Im Kern soll das Erntedankfest doch zeigen, dass unser täglich Brot eben gar nicht so alltäglich ist, sondern hart erarbeitet werden muss.
Dies zeigt sich insbesondere im Rückblick auf dieses Jahr. Mit einem enormen persönlichen und finanziellen Einsatz haben wir auch in diesem Jahr große Anstrengungen unternommen, Obst in bester Qualität zu ernten. Leider hat das Wetter viele Berufskolleginnen und -kollegen um den verdienten Lohn gebracht. Wir können vieles beeinflussen, beim Wetter hört es dann spätestens auf. Die Obsternte in Deutschland ist in diesem Jahr eine der kleinsten überhaupt. Wetterextreme wie die April-Fröste sowie regional Hagel und Starkregen haben in einigen Anbauregionen zu deutlichen Ertragseinbußen geführt. Aktuell gehen wir von einem Schadensausmaß allein bedingt durch den Frost in Höhe von rund 200 Millionen Euro aus. Beim Apfel fahren wir frostbedingt mit nur 54 Prozent der Erntemenge des Vorjahres die kleinste Apfelernte seit 1991 ein. Insbesondere in Baden-Württemberg und Bayern wurden deutlich weniger Äpfel geerntet, im Norden und Osten sieht es etwas besser aus. Wirtschaftlich besonders hart getroffen sind die Betriebe mit Totalverlusten oder sehr kleinen Ernten. Auch bei Birnen ernteten wir in diesem Jahr nur rund die Hälfte der Vorjahresmenge. Die Kirschernte ist im gesamten Bundesgebiet durch Fröste massiv dezimiert worden und ist eine der kleinsten, die es je gegeben hat. Auch bei Pflaumen und Zwetschen sah die Lage nicht besser aus. Die Erdbeersaison war witterungsbedingt mehr als durchwachsen. Auch hier gab es frostbedingte Ausfälle. Der nasse Juli hat den Erdbeeren zusätzlich zugesetzt. Vergleichbar war auch die Lage beim übrigen Beerenobst. Preiserhöhungen und die guten Qualitäten können die Laune nicht überall verbessern.
Neben der Tatsache, dass es so manchen Betrieb an die Liquiditätsgrenze und darüber hinaus geführt hat, bietet das Jahr noch weitere Erschwernisse. Die ideologisch geprägte Diskussion zur Zukunft von Glyphosat und des Pflanzenschutzes im Allgemeinen führt vermutlich zu einer Reihe von Entscheidungen, die uns anbautechnisch vor größte Herausforderungen stellen. Das „Bauern-Bashing“ nimmt weiter Fahrt auf – aktuell werden wider besseren Wissens Landwirte, Obstbauern und Gärtner alleinverantwortlich für „das“ Insektensterben gemacht.
Trotz der etwas höheren Preise hat deutsches Obst nicht an Beliebtheit verloren. Die breite Masse der Bevölkerung hat weiterhin großes Vertrauen in uns und unsere Produktionsweise. Wir arbeiten nachhaltig und schonen die Umwelt und insbesondere die Insekten. Gerade die Obstbauern wissen, dass Insekten in unseren Obstanlagen die Erträge sichern. Hier geht es nicht nur um Bienen, nein auch um die Nützlinge und das breite Spektrum der Wildinsekten. Um den Obstkonsum zu fördern, gilt es auch unsere Kampagne „Obst aus Deutschland“ weiter auszubauen.
„Wie ist denn gerade so die Stimmung im deutschen Obstbau?“ Eine Standardfrage, die uns ständig begegnet und für die wir in einigermaßen normalen Jahren auch schnell eine Antwort parat haben. Doch am Ende der diesjährigen Saison ist kaum eine Frage schwerer zu beantworten, als diese. Für viele Kolleginnen und Kollegen ist die Frage sogar ein harter Schlag ins Gesicht. Wir werden uns in den nächsten Monaten im Schwerpunkt auch um die Fragen der zukünftigen Ausgestaltung der Risikovorsorge für unsere Betriebe kümmern. Zudem müssen Fragen der Liquiditätssicherung und Liquiditätsplanung verstärkt in den Fokus rücken.
Donnert’s im November gar, so folgt ein gesegnetes Jahr. Wir werden sehen von welcher Seite das nächste Donnerwetter kommt.
Besonders gespannt blicken wir auf die Entwicklungen bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin. Wir haben zusammen mit dem Deutschen Bauernverband, dem Deutschen Raiffeisenverband und dem Zentralverband Gartenbau bei den Entscheidungsträgern unsere Positionen eingebracht.
„Wie geht’s dem Obstbau denn heute so?“ Eine häufig gestellte Frage im Vorbeigehen, die in der Vergangenheit ebenso im Vorbeigehen beantwortet wurde mit „Es geht so – schwierig, aber wir lassen uns nicht unterkriegen!“
Mit Wirkung vom 7. August 2014 hat Russland die Einfuhr bestimmter Lebensmittel aus der Europäischen Union, darunter auch Obst und Gemüse, für ein Jahr gestoppt.
Unter dem Motto „Wir haben es satt“ sind am 18. Januar 2014 anlässlich der Grünen Woche rund 25.000 Demonstranten in Berlin zusammengekommen, um für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft zu demonstrieren.