Der Mindestlohn steigt
Diese Anpassung legte die Mindestlohnkommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern vor wenigen Wochen fest. Die Kommission habe sich bei der Höhe der Anpassung an der aktuellen Tarifentwicklung orientiert. Zudem gibt es noch den gesetzlichen Auftrag an diese Kommission, laufend die Auswirkungen des Mindestlohns auf den Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auf die Wettbewerbsbedingungen und die Beschäftigung im Zusammenhang mit bestimmten Branchen und Regionen zu bewerten. Die Ergebnisse stellt die Kommission der Bundesregierung in einem Bericht zur Verfügung. So oder mit ähnlich leidenschaftsloser Formulierung wird die Aufgabe dieses Gremiums auf den Internetseiten des Arbeitsministeriums beschrieben. Aber wird unser Berufsstand im Ministerium oder in der Kommission auch wahrgenommen?
Die volle Härte des Mindestlohnes trifft uns in der Landwirtschaft und im Gartenbau spätestens ab dem 1. Januar 2018. Bis dahin erlaubt uns der Mindestentgelt-Tarifvertrag zwar noch geringfügige Abweichungen. Aber schon jetzt hat die gesetzlich bzw. tariflich vorgeschriebene Lohnuntergrenze großen Einfluss auf die Entwicklung und Zukunftsperspektiven unseres gesamten Berufsstandes. Eine vom Thünen-Institut durchgeführte Studie zum Mindestlohn in Gartenbau und Landwirtschaft bestätigt unsere Befürchtungen, dass der Mindestlohn erhebliche Auswirkungen auf den Anbau arbeitsintensiver Kulturen hat und mit einem Rückgang des Anbaus in Deutschland zu rechnen ist. Die Befragung der Betriebe belegt zudem die groben handwerklichen Fehler des Arbeitszeitgesetzes in Bezug auf die Erntearbeiten im Sonderkulturanbau. Die unflexiblen Arbeitszeitregelungen ignorieren die Realitäten unserer Betriebe. Gerade in der Erntesaison ist die Ruhezeitregelung in der Praxis oftmals nicht durchführbar. Es ist keinem Erntehelfer zuzumuten, während der Mittagshitze der Sommermonate auf dem Feld zu arbeiten, nur um die nächtliche Ruhezeiten einzuhalten. Auch hinsichtlich der Produktqualität wird bevorzugt in den Morgen- und Abendstunden geerntet. Erforderliche Ruhezeiten und Pausen wurden in der Vergangenheit schon einvernehmlich mit den Mitarbeitern geregelt und benötigen auch in Zukunft keiner staatlichen Kontrolle.
Die Fachgruppe Obstbau hatte die Politik in der Vergangenheit immer wieder auf die praxisfernen bürokratischen Anforderungen und eine drohende Veränderung im Anbauspektrum so wie die Verschiebung arbeitsintensiver Kulturen in andere europäische Länder hingewiesen. Vielen politisch Verantwortlichen ist es wohl egal, ob der lohnintensive Sonderkulturanbau in seiner Form erhalten bleibt. Scheinbar ist für sie auch egal, woher ihr Obst kommt.
Die Befragung des Thünen-Institutes bekräftigt und stützt unseren Ansatz, auch weiterhin Anpassungen für unseren Wirtschaftszweig einzufordern. Die Studie, die im April an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt übergeben wurde, kann auf der Homepage des Thünen-Instituts heruntergeladen werden (www.thuenen.de). Lesen Sie dazu auch den Bericht ab Seite 386 in dieser Ausgabe. Unser Dank gilt allen, die sich an der Umfrage beteiligt haben.
Der Mindestlohn wird uns weiter stark fordern. Steigende Produktionskosten bei preiswerten Lebensmitteln gerade bei Obst und Gemüse sind eine Gratwanderung. Der Wert von heimischem Obst- und Gemüse in bester Qualität aus der Region für die Region muss sich auch beim Preis wiederfinden.
Die Einführung des Mindestlohns soll auch die Wertschätzung des Faktors Arbeit erhöhen. Die Arbeit der Obstbäuerinnen und Obstbauern und unser produziertes Obst haben eine hohe Wertschätzung allemal verdient.
Jens Stechmann Jörg Disselborg
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

Politikwechsel und Neustart?
Am 23. Februar 2025 wird eine neue Bundesregierung gewählt.

Mit Zuversicht und Unternehmergeist ins neue Jahr!
Mit dem Jahresbeginn jähren sich die Bauernproteste und Treckerdemos, die für die Fachgruppe Obstbau auch zu intensiveren Gesprächen mit der Bundespolitik geführt haben.

Liebe Obstbäuerinnen und Obstbauern, liebe Obstbauinteressierte
zum Ende eines aufregenden und durchwachsenen Obstjahres ziehen wir Bilanz.

Strukturveränderungen im LEH: Eine Chance für den Obstbau?
Seit Jahren verfügen die vier „Großen“ im Lebensmitteleinzelhandel, EDEKA/NETTO, REWE/PENNY, ALDI sowie die Schwarz-Gruppe mit LIDL und Kaufland, über einen stabilen Marktanteil von fast 80 %.

„Gemischte Gefühle…“ oder auch „Licht und Schatten…“
Mit den drei verschiedenen Titelbildern möchten wir die aktuell so unterschiedliche Situation auf den Obstbaubetrieben darstellen:

Endlich auskömmliche Erzeugerpreise erwartet – wenn man Äpfel hat…
Mit prognostizierten knapp 800.000 t erwartet Deutschland eine der schwächsten Apfelernten der letzten 20 Jahre und mit geschätzt 10,2 Mio. t Äpfeln wird auch die europäische Apfelernte deutlich unter den Ernten der vergangenen Jahre liegen.

Frosthilfen der Länder und der EU: Kompatibilität notwendig!
Ca. 25 % der deutschen Apfel- und ca. 40 % der deutschen Kirschernte ist den Blütenfrösten Ende April und Anfang Mai zum Opfer gefallen – mit erheblichen regionalen Unterschieden.

Außer-Haus-Verpflegung: Bio und/oder regional?
Täglich nehmen etwa sechs Millionen Menschen die sogenannte Außer-Haus-Verpflegung (AHV) in Anspruch, essen also in Kitas, Mensen, Schulen, Seniorenheimen, Kantinen u.s.w.

Frostschäden für Betriebe in betroffenen Regionen existenzbedrohend
Schon unmittelbar nach den Frostnächten vom 21. bis 23. April 2024 war bei der Klimawandel-bedingt extrem weit vorangeschrittenen Vegetation zu befürchten, dass die Schäden in den betroffenen Regionen sehr hoch sein würden.

Extreme Witterung im April – Situationsbericht Obstbau
Vollblüte und zum Teil auch schon Abblüte Mitte April in den meisten Baumobstanlagen Deutschlands – jährlich verzeichnen wir neue Rekorde, die Meteorologen auf den Klimawandel zurückführen.

Zu wenig Zukunft im Zukunftsprogramm Pflanzenschutz…
… so titelt die Pressemitteilung des Zentralverbandes Gartenbau zum neuen Pflanzenschutzstrategiepapier der Bundesregierung – und trifft es damit auf den Kopf.

„Es geht auch anders…“
So schlimm, wie viele es befürchtet haben, ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Proteste der Landwirtschaft waren beeindruckend und nachdrücklich, aber wohlorganisiert, friedlich und demokratisch.