2021 – Was erwartet uns?
So wird ab dem 1. Januar 2022 die Möglichkeit zur Pauschalierung der Umsatzsteuer neu geregelt. Es dürfen dann nur noch die Unternehmer pauschalieren, die einen Vorjahresumsatz von unter 600.000,00 EUR vorzuweisen haben. Da sich diese Regelung auf den Unternehmer und nicht auf den einzelnen Betrieb bezieht, sind alle unternehmerbezogenen Umsätze (Photovoltaik, Hofladen, Nebeneinkünfte usw.) mit einzubeziehen. Diese Gesetzesvorlage war aus Sicht der Bundesregierung notwendig geworden, weil die EU-Kommission im Februar 2020 beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) Klage gegen die bisherige Regelung erhoben hat. Sollte Deutschland diese Klage verlieren, würden nach Einschätzung des Bundesfinanzministeriums Rückforderungen in Höhe von mehreren hunderte Millionen Euro drohen. Der nun erreichte Kompromiss stellt für viele landwirtschaftliche Betriebe, darunter eben auch die lohnintensiven Sonderkulturbetriebe, eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Wir hatten uns für eine betriebsbezogene und höhere Umsatzgrenze eingesetzt, konnten diese jedoch nicht durchsetzen. Die nun vereinbarte Umsatzgrenze verschont wenigstens die kleineren und mittleren Betriebe. Es wurden im Bundesfinanzministerium auch andere Alternativen bis hin zur völligen Abschaffung der Möglichkeit des Pauschalierens diskutiert. Jetzt kommt es auf die Steuerberater an, die praktische Umsetzung individuell im Rahmen der Vorgaben zu gestalten.
In Verbindung mit der im kommenden Jahr massiven Anhebung des Mindestlohnes auf 10,45 € ab dem 1. Juli 2022 werden wir einen Anstieg der Produktionskosten erleben. Dieses wird dann leider zwangsläufig auch zu strukturellen Veränderungen auf Obstbaubetrieben führen und den Strukturwandel beschleunigen. Weniger, dafür größere Betriebe, sowie eine Verlagerung der Obstproduktion ins Ausland sind mögliche Szenarien, deren Auswirkungen derzeit nicht absehbar sind.
Positiv zu werten ist, dass das Bundeskabinett Ende vergangenen Jahres die Umsetzung der UTP-Richtlinie durch das sogenannte Agrarorganisationen-und-Lieferkettengesetz (AgrarOLkG) beschlossen hat und in den kommenden Wochen im Bundestag über das Gesetz beraten wird. Faire Handelsbedingungen sind unverzichtbar. Gerade im Bereich der Agrarerzeugnisse und Lebensmittel hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass gesetzliche Regelungen zwingend erforderlich sind, um bei einem fehlenden Gleichgewicht der Marktpartner ein faires Miteinander einfordern zu können. Daher begrüßen wir nicht nur die zügige Umsetzung der Richtlinie (EU) 2019/633 über unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) in deutsches Recht, sondern insbesondere auch die geplanten Erweiterungen, die aus unserer Sicht allerdings noch nicht weit genug gehen.
Eine Entschärfung der Corona-bedingten Einschränkungen durch Impfungen größerer Bevölkerungsgruppen wird voraussichtlich erst in einigen Monaten zu erwarten sein. Wir brauchen daher eine Zusage der Bundesregierung, dass osteuropäische Saisonarbeitskräfte einreisen dürfen. Unsere Hygienekonzepte haben sich im letzten Jahr bewährt und sollten weiterhin Basis einer praktikablen Regelung sein. Die bis zum 31. Oktober 2020 befristete Anhebung der Zeitgrenzen für eine kurzfristige Beschäftigung von drei auf fünf Monate bzw. von 70 auf 115 Arbeitstage hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die meisten Pflanz- und Erntearbeiten im Obstbau durchgeführt werden konnten. Dabei war das Infektionsrisiko insgesamt geringer, weil weniger Saisonarbeitskräfte länger im Betrieb arbeiten konnten. Wir bitten die Politik dringend um eine vergleichbare Regelung auch für das Jahr 2021 (s. dazu auch S. 66/67).
Im Pflanzenschutzbereich schließlich fehlt uns in der kommenden Saison durch das Ende der Zulassung und Aufbrauchfrist von Calypso am 3. Februar 2021 in ca. 30 Indikationen ein wirksames Insektizid. Wir versuchen derzeit mit Hochdruck, gemeinsam mit den Pflanzenschutzexperten im Obstbau und den Behörden, geeignete Alternativen zu eröffnen. Die bisherigen Gespräche dazu verliefen wenig erfolgreich, wir setzen uns aber weiter für praktikable Lösungen ein.
Jens Stechmann Joerg Hilbers
- Bundesvorsitzender - - Geschäftsführer -
Editorials

Kooperation statt Konfrontation – freiwilliges Engagement nicht bestrafen
Als Produzenten von gesunden und sicheren Nahrungsmitteln leisten Obstbaubetriebe auch einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft und des Landschaftsbildes.

Hochwasserhilfe 2013
Wir alle verfolgen die immer noch dramatischen Bilder des Hochwassergeschehens mit großer Betroffenheit.

Wir halten immer noch nach
Achten Sie einmal auf Ihre Reaktionen, wenn Sie dieses Wort lesen: NACHHALTIGKEIT.

Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) – Wie geht es nun weiter?
Über mehrere Jahre hinweg haben wir uns in zahlreichen Diskussionen und Stellungnahmen in die Ausgestaltung des NAP eingebracht. Am 10. April hat die Bundesregierung ihn nun endgültig verabschiedet.

Wie ist die Lage in Sachen Feuerbrand?
Trotz umfangreicher Forschungsaktivitäten haben wir bis heute keine durchgreifenden Bekämpfungsverfahren, die ohne antibiotikahaltige Mittel auskommen.

Sicherheit, Transparenz, Kontrolle und Qualität oder was hat Pferdefleisch mit dem Obstbau zu tun?
Das Jahr ist noch jung und schon erleben wir einen neuen Skandal um falsch ausgezeichnete Lebensmittel. Wegen des Pferdefleisch-Skandals wurden in Deutschland bereits mehrere Produkte aus dem Handel genommen.

Was erwartet uns in diesem Jahr?
Auf Bundesebene sind bereits alle Weichen in Richtung Bundestagswahl im September gestellt. Nach der Landtagswahl in Niedersachsen stehen in diesem Jahr noch die Wahlen in Bayern und Hessen an. In Niedersachsen kommt es zu einem Regierungswechsel, mit Folgen für die Bundespolitik.

Prosit Neujahr mit alten Themen und neuen Aufgaben
Ein anstrengendes Jahr 2012 liegt hinter uns. Obwohl wir in Gemeinsamkeit mit anderen Verbänden der grünen Branche viel erreichen konnten, erwarten uns in diesem Jahr noch viele nicht abgeschlossene Baustellen.

Neue Versicherungssteuer - geht doch
Für uns völlig unverständlich plant die Bundesregierung die gesetzliche Festschreibung eines Versicherungssteuersatzes für Mehrgefahrenversicherungenvon 19 Prozent des Versicherungsbetrages.

Nachhaltige Produktion von gesundem Obst in Mitteleuropa gefährdet
Anlässlich der 21. Bundesarbeitstagung für Pflanzenschutzberaterin Grünberg

Fachkräftemangel – ein Problem für den Obstbau?
Finden wir für unsere Betriebe noch genügend qualifiziertes Personal? Welche Ansprüche stellt der Obstbau heute und in Zukunft an Fachkräfte? Droht dem deutschen Obstbau der personelle Notstand? Oder reden wir nur von einem Mangel an günstigen und hochflexiblen Arbeitskräften?