Deutschland – mein Garten Aufruf zur bundesweiten Aktion mit Großplakaten
Lernen von der Nationalmannschaft
„Wie geht’s dem Obstbau denn heute so?“ Eine häufig gestellte Frage im Vorbeigehen, die in der Vergangenheit ebenso im Vorbeigehen beantwortet wurde mit „Es geht so – schwierig, aber wir lassen uns nicht unterkriegen!“. Davon abgesehen, dass es den Obstbau an sich nicht gibt, sieht die aktuelle Gefühlslage der Kernobstbauern jedoch weit weniger gut aus. Es liegt eine gewisse Lethargie über der Branche, verursacht durch Ratlosigkeit und Unsicherheit. Und dies trotz der guten Qualitäten, die wir geerntet haben und noch ernten. Die diesjährige Apfelernte ist noch nicht abgeschlossen und die Situation auf den Märkten erscheint katastrophal. Die durch das Russland-Embargo und die europäische Rekordernte verursachte Unruhe des Marktes zieht uns weiter in ihren Bann. Auch ist bei vielen Kolleginnen und Kollegen Pessimismus, Enttäuschung und sogar Zorn spürbar. Ganz selbstverständliche Emotionen, die entstehen, weil wir zum einen die Entwicklungen kaum abschätzen können und weil wir zur (gefühlten) Untätigkeit verdonnert sind.
„Ihr als Verband müsst doch was tun! Ihr müsst den Handel zwingen, nur noch deutsche Ware anzubieten! Ihr müsst Werbung machen, damit der Verbraucher nur noch deutsches Obst einkauft!“ Diese und weitere Forderungen mehren sich, sind inhaltlich aber schon immer auf der Aufgabenliste unseres Verbandes gewesen. Mit sehr viel Geld in der Kriegskasse könnten wir losziehen und Werbespots in Fernsehen und Radio schalten. Und wir könnten hochwertige Anzeigen dauerhaft in den Printmedien platzieren. Doch wir müssen uns fragen, ob wir damit auch nur einen einzigen Apfel mehr verkaufen können?
Wir müssen sehr viel grundlegender und früher ansetzen, wenn wir das Vertrauen in die exzellente deutsche Produktion stärken und den Verbraucher emotional an die regional in Deutschland produzierte Ware binden wollen. Wenn wir das in einem sicher langwierigen Prozess schaffen, kommt auch der Handel nur noch schwer auf die Idee, deutsche Ware durch ausländische zu ersetzen.
Zuerst aber muss sich der Handel zu unserem Obst bekennen. Wir garantieren neben der Qualität, auch Quantität, gesicherte Standards im sozialen und umweltrelevanten Bereich, ein funktionierendes Qualitätssicherungssystem, eine große Vielfalt – und das alles aus unserer Region Deutschland. Wir werden uns nicht scheuen, die Öffentlichkeit auf eine mangelhafte Unterstützung des Handels hinzuweisen.
Und dann geht es auch um Grundsätzliches: Fast 80 % der Kinder und Jugendlichen essen gerne Obst. Allerdings erfahren sie bei den Eltern kaum Unterstützung. Dies geht aus einer Befragung hervor, die die Initiative „Deutschland – mein Garten“ in diesem Sommer durchgeführt hat. Der Studie nach essen 70 % der Kinder nicht täglich selbst gemachte Speisen aus Obst und Gemüse. Die vorgelegte Studie zeigt auch, wie wichtig es ist, über deutsches Obst aufzuklären – insbesondere, weil nur der Hälfte der Befragten Wissen über gesunde Ernährung in der Schule vermittelt wird. Hier helfen natürlich das Schulobstprogramm und auch die Initiative 5 am Tag. Doch auch wir als Berufsstand sollten uns im Rahmen unserer Möglichkeiten noch mehr einbringen. Engagierte Betriebe sorgen in ihrem Umfeld bereits für eine entsprechende PR-Arbeit. Aber es fehlt am sogenannten Grundrauschen nach dem Motto „steter Tropfen höhlt den Stein“. Eine kontinuierliche und langfristige Kampagne wollen wir hierzu ins Leben rufen, an der sich die gesamte Wertschöpfungskette Obst beteiligen muss. Hier bieten uns die Socialmedia-Plattformen, allen voran Facebook, die allerbesten Voraussetzungen. An einem entsprechenden Konzept arbeiten wir gerade.
Aber schon heute wollen wir mit einer bundesweiten Aktion auf den deutschen Obst- und Gemüsebau aufmerksam machen und die Blicke der Verbraucher auf unsere regionale Produktion lenken. Doch eine gute und breite Öffentlichkeitsarbeit gibt es nicht umsonst und muss finanziert werden. Deshalb haben wir gemeinsam mit den Erzeugerorganisationen unter dem Dach der Kampagne „Deutschland – mein Garten“ eine Aktion mit Großplakaten ins Leben gerufen. In den nächsten Wochen werden Sie über unsere Landesverbände und durch die Erzeugerorganisationen im Detail über diese Aktion informiert. Wir hoffen, dass sich viele Betriebe beteiligen und die Großplakate an geeigneten Stellen aufstellen.
Ganz abgesehen von der Werbung für Obst und einem positiven Grundrauschen im eigenen Land: Wir brauchen von der Politik schnelle und tatkräftige Unterstützung bei der Erschließung von Drittlandsmärkten. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hat hier Hilfe zugesagt und wir setzen auf seine Bemühungen. Wir setzen aber auch auf ihn, wenn es um die zusätzlichen EU-Fördermittel für PR-Maßnahmen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik geht. Entschädigungen für die Nichternte von Obst und Gemüse sind für uns wenig attraktiv, Maßnahmen zur Absatzförderung dagegen umso wichtiger.
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

Das Thünen-Gutachten: Eine Chance für den Obstbau?
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Bemühungen des Berufsstandes erfolgreich – EU-Krisenbeihilfe soll den Obstbau kurzfristig unterstützen
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Glyphosat: Wichtig für den Obstbau und laut Wissenschaft ohne Risiko! Und jetzt?
In der EU ist Glyphosat bis zum 15. Dezember 2023 zugelassen.

Die Glaubwürdigkeit der Medien
Am 22. Mai, zum Höhepunkt der Spargel- und zum Beginn der Erdbeersaison, titelte „ZDF-heute“, ebenso wie sinngemäß auch viele andere Medien: „Unhaltbare Zustände im Spargelanbau“.

Freude am Blühen und Wachsen, Sorgen um die Rahmenbedingungen der Produktion…
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Diskussion um Apfelbaum-Rodeprämie
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.

Ideologie statt Fakten …
Seit im Juni 2022 die EU-Kommission den Entwurf einer neuen Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) vorgestellt hat ...

Weiter voneinander lernen, weiter aufeinander zugehen…
Der Obstbaubranche geht es nicht gut.

Ansätze zur finanziellen Förderung des deutschen Obstbaus
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.

„Können wir in diesen Zeiten unseren Kindern noch eine Ausbildung und Betriebsnachfolge im Obstbau empfehlen?“
So lautete die Frage einer Obstbäuerin auf der Mitgliederversammlung eines Landesverbandes vor einigen Wochen.

Ruinöse Erzeugerpreise – was kann der Berufsstand tun?
Traditionell blicken wir an dieser Stelle auf das zu Ende gehende Jahr zurück und versuchen, mit Zuversicht Ideen und Ansätze für Konzepte notwendiger Entwicklungen im Obstbau aufzuzeigen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat den Obstbau besucht
Nach mehrmaligem Einladen war es am 15. Oktober 2022 soweit.