„Es geht auch anders…“, das ist der Satz, der nach dem Besuch von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf den Norddeutschen Obstbautagen am 15. Februar 2024 in Jork durch die Medien ging – und wohl bei den meisten hängen bleibt.
Am Tag vorher musste aufgrund eskalierender „Bauernproteste“ der Grüne Aschermittwoch in Biberach, für den auch ein Redebeitrag Özdemirs auf dem Programm stand, abgesagt werden. Entsprechend groß war tags darauf das Medieninteresse in Jork.
So ergab sich eine gute Gelegenheit, nicht nur dem Bundesminister, sondern auch der Öffentlichkeit die schwierige Situation des Obstbaus darzustellen und unseren Forderungskatalog vorzulegen. Die deutliche, aber besonnene und kerndemokratische Art, in der dieses geschah, hat uns viele Sympathien in Gesellschaft und Politik verschafft.
Ein besonders schönes Beispiel kreativen Protests des Obstbaus ist der Leuchtende Apfel, eine Aktion norddeutscher Obstbauern und Landwirte, die auf große Resonanz gestoßen ist (s. Seite 103) und deshalb zu Recht das Titelbild dieser Ausgabe von OBSTBAU ziert.
Natürlich lassen sich in Pressebeiträgen und auch hier, im Editorial, unsere Vorschläge und Forderungen nur vereinfacht darstellen. Daher haben wir die Reden aufgenommen und auf www.obstbau.org online gestellt – sollten Sie unseren Newsletter abonniert haben, so wurden Sie natürlich sofort entsprechend informiert. Unsere Forderungen noch einmal zusammengefasst:
Förderung der Integrierten Produktion, eine Flächenprämie analog zum Ökologischen Anbau
Eine praxisgerechte Pflanzenschutzmittelzulassung
Ausnahmeregelungen in der Beschäftigung von Saisonarbeitskräften
Förderung von Risikoversicherungsprämien in ganz Deutschland
Förderung der Öffentlichkeitsarbeit für deutsches Obst
Herkunftskennzeichnung bei Verarbeitungsprodukten
Ermöglichung einer Risikoausgleichsrücklage für die Betriebe
Ein mehrjähriges, durch den Bund gefördertes Konzept zum Ersatz alter, nicht mehr wirtschaftlicher Apfelanlagen durch Bäume mit widerstandsfähigen und modernen Sorten erarbeiten wir derzeit zusammen mit verschiedenen Partnern auf politischer und institutioneller Ebene. Wir werden in den Gremien der Fachgruppe Obstbau darüber diskutieren und informieren.
Nach Aussagen von Bundesminister Özdemir soll der deutsche Obstbau einen relevanten Beitrag zur gesunden und nachhaltigen Ernährung leisten. Bisher haben wir dazu von Seiten der Bundesregierung aber noch keine wirkliche Unterstützung erhalten. Der Ampelkoalition und den zuständigen Ministerien bleiben in dieser Legislaturperiode noch etwa 1,5 Jahre, um die von ihnen gesetzten Ziele der Agrar- und Ernährungswende zu erreichen. Wir haben unsere Mitarbeit an praxisnahen und zukunftsweisenden Lösungen angeboten.
Die Zeit drängt.
Fortschritte auf europäischer Ebene gibt es aus unserer Sicht zum Thema Züchtung. Das EU-Parlament hat sich nach jahrelanger Debatte dafür ausgesprochen, in der EU künftig neu gezüchtete Pflanzen einfacher zuzulassen, die mit den sogenannten „neuen genomischen Techniken (NGTs)“ erzeugt wurden. Patente auf solche Pflanzen werden jedoch abgelehnt.
Auch wenn es – selbst bei optimaler Nutzung dieser Techniken – noch mindestens 15 Jahre dauern wird, bis eine mit dieser Methode gezüchtete neue Apfelsorte für den deutschen Erwerbsobstbau verfügbar wäre, so ist damit doch ein wichtiger Schritt zu einer noch nachhaltigeren Produktion und zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln getan.
Über den Autor
Jens Stechmann, Vorsitzender der Bundesfachgruppe Obstbau und Joerg Hilbers, Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Obstbau.
Was tun, wenn ein Treffen im gewohnten Grünberger Ambiente Corona-bedingt nicht möglich ist, wir aber trotzdem nicht auf Fachinformation und kollegialen Austausch verzichten wollen?
Nun hat die Schule in den meisten Bundesländern wieder begonnen – unter besonderen Auflagen und immer mit dem Risiko, dass es trotzdem zu einer Infektion und damit zu einer Schließung der jeweiligen Schule kommen kann.
All die vielen Diskussionen über die obstbauliche Krise, fehlende Wertschätzung unserer Früchte und gesellschaftliche Kritik an unserer Arbeit hatten ein Ergebnis: Wir müssen mit den Verbrauchern reden!