Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Fahrt mit dem Traktor? Vielleicht mit dem Opa oder dem Vater? Haben Sie noch das Bild vor Augen, wie der Familienbetrieb zu Ihren Kindergartenzeiten aussah?
Gartenbau und Landwirtschaft haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Die Zahl der Betriebe nimmt ab. Die Mengen der erzeugten Produkte sind stark gestiegen. Ein Widerspruch? Nur scheinbar, denn die verbleibenden Betriebe werden größer, leistungsfähiger und wirtschaften effizienter. Nach wie vor sind aber Familienbetriebe für den deutschen Obstbau prägend. Unsere Betriebe müssen sich weiterentwickeln, vielleicht spezialisieren oder auch neue Betriebszweige erschließen.
Der Strukturwandel bedingt also einen Unternehmenswandel. Veränderungen im Unternehmen, im Betrieb, sind aber nur dann erfolgreich und profitabel, wenn sich auch der verantwortliche Unternehmer wandelt. Im Kern geht es um das sichere Organisieren und Managen von Veränderungsprozessen.
Wie lässt sich der Unternehmens- und Unternehmerwandel sicher gestalten? Welche Möglichkeiten haben wir, persönlichen Gewinn und unternehmerischen Profit in Zeiten des Wandels zu generieren?
Um unter den betriebsindividuellen Voraussetzungen die richtigen Entscheidungen treffen zu können, müssen sich vor allem die Chefinnen und Chefs mit den eigenen betriebswirtschaftlichen Zahlen und Fakten auseinandersetzen. Doch mit zunehmender Betriebsgröße werden die Sachverhalte komplexer. Nur wer seinen genauen „Standort“ kennt, kann sein Ziel finden. Nur auf Basis einer aktuellen Buchführung und Aufzeichnungen wichtiger Ertrags- und Preisdaten können betriebswirtschaftliche Fehlentwicklungen erkannt und entsprechende Entscheidungen getroffen werden. Eine gute Möglichkeit, z. B. für den Kernobstbereich, um geeignete Kennzahlen und Vergleichszahlen für den Betrieb zu bekommen, ist die Teilnahme am „Betriebsvergleich 4.0“ des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau. Mehr erfahren Sie ab Seite 279 in dieser Ausgabe.
Wir als Verband bieten im Rahmen unserer Seminare und Tagungen Anregungen und Hilfestellungen für das Unternehmen und die Unternehmer an. Unser Arbeitskreis Betriebswirtschaft und Unternehmensführung im Obstbau sucht und entwickelt beispielhafte Lösungsvorschläge. Die betriebswirtschaftlichen Beratungsangebote der Ämter und Kammern bleiben unverzichtbar. Nutzen Sie diese Angebote aktiv! Niemand muss den Strukturwandel ohnmächtig über sich ergehen lassen. Vom Wandel profitieren können wir nur durch die aktive Mitgestaltung.
Die notwendige gesellschaftliche Debatte zu Klimawandel, Umwelt- und Naturschutz wird leider auf vielen Ebenen unmittelbar und unsachlich mit unserer Obstproduktion verknüpft und stellt die Betriebe vor weitere enorme Herausforderungen.
Im erfolgreichsten Volksbegehren der Geschichte Bayerns „Rettet die Bienen“ forderten Anfang des Jahres innerhalb von zwei Wochen fast 1,8 Millionen Menschen ein Gesetz für mehr Umwelt- und Naturschutz.
Die Wahl zum EU-Parlament ist auch für den Obstbau von besonderer Bedeutung, nicht nur aufgrund des Brexits und einer noch nicht geklärten Finanzplanung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020.
In dieser Ausgabe von OBSTBAU finden Sie einen Sonderdruck, der sich mit der Verfügbarkeit von Insektiziden für den Obstbau in Deutschland auseinandersetzt.
Der Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ in Bayern zeigt, dass sich Landwirte und Gärtner und der Rest der Bevölkerung noch fremder geworden sind.