht ein überzogener und oft völlig überflüssiger Wettbewerbsmarkt.
Internationale Gegebenheiten und Wetterkapriolen können wir nicht beeinflussen. Unser eigenes Produktions- und Marktverhalten und die Reaktionen auf Veränderungen am Markt können wir aber besser organisieren. Als Erzeuger haben wir es in der Hand, den Preiswettbewerb hin zu einem Qualitätswettbewerb zu führen. Instabile und schlechte Qualitäten, die schnell und billig verkauft werden müssen, sind dabei keine Hilfe. Das Verhalten der Vermarkter sollte nicht mehr von der Angst vor einer Auslistung geprägt sein. Standhaftigkeit ist das Gebot der Stunde.
Aussagen wie oben beschrieben, sind auch ein Ergebnis der falschen Sichtweise auf die Gesamtsituation. Auch wir von der Erzeugerseite müssen anfangen, die Betrachtungsweise vom Einzelbetrieb hin zu einer kooperativen Vermarktungsstrategie und einem einheitlichen Marktauftritt zu ändern.
Wir können nach vorsichtiger Einschätzung von einem weitestgehend robusten Markt 2017/2018 ausgehen. Wir erwarten von den Erzeugerorganisationen, Händlern und Bündlern ein diszipliniertes Marktverhalten – die jüngst entstandenen Chancen für einen stabilen Marktverlauf müssen genutzt werden. Und zwar deutlich zum Vorteil des Erzeugers! Aber der Fingerzeig auf andere reicht nicht. Auch auf Ebene der Erzeuger ist Selbstdisziplin gefragt. Wir haben es in der Hand, nicht untereinander ausgespielt zu werden. Insbesondere die Berufskollegen, die Positionen in den Entscheidungsgremien der Vermarktung besetzen, sind zu einem verantwortungsvollen Handeln aufgerufen.
Ob nun 60, 70 oder 80 Cent am Ende für den Erzeuger gut und ausreichend sind, ist nicht die Kernfrage. Ob durch einen geschlossenen Marktauftritt am Ende möglicherweise fünf Cent pro Kilo mehr drin gewesen wären, das ist die entscheidende Frage. Allen muss klar sein, dass die Betriebe am Limit sind. Die größte Last liegt auf dem Erzeuger und damit verbunden auch das komplette Risiko. Lagern bis zur neuen Ernte, MCP-Anwendungen, immer höhere Qualitätsansprüche und dass alles ohne entsprechende Wertschätzung der Kette. Wenn die Ware dann vom Erzeuger in andere Hände übergeht, findet der Preiskampf nur noch auf unserem Rücken statt.
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

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Seit Ende Mai haben schwere Unwetter mit Starkregen, Hagel und Orkanböen auch im Obstbau regional zu großen Schäden geführt.

Wenn Politiker sich für die besseren Wissenschaftler halten und wenn ein Herbizid zum Wahlkampfthema gemacht wird
Die öffentlichen Diskussionen um Glyphosat haben schon längst hysterische Züge angenommen.

Die Sache mit dem Pflanzenschutz
Strenge gesetzliche Regelungen für die Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stellen sicher, dass negative Auswirkungen für die Umwelt sowie die Anwender- und Lebensmittelsicherheit vermieden werden.

Trübe Aussichten oder Licht am Horizont?
Es ist Montag, der 21. März 2016, um 8.26 Uhr. Hier im Hotel Hafen Hamburg findet die Fachtagung Obst und Gemüse des Deutschen Raiffeisenverbandes statt.

Wenn wir nicht über uns sprechen, tun es andere!
Die Delegierten der Mitgliedsverbände der Fachgruppe Obstbau haben im Rahmen der letzten Versammlung intensiv über eine Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit für den deutschen Obstbau diskutiert und folgende Feststellungen getroffen:

Weiterentwicklung des integrierten Pflanzenschutzes – Beratung ist der Schlüssel
Mit Einführung der ersten Richtlinie für die Kontrolliert Integrierte Produktion im Jahr 1990 haben wir deutschen Obst- und Gemüsebauern Maßstäbe gesetzt.

Es steht viel auf dem Spiel
So wie schon seit Jahren zur guten Tradition geworden, wird auch das Jahr 2016 mit einer kräftezehrenden Veranstaltung beginnen.

Der Blick in die Zukunft – zuversichtlich oder hoffnungslos?
OBSTBAU und die Vereinigte Hagelversicherung haben in den vergangenen sechs Ausgaben die Zukunft des deutschen Obstbaus aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

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Die Erntesaison 2015 neigt sich dem Ende zu – es beginnt die Saison der Messen, Tagungen und Seminare.

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Auch in dieser Ausgabe von OBSTBAU werfen wir in unserer Artikelserie einen Blick in die Zukunft, Schwerpunkt ist das Klima.

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Wieder einmal Greenpeace… und Bündnis 90/Die Grünen können es auch nicht besser
Fünf Jahre sind seit der letzten Attacke von Greenpeace auf den Obstbau vergangen.