Anfang August ist im Obstbau eine erste Vorabeinschätzung für den Erfolg oder Misserfolg des laufenden Wirtschaftsjahres möglich.
Während das Vorjahr geprägt war durch Überangebot, Dürreschäden, hitzebedingt zu schnelle Abreife unserer Früchte und insgesamt unbefriedigende Erzeugerpreise, gibt es nun für viele Obstbauern Anlass zu vorsichtigem Optimismus.
Die Beerenobstsaison im geschützten Anbau verlief bisher vergleichsweise gut. Im Freilandanbau hingegen sah es, abhängig von den Regionen und Kulturen, sehr unterschiedlich aus. Dort, wo ausreichend Wasser zur Verfügung stand, war auch die Ernte der Süßkirschen eher gut – zumindest großfallende Partien wurden vom Markt gut aufgenommen. Eine Prognose des Zwetschenmarktes ist noch schwierig, Ausfälle bei dieser Kultur gibt es vorwiegend im Norden und im Osten.
Im deutschen Apfelanbau ist eine eher unterdurchschnittliche Ernte zu erwarten. Frostereignisse vom 1. April bis zum 5. Mai haben besonders in nicht frostschutzberegneten Anlagen Norddeutschlands und Brandenburgs zu Ausfällen geführt. Bundesweit sind zudem bisher überdurchschnittlich starke Schäden durch Hagel zu verzeichnen und es gab bundesweit einen starken Junifruchtfall. In Polen, dem größten Apfelproduzenten Europas, sind in einigen Anbaugebieten ebenfalls größere Ausfälle durch Frostschäden zu erwarten. Damit besteht die Hoffnung auf kostendeckende Erzeugerpreise für unsere Hauptkultur Apfel.
Soweit also alles ok? Die traurige und skurrile Situation im Obstbau ist, dass befriedigende wirtschaftliche Ergebnisse scheinbar nur zu erzielen sind, wenn bei einem Teil der Betriebe erhebliche Ertragsausfälle, meist durch Frost oder Hagel, auftreten. Und diese Ausfälle sind nicht gleichmäßig verteilt, sondern treffen einzelne Betriebe dramatisch. Was es für einen Betrieb bedeutet, wenn innerhalb einer Frostnacht oder eines Hagelschauers möglicherweise die komplette Ernte des Jahres zerstört wird, kann nur ermessen, wer es selbst erlebt hat. Oft, und in diesem Jahr besonders häufig, liegen zwischen Totalausfall und Vollernte nur wenige Kilometer. Obstbauern wissen um diese Gefahr, die Strategien zum Umgang damit sind unterschiedlich. Private Rücklagen, die sogenannte „Ernte auf der Bank“, mit denen ein Ausfalljahr zu überbrücken ist, sind mit der Produktion von Obst derzeit kaum zu erwirtschaften.
Ein erfolgreiches, zukunftsweisendes Risikomangement beruht auf den drei Säulen:
1. Investition in Schutzsysteme
Um im Wettbewerb zu bestehen, musste in den vergangenen Jahren verstärkt intensiviert, spezialisiert und damit investiert werden. Wichtiger Baustein des betrieblichen Risikomanagements ist daher die Investition in Frostschutzberegnung und auch die Investition in Hagelschutzsysteme, ohne die im Süden der Republik eine Produktion kaum noch möglich ist.
2. Mehrgefahrenversicherung
Zweiter wichtiger Baustein ist die Versicherung gegen Ernteausfälle. Derzeit ist ca. 40 % der Obstbaufläche gegen Hagelschäden versichert. Die Förderung der Mehrgefahrenversicherung, wie sie in vielen europäischen Mitbewerber-Ländern praktiziert wird, wird weiterhin von der Fachgruppe gefordert, um Wettbewerbsverzerrungen auszugleichen.
3. Risikoausgleichsrücklagen
Die Wirtschaftsergebnisse von Obstbaubetrieben sind witterungs- und marktbedingt besonders stark schwankend. Für viele Betriebe ist das existenzbedrohend. Eine steuerneutrale Risikoausgleichsrücklage ist aus Sicht der Fachgruppe daher ein weiteres wichtiges Instrument zum Erhalt unserer Betriebe. Die Konzepte dazu sind erarbeitet, wir fordern sie nachdrücklich auf allen Ebenen.
Was tun, wenn ein Treffen im gewohnten Grünberger Ambiente Corona-bedingt nicht möglich ist, wir aber trotzdem nicht auf Fachinformation und kollegialen Austausch verzichten wollen?
Nun hat die Schule in den meisten Bundesländern wieder begonnen – unter besonderen Auflagen und immer mit dem Risiko, dass es trotzdem zu einer Infektion und damit zu einer Schließung der jeweiligen Schule kommen kann.
All die vielen Diskussionen über die obstbauliche Krise, fehlende Wertschätzung unserer Früchte und gesellschaftliche Kritik an unserer Arbeit hatten ein Ergebnis: Wir müssen mit den Verbrauchern reden!