Drastische Unterschiede
Während das Vorjahr geprägt war durch Überangebot, Dürreschäden, hitzebedingt zu schnelle Abreife unserer Früchte und insgesamt unbefriedigende Erzeugerpreise, gibt es nun für viele Obstbauern Anlass zu vorsichtigem Optimismus.
Die Beerenobstsaison im geschützten Anbau verlief bisher vergleichsweise gut. Im Freilandanbau hingegen sah es, abhängig von den Regionen und Kulturen, sehr unterschiedlich aus. Dort, wo ausreichend Wasser zur Verfügung stand, war auch die Ernte der Süßkirschen eher gut – zumindest großfallende Partien wurden vom Markt gut aufgenommen. Eine Prognose des Zwetschenmarktes ist noch schwierig, Ausfälle bei dieser Kultur gibt es vorwiegend im Norden und im Osten.
Im deutschen Apfelanbau ist eine eher unterdurchschnittliche Ernte zu erwarten. Frostereignisse vom 1. April bis zum 5. Mai haben besonders in nicht frostschutzberegneten Anlagen Norddeutschlands und Brandenburgs zu Ausfällen geführt. Bundesweit sind zudem bisher überdurchschnittlich starke Schäden durch Hagel zu verzeichnen und es gab bundesweit einen starken Junifruchtfall. In Polen, dem größten Apfelproduzenten Europas, sind in einigen Anbaugebieten ebenfalls größere Ausfälle durch Frostschäden zu erwarten. Damit besteht die Hoffnung auf kostendeckende Erzeugerpreise für unsere Hauptkultur Apfel.
Soweit also alles ok? Die traurige und skurrile Situation im Obstbau ist, dass befriedigende wirtschaftliche Ergebnisse scheinbar nur zu erzielen sind, wenn bei einem Teil der Betriebe erhebliche Ertragsausfälle, meist durch Frost oder Hagel, auftreten. Und diese Ausfälle sind nicht gleichmäßig verteilt, sondern treffen einzelne Betriebe dramatisch. Was es für einen Betrieb bedeutet, wenn innerhalb einer Frostnacht oder eines Hagelschauers möglicherweise die komplette Ernte des Jahres zerstört wird, kann nur ermessen, wer es selbst erlebt hat. Oft, und in diesem Jahr besonders häufig, liegen zwischen Totalausfall und Vollernte nur wenige Kilometer. Obstbauern wissen um diese Gefahr, die Strategien zum Umgang damit sind unterschiedlich. Private Rücklagen, die sogenannte „Ernte auf der Bank“, mit denen ein Ausfalljahr zu überbrücken ist, sind mit der Produktion von Obst derzeit kaum zu erwirtschaften.
Ein erfolgreiches, zukunftsweisendes Risikomangement beruht auf den drei Säulen:
1. Investition in Schutzsysteme
Um im Wettbewerb zu bestehen, musste in den vergangenen Jahren verstärkt intensiviert, spezialisiert und damit investiert werden. Wichtiger Baustein des betrieblichen Risikomanagements ist daher die Investition in Frostschutzberegnung und auch die Investition in Hagelschutzsysteme, ohne die im Süden der Republik eine Produktion kaum noch möglich ist.
2. Mehrgefahrenversicherung
Zweiter wichtiger Baustein ist die Versicherung gegen Ernteausfälle. Derzeit ist ca. 40 % der Obstbaufläche gegen Hagelschäden versichert. Die Förderung der Mehrgefahrenversicherung, wie sie in vielen europäischen Mitbewerber-Ländern praktiziert wird, wird weiterhin von der Fachgruppe gefordert, um Wettbewerbsverzerrungen auszugleichen.
3. Risikoausgleichsrücklagen
Die Wirtschaftsergebnisse von Obstbaubetrieben sind witterungs- und marktbedingt besonders stark schwankend. Für viele Betriebe ist das existenzbedrohend. Eine steuerneutrale Risikoausgleichsrücklage ist aus Sicht der Fachgruppe daher ein weiteres wichtiges Instrument zum Erhalt unserer Betriebe. Die Konzepte dazu sind erarbeitet, wir fordern sie nachdrücklich auf allen Ebenen.
Jens Stechmann Joerg Hilbers
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

Freude am Blühen und Wachsen, Sorgen um die Rahmenbedingungen der Produktion…
Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.

Diskussion um Apfelbaum-Rodeprämie
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.

Ideologie statt Fakten …
Seit im Juni 2022 die EU-Kommission den Entwurf einer neuen Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) vorgestellt hat ...

Weiter voneinander lernen, weiter aufeinander zugehen…
Der Obstbaubranche geht es nicht gut.

Ansätze zur finanziellen Förderung des deutschen Obstbaus
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.

„Können wir in diesen Zeiten unseren Kindern noch eine Ausbildung und Betriebsnachfolge im Obstbau empfehlen?“
So lautete die Frage einer Obstbäuerin auf der Mitgliederversammlung eines Landesverbandes vor einigen Wochen.

Ruinöse Erzeugerpreise – was kann der Berufsstand tun?
Traditionell blicken wir an dieser Stelle auf das zu Ende gehende Jahr zurück und versuchen, mit Zuversicht Ideen und Ansätze für Konzepte notwendiger Entwicklungen im Obstbau aufzuzeigen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat den Obstbau besucht
Nach mehrmaligem Einladen war es am 15. Oktober 2022 soweit.

Über den Winter kommen…?
In diesen Tagen, Anfang Oktober 2022, entscheiden Apfelerzeuger, ob sie ihre Bäume weiter beernten oder die aufwendig produzierten Früchte einfach hängen lassen.

Was tun gegen die Dürre?
Die schwerste Dürre seit Jahrzehnten trifft auch den Obstbau in Westeuropa hart.

Hervorragende Qualität und Menge
Auch wenn der Start der Weichobsternte mit den Erdbeeren insbesondere im Süden mehr als enttäuschend verlief, konnten im weiteren Verlauf der Erdbeer-, Kirsch- und auch der Heidelbeerernte die hervorragenden Mengen und Qualitäten etwas über die explodierenden Produktionskosten, die einbrechenden Preise und die Kaufzurückhaltung unserer Kunden hinweghelfen.

Regionalität verliert gegen Billigangebote
Den dritten Monat in Folge erreicht die Inflationsrate einen neuen Höchststand und liegt nach Angabe des Statistischen Bundesamtes nun bei 7,9 %.