Wie würden die fast 70 Delegierten der Landesverbände reagieren? Gibt es in Zeiten einer plötzlichen Lohnsteigerung unserer Branche von fast 25 %, in Zeiten des Wegbrechens zentraler Pflanzenschutzmittel und existenzieller Sorgen vieler Betriebe, überhaupt Raum für die Erstellung bzw. Mitgestaltung eines Nachhaltigkeitskonzeptes für den Obstbau?
Nach unserer Einleitung stellte Prof. Dierend als wissenschaftlicher Leiter von der Hochschule Osnabrück das Projekt „Nachhaltiger Obstbau 2030 durch Anpassung der Bundesrichtlinie für die Integrierte Produktion von Obst“ vor. Es folgte eine intensive und in Teilen auch kontroverse Diskussion, ob dieses Projekt zielführend ist und welche Schwerpunkte hier gesetzt werden sollten. Das Ergebnis war eindeutig: Die Delegierten halten die Erstellung einer neuen IP-Richtlinie bzw. eines Nachhaltigkeitskonzeptes für den deutschen Obstbau für sinnvoll und notwendig.
Fast unstrittig war das fachliche Konzept, welches insbesondere im Pflanzenschutz von einer Gruppe namhafter Experten unterstützt wird. Diskussionsbedarf und deutliche Forderungen bei den Delegierten gab es eher bezüglich der Begrifflichkeit und öffentlichen Darstellung. (s. S.66–67 in diesem Heft). Der derzeit oft überbeanspruchte Begriff „Nachhaltigkeit“ erscheint vielen Betriebsleitern als angemessene und zu verwendende Beschreibung eines solchen Konzeptes – weil einfach jeder Verbraucher etwas damit verbindet. Übrigens: Wir Obstbauern wissen, dass gewisse Dinge einfach reifen müssen, bis die Zeit dafür gekommen ist – erinnern wir uns nur daran, dass schon vor ca. 10 Jahren Dr. Gerd Palm einen durchaus vergleichbaren Vorschlag zu einem Nachhaltigkeitskonzept vorgelegt hat, der seinerzeit (noch) nicht mehrheitsfähig gewesen ist.
Bei der am folgenden Tag durchgeführten Schwerpunktveranstaltung zur Öffentlichkeitsarbeit wurde über die Verwendung der entsprechenden Umlagemittel diskutiert und entschieden, die der Fachgruppe Obstbau von Seiten der Landesverbände zur Verfügung gestellt werden – der Bericht dazu erscheint im Märzheft. In den kommenden Wochen wird die AG Öffentlichkeitsarbeit dazu weiter tagen.
Auf zwei weiteren Online-Veranstaltungen Ende Januar haben wir mit den Vertreterinnen und Vertretern der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Arbeitgeberverbände, des Zentralverbandes Gartenbau und des Deutschen Bauernverbandes diskutiert. Dabei ging es um unsere Positionen zu den aktuellen Kernthemen Mindestlohn und Agrarpolitik. Die neuen Medien ermöglichen allen Betriebsleitern, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Viele von Ihnen haben diese Möglichkeit genutzt und den Link dazu bei ihrem Landesverband angefordert. Wir danken für die rege Teilnahme! Auch über die Ergebnisse dieser Veranstaltungen werden wir alle, die nicht dabei sein konnten, in den kommenden Ausgaben von OBSTBAU informieren.
Alle Schwerpunktveranstaltungen haben gezeigt: Nur mit einer offenen, sachlichen Argumentation und einer mehrheitlich getragenen Strategie werden wir die Vertretung der obstbaulichen Belange gestalten.
Im erfolgreichsten Volksbegehren der Geschichte Bayerns „Rettet die Bienen“ forderten Anfang des Jahres innerhalb von zwei Wochen fast 1,8 Millionen Menschen ein Gesetz für mehr Umwelt- und Naturschutz.
Die Wahl zum EU-Parlament ist auch für den Obstbau von besonderer Bedeutung, nicht nur aufgrund des Brexits und einer noch nicht geklärten Finanzplanung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020.
In dieser Ausgabe von OBSTBAU finden Sie einen Sonderdruck, der sich mit der Verfügbarkeit von Insektiziden für den Obstbau in Deutschland auseinandersetzt.
Der Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ in Bayern zeigt, dass sich Landwirte und Gärtner und der Rest der Bevölkerung noch fremder geworden sind.
„Am Ball bleiben“ bei laufenden Entwicklungen im Bereich der Anbautechnik, der EDV, bei rechtlichen Regelungen und in der Arbeitsorganisation – so muss die Devise lauten.
Die Fachgruppe Obstbau fordert die Behörden und die Industrie auf, dringend Maßnahmen für eine tragfähige Zukunft des Zwetschen- und Pflaumenanbaus in Deutschland zu ergreifen – und zwar gemeinsam mit dem Berufsstand.