Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten
Ein Gastkommentar von Helwig Schwartau, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI), zur aktuellen Marktsituation bei Äpfeln
12 Mio. Tonnen Äpfel, einschließlich einer Spitzenernte in Deutschland, Altlasten aus der Ernte 2013, ein Überhang an Überseeäpfeln und letztendlich das russische Embargo erschweren massiv den Start der Apfelsaison 2014/15.
Aus Mangel an Lagerkapazitäten und Erntekisten möchten die Produzenten natürlich verkaufen, werden aber mit extrem niedrigen Auszahlungspreisen und zusätzlichen Marktregularien konfrontiert. Zu kleine Kaliber, Übergrößen oder schwer verkäufliche Sorten werden im Süden von der Lagerung und späterer Vermarktung ausgeschlossen werden. Im Norden bauen die Vermarkter und Vertreter der Erzeugerorganisationen auf das unternehmerische Denken und damit auf die Nichternte von schwachen Sorten und Qualitäten. Allerdings diskutieren die Erzeugerorganisationen jetzt auch über eine Ausgrenzung von Äpfeln mit zu geringer Druckfestigung. In beiden Fälle raten die Vermarkter indirekt zu einer Marktentlastung über die Industrie bzw. zu einer Nichternte.
Trotz der Maßnahmen, ob diskutiert oder schon umgesetzt, ist die Stimmung unter den Produzenten extrem angespannt, z. T. sogar explosiv. Verständlich, da die Auszahlungspreise sich mit 15,–/35,– EUR/100kg in einem nicht kostendeckenden Bereich bewegen. Die Misere wird durch die schwachen Preise für Mostäpfel komplettiert.
Es hilft kein Jammern, sondern der Blick muss nach vorne gerichtet werden. Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten und auch eine Apfelsaison erstreckt sich über mehrere Monate, in denen sich die Situation deutlich verändern kann. Im negativen Sinne musste man das in 2013/14 erkennen.
Für die Saison 2014/15 basiert die Hoffnung auf einer sehr guten Qualität der Äpfel, die den Konsumenten schon jetzt zu Nachkäufen animiert. Nach einer AMI-Analyse auf Grundlage der Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) kauften die deutschen Verbraucher 10% mehr Äpfel als im September des Vorjahres. Ähnlich positive Tendenzen melden die übrigen EU-Länder. Einmal auf ein Produkt fixiert, zeigt der Konsument wenig Neigung auf andere Obstarten auszuweichen, auch wenn sich die Ladenverkaufspreise wieder „normalisieren“. Die gute Qualität, inkl. der Haltbarkeit, lässt auch einen längeren Vermarktungszeitraum zu Lasten der Überseeäpfel zu. Nach dem Desaster in der letzten Saison dürfte die Südhalbkugel ohnehin weniger Äpfel für Europa verladen. Sollte Russland weiterhin den Import von EU-Äpfeln blockieren, wird insbesondere Südamerika mehr Ware in den Osten schicken und damit die Märkte in Westeuropa entlasten. Die Unbekannte für die kommende Saison stellt Polen dar. Hier hofft man, dass die umfangreichen EU-Stützungsmaßnahmen Wirkung zeigen.
Rekordernte hin oder her, der Begrenzungsfaktor für die Warenverfügbarkeit in der zweiten Saisonhälfte stellen die Lagerkapazitäten dar. Die Vorräte werden sicherlich etwas höher ausfallen, sind aber durchaus beherrschbar. Jedenfalls können die deutschen Vermarkter innerhalb der EU-Grenzen auf den größten Binnenmarkt mit 80 Mio. potenziellen Kunden zurückgreifen und sind nicht wie das europäische Umfeld auf Exporte angewiesen. Der Ball ist rund und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Editorials

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