Die blaue Zeit
Und dies nicht nur wegen der Zwetschenernte. Die Luft, sagt sie, ist jetzt so wunderbar klar und blau. Wir finden, sie hat Recht.
Und wir freuen uns auch über die Momente, in denen wir bei der Apfelernte unsere Arbeit in der Natur genießen können – Probleme gibt es schließlich genug. In fast allen Anbaugebieten sind jeweils auf einigen Betrieben Corono-Infektionen bei Saisonarbeitskräften festgestellt worden. Dank eines guten Hygienekonzepts konnte jedoch überall in Zusammenarbeit mit den Behörden eine weitere Ausbreitung verhindert und das Weiterarbeiten mit den nichtbetroffenen Arbeitsgruppen ermöglicht werden.
Während der Umgang mit dem Virus langsam mehr und mehr zur Routine wird, gelangen auch andere Themen wieder in den Fokus. Die gesellschaftliche Diskussion über Landwirtschaft mit dem Wunsch nach mehr Tierwohl, Klimafreundlichkeit, Biodiversität und Gewässerschutz ist nach wie vor in vollem Gange, wie auch die guten Ergebnisse von Bündnis 90/Die Grünen in den Kommunalwahlen gezeigt haben. Aber, auch wenn die Präferenz für regionale Produkte erfreulicherweise wächst, ist eine echte Gegenfinanzierung einer weiteren Ökologisierung der Landwirtschaft bzw. des Obstbaus über den Produktpreis bisher nicht absehbar. Unsere gemeinsam mit den Partnerverbänden immer wieder geäußerte Forderung nach einem agrarpolitischen Konzept, in welchem Leistungen für die Gesellschaft auch aus EU-Agrarmitteln honoriert werden, findet sich erfreulicherweise im Positionspapier der Agrarsprecher von CDU/CSU wieder. Danach sollen zwar in erster Linie die höheren Gemeinwohlleistungen durch steigende Marktpreise entgolten werden. Wenn die Verbraucher jedoch nicht bereit sind, für das von ihnen erwartete Niveau an Tier-,
Gewässer- oder Klimaschutz freiwillig zu zahlen, sollen auch andere Finanzierungsquellen wie Steuern, Mittel der EU-Agrarpolitik oder Abgaben dazu beitragen. Wir finden, das ist endlich mal ein hoffnungsvoller Ansatz.
Schön wäre es, wenn in dem politischen Zirkel derartige Vorschläge nicht parteipolitisch oder ideologisch, sondern sachlich und lösungsorientiert diskutiert würden. Und man sich auf eine gemeinsame Strategie zum Wohle der Branche einigen könnte. Leere Phrasen und Worthülsen reichen nicht aus, wir brauchen verlässliche und planungssichere Rahmenbedingungen.
Im Fokus unserer verbandspolitischen Arbeit steht natürlich auch weiterhin das Aktionsprogramm Insektenschutz und die daraus resultierenden gesetzgebenden Verfahren. Am 9. September 2020 fand auf Einladung des BMEL ein Fachgespräch zum BMU-Entwurf eines Insektenschutzgesetzes statt, an dem wir teilnehmen konnten. Dieses Gesetz befindet sich derzeit noch in der Ressortabstimmung. Bedauerlicherweise hat das BMEL bisher keine Angaben dazu gemacht, wann ein Vorschlag zu der für uns drängenden – und im Zuständigkeitsbereich des BMEL liegenden – Frage zum Verbot von Herbiziden und Insektiziden in Schutzgebieten vorgelegt wird. Wir als Fachgruppe Obstbau haben noch einmal grundsätzlich betont, dass Pflanzenschutz in Schutzgebieten weiter möglich sein muss. Gleichzeitig haben wir auf die hohe Insektenvielfalt in Integriert bewirtschafteten Obstanlagen hingewiesen und praktikable Ausnahmeregelungen gefordert.
Traurig und betroffen sind wir, gemeinsam mit vielen Obstbauern und Versuchsanstellern, über den Tod von Monika Möhler. In Nachrufen auf Seite 620 nehmen wir Abschied.
Jens Stechmann Joerg Hilbers
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

Wir sind stolze Obstbauern, Gärtner und Landwirte
Zu Beginn unseres Berufslebens haben wir beide eine Ausbildung zum Gärtner gemacht.

Die Hängepartie geht weiter – Keine Mehrheit im EU-Ausschuss für neue Glyphosat-Zulassung
Die Europäische Kommission hat zunächst keine ausreichende Zustimmung der EU-Länder für eine erneute Zulassung von Glyphosat bekommen.

Das Thünen-Gutachten: Eine Chance für den Obstbau?
Auch wenn sich nach zwei sehr schwierigen Jahren am Tafelapfelmarkt endlich eine etwas bessere Absatzsituation für die Erzeuger abzeichnet – die konzeptionelle Krise des deutschen Obstbaus bleibt bestehen und ist offensichtlich.

Bemühungen des Berufsstandes erfolgreich – EU-Krisenbeihilfe soll den Obstbau kurzfristig unterstützen
Die schwierige bis dramatische Situation vieler Obstbaubetriebe ist von der Politik erkannt worden.

Glyphosat: Wichtig für den Obstbau und laut Wissenschaft ohne Risiko! Und jetzt?
In der EU ist Glyphosat bis zum 15. Dezember 2023 zugelassen.

Die Glaubwürdigkeit der Medien
Am 22. Mai, zum Höhepunkt der Spargel- und zum Beginn der Erdbeersaison, titelte „ZDF-heute“, ebenso wie sinngemäß auch viele andere Medien: „Unhaltbare Zustände im Spargelanbau“.

Freude am Blühen und Wachsen, Sorgen um die Rahmenbedingungen der Produktion…
Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.

Diskussion um Apfelbaum-Rodeprämie
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.

Ideologie statt Fakten …
Seit im Juni 2022 die EU-Kommission den Entwurf einer neuen Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) vorgestellt hat ...

Weiter voneinander lernen, weiter aufeinander zugehen…
Der Obstbaubranche geht es nicht gut.

Ansätze zur finanziellen Förderung des deutschen Obstbaus
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.

„Können wir in diesen Zeiten unseren Kindern noch eine Ausbildung und Betriebsnachfolge im Obstbau empfehlen?“
So lautete die Frage einer Obstbäuerin auf der Mitgliederversammlung eines Landesverbandes vor einigen Wochen.