Der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir besuchte die Bundesfachgruppe Obstbau. In kleiner Runde konnten wir ihn am KOB in Bavendorf empfangen und ihm einen Einblick in die durch Familienbetriebe geprägte Struktur unserer Produktion geben.
Wir haben ihm erläutert, dass der Obstbau in Deutschland nur noch einen Selbstversorgungsgrad von 22 % hat. Dabei spielt die regionale Produktion nicht nur eine große Rolle für den Artenschutz, regional produziertes Obst hat auch einen vergleichsweise günstigen CO2-Fußabdruck – dies gilt sogar für gelagerte Früchte (s. S. 640).
Wir haben aufgezeigt, dass sowohl der Integrierte als auch der ökologische Obstbau Pflanzenschutzmittel brauchen, deren Einsatz aber nicht im Widerspruch zur ökologischen Vielfalt in Obstanlagen steht. Und dass eine Umsetzung des Entwurfes der EU-Pflanzenschutzanwendungsverordnung (SUR) nicht nur ein sofortiges Produktionsverbot für 35 % der Obstbaubetriebe zur Folge hätte, sondern dass dadurch auch wertvolle Kulturlandschaft verloren gehen würde – schließlich war der Obstbau in diesen Gebieten oft die Ursache dafür, dass sie unter Schutz gestellt worden sind.
Vor allem aber haben wir Minister Özdemir die zunehmend verzweifelte Situation der Betriebe geschildert, die durch aktuell explodierende Produktionskosten mit immer höheren Umwelt- und Sozialstandards, übervolle Märkte und ein verändertes Kaufverhalten unserer Kunden entsteht.
Unsere Lösungsansätze und auch unsere Forderungen nach kurz- und mittelfristiger Unterstützung konnten wir in sachlich-konstruktiver Gesprächsatmosphäre erläutern. Wir haben sie, mit den Antworten des Bundesministers und seines Ministeriums, auf Seite 634 abgedruckt.
Nach diesem Gespräch und dem dann folgenden Besuch auf dem Obstbaubetrieb der Familie Haas in Ailingen haben wir den Eindruck, dass der Bundesminister unsere Probleme verstanden hat und sich für den deutschen Obstbau und seine Familienbetriebe verantwortlich fühlt. Seine Aussage, dass sowohl die Integrierte als auch ökologische Bewirtschaftung gleichermaßen ihre Bedeutung und Berechtigung haben, war wohltuend.
Es bleibt die Frage, mit welchen Maßnahmen der deutsche Obstbau durch die sich abzeichnend weiterhin schwierigen Zeiten geführt werden soll. Wir haben, in enger Abstimmung mit den Vertretern der Landesverbände, unsere Vorschläge gemacht. Und wir hoffen, dass der begonnene Dialog in Zukunft erfolgreich weitergeführt wird.
Die deutschen Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer-, Kirsch- und Zwetschenkulturen sind in den meisten Regionen Deutschlands vergleichsweise gut durch die Phase der Blüte gekommen.
Die Äußerungen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Osterwochenende sorgten bei Obstbauern für Entsetzen und führten bei nicht wenigen auch zu Verzweiflung.
Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.
Traditionell blicken wir an dieser Stelle auf das zu Ende gehende Jahr zurück und versuchen, mit Zuversicht Ideen und Ansätze für Konzepte notwendiger Entwicklungen im Obstbau aufzuzeigen.
In diesen Tagen, Anfang Oktober 2022, entscheiden Apfelerzeuger, ob sie ihre Bäume weiter beernten oder die aufwendig produzierten Früchte einfach hängen lassen.
Auch wenn der Start der Weichobsternte mit den Erdbeeren insbesondere im Süden mehr als enttäuschend verlief, konnten im weiteren Verlauf der Erdbeer-, Kirsch- und auch der Heidelbeerernte die hervorragenden Mengen und Qualitäten etwas über die explodierenden Produktionskosten, die einbrechenden Preise und die Kaufzurückhaltung unserer Kunden hinweghelfen.