Eine uns beiden gut bekannte, inzwischen 80-jährige Obstbäuerin bezeichnet diese Tage im Herbst als die „blaue Zeit“.
Und dies nicht nur wegen der Zwetschenernte. Die Luft, sagt sie, ist jetzt so wunderbar klar und blau. Wir finden, sie hat Recht.
Und wir freuen uns auch über die Momente, in denen wir bei der Apfelernte unsere Arbeit in der Natur genießen können – Probleme gibt es schließlich genug. In fast allen Anbaugebieten sind jeweils auf einigen Betrieben Corono-Infektionen bei Saisonarbeitskräften festgestellt worden. Dank eines guten Hygienekonzepts konnte jedoch überall in Zusammenarbeit mit den Behörden eine weitere Ausbreitung verhindert und das Weiterarbeiten mit den nichtbetroffenen Arbeitsgruppen ermöglicht werden.
Während der Umgang mit dem Virus langsam mehr und mehr zur Routine wird, gelangen auch andere Themen wieder in den Fokus. Die gesellschaftliche Diskussion über Landwirtschaft mit dem Wunsch nach mehr Tierwohl, Klimafreundlichkeit, Biodiversität und Gewässerschutz ist nach wie vor in vollem Gange, wie auch die guten Ergebnisse von Bündnis 90/Die Grünen in den Kommunalwahlen gezeigt haben. Aber, auch wenn die Präferenz für regionale Produkte erfreulicherweise wächst, ist eine echte Gegenfinanzierung einer weiteren Ökologisierung der Landwirtschaft bzw. des Obstbaus über den Produktpreis bisher nicht absehbar. Unsere gemeinsam mit den Partnerverbänden immer wieder geäußerte Forderung nach einem agrarpolitischen Konzept, in welchem Leistungen für die Gesellschaft auch aus EU-Agrarmitteln honoriert werden, findet sich erfreulicherweise im Positionspapier der Agrarsprecher von CDU/CSU wieder. Danach sollen zwar in erster Linie die höheren Gemeinwohlleistungen durch steigende Marktpreise entgolten werden. Wenn die Verbraucher jedoch nicht bereit sind, für das von ihnen erwartete Niveau an Tier-, Gewässer- oder Klimaschutz freiwillig zu zahlen, sollen auch andere Finanzierungsquellen wie Steuern, Mittel der EU-Agrarpolitik oder Abgaben dazu beitragen. Wir finden, das ist endlich mal ein hoffnungsvoller Ansatz.
Schön wäre es, wenn in dem politischen Zirkel derartige Vorschläge nicht parteipolitisch oder ideologisch, sondern sachlich und lösungsorientiert diskutiert würden. Und man sich auf eine gemeinsame Strategie zum Wohle der Branche einigen könnte. Leere Phrasen und Worthülsen reichen nicht aus, wir brauchen verlässliche und planungssichere Rahmenbedingungen.
Im Fokus unserer verbandspolitischen Arbeit steht natürlich auch weiterhin das Aktionsprogramm Insektenschutz und die daraus resultierenden gesetzgebenden Verfahren. Am 9. September 2020 fand auf Einladung des BMEL ein Fachgespräch zum BMU-Entwurf eines Insektenschutzgesetzes statt, an dem wir teilnehmen konnten. Dieses Gesetz befindet sich derzeit noch in der Ressortabstimmung. Bedauerlicherweise hat das BMEL bisher keine Angaben dazu gemacht, wann ein Vorschlag zu der für uns drängenden – und im Zuständigkeitsbereich des BMEL liegenden – Frage zum Verbot von Herbiziden und Insektiziden in Schutzgebieten vorgelegt wird. Wir als Fachgruppe Obstbau haben noch einmal grundsätzlich betont, dass Pflanzenschutz in Schutzgebieten weiter möglich sein muss. Gleichzeitig haben wir auf die hohe Insektenvielfalt in Integriert bewirtschafteten Obstanlagen hingewiesen und praktikable Ausnahmeregelungen gefordert.
Traurig und betroffen sind wir, gemeinsam mit vielen Obstbauern und Versuchsanstellern, über den Tod von Monika Möhler. In Nachrufen auf Seite 620 nehmen wir Abschied.
Unter dem Motto „Wir haben es satt“ sind am 18. Januar 2014 anlässlich der Grünen Woche rund 25.000 Demonstranten in Berlin zusammengekommen, um für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft zu demonstrieren.
Als Produzenten von gesunden und sicheren Nahrungsmitteln leisten Obstbaubetriebe auch einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und des Landschaftsbildes.
Über mehrere Jahre hinweg haben wir uns in zahlreichen Diskussionen und Stellungnahmen in die Ausgestaltung des NAP eingebracht. Am 10. April hat die Bundesregierung ihn nun endgültig verabschiedet.
Trotz umfangreicher Forschungsaktivitäten haben wir bis heute keine durchgreifenden Bekämpfungsverfahren, die ohne antibiotikahaltige Mittel auskommen.
Das Jahr ist noch jung und schon erleben wir einen neuen Skandal um falsch ausgezeichnete Lebensmittel. Wegen des Pferdefleisch-Skandals wurden in Deutschland bereits mehrere Produkte aus dem Handel genommen.