Im Wettbewerb der europäischen Obstbauregionen sind die hohen und teuren Umwelt- und Sozialstandards für die deutschen Produzenten nachteilig bis ruinös.
Die dramatische Situation auf den Obstbaubetrieben spiegelt sich auch im Einbruch der Ausbildungsabschlüsse zum Gärtner, Fachrichtung Obstbau um 37 % (Stand: September 2022) wider.
Die für uns so wichtige Honorierung der regionalen Produktion durch die Präferenz der Verbraucher ist gerade in Zeiten der Krise immer weniger spürbar. Wenn also bei einem Selbstversorgungsgrad von gerade einmal 22 % (bei Äpfeln ca. 65 %) der klima- und artenfreundliche Obstbau in Deutschland erhalten werden soll, müssen die Obstbauern für ihre Mehraufwendungen in Bezug auf gesellschaftliche Leistungen im Anbau politisch und finanziell unterstützt werden.
Die von Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vorgeschlagene Streichung der Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse wird aus unserer Sicht keine Entlastung für die Produzenten bringen. Wenn die Preissenkung von 7 % überhaupt vom LEH an den Endverbraucher weitergegeben werden sollte, ist eine spürbare Steigerung des Obstkonsums damit nicht zu erwarten. Außerdem wird auf diese Weise nicht der deutsche Obst- und Gemüsebau unterstützt, weil die Vergünstigung ja genauso für Importprodukte gilt. Aber wir lassen uns gern vom Gegenteil überraschen. Immerhin sind nach unseren Recherchen keine Nachteile für pauschalierende Betriebe zu erwarten.
In den Gesprächen und Kontakten mit Vertretern der Regierungskoalition fordern wir daher andere, wirksame Maßnahmen zur Unterstützung der heimischen Obstproduktion:
Eine wirklich erfolgreiche Marketingkampagne für deutsches Obst kann der Berufsstand nur mit finanzieller Hilfe realisieren. Ein entsprechendes Förderprogramm der Bundesregierung würden wir sehr begrüßen.
Die Weiterentwicklung des Integrierten Obstanbaus durch das Nachhaltigkeitskonzept IP 2030 (s. Obstbau Februar 2022) sollte mit 2.000,00 €/ha/Jahr gefördert werden. Auf diese Weise kann die Bundesregierung ein Zeichen setzen und unsere Leistungen im Bereich der Umwelt- und Sozialstandards honorieren.
In unseren Nachbarländern werden die Prämien für die Versicherung gegen Witterungsrisiken im Obstbau zu 50–75 % mit nationalen Mitteln vom Staat übernommen. Eine entsprechende Regelung auch in Deutschland würde eine schnelle und nachhaltige Entlastung für den Obstbau bedeuten und Wettbewerbsnachteile abbauen.
Insbesondere in Süddeutschland sehen wir Potenzial für zusätzliche Einnahmen der Betriebe durch aufgeständerte Photovoltaikanlagen über Obstanlagen (Agri-Photovoltaik). Die im EEG 2023 vorgesehene Bezuschussung von 1,2 ct/kwh ist allerdings nicht ausreichend zur Kompensation der Mehrkosten gegenüber Freiflächen- oder Dachanlagen. Für die vereinfachte Genehmigung der Anlagen ist darüber hinaus eine Privilegierung insbesondere für kleinere Anlagen im Baurecht notwendig.
Wir setzen auf die Unterstützung der Entscheidungsträger und wünschen uns von allen Beteiligten ein klares Bekenntnis zur regionalen deutschen Produktion.
Nun hat die Schule in den meisten Bundesländern wieder begonnen – unter besonderen Auflagen und immer mit dem Risiko, dass es trotzdem zu einer Infektion und damit zu einer Schließung der jeweiligen Schule kommen kann.
All die vielen Diskussionen über die obstbauliche Krise, fehlende Wertschätzung unserer Früchte und gesellschaftliche Kritik an unserer Arbeit hatten ein Ergebnis: Wir müssen mit den Verbrauchern reden!
Die notwendige gesellschaftliche Debatte zu Klimawandel, Umwelt- und Naturschutz wird leider auf vielen Ebenen unmittelbar und unsachlich mit unserer Obstproduktion verknüpft und stellt die Betriebe vor weitere enorme Herausforderungen.